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SPIELSTIL Rezension

Frantic

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Fabian Engeler, Pascal Frick, Pierre Lippuner, Stefan Weisskopf
erschienen bei Game Factory

- 7.Sep.2020

Ich habe bisher nie verstanden warum man Uno braucht, wenn man doch einfach Mau Mau spielen kann. Mit Frantic habe ich etwas in die Hand bekommen, das mich zum Umdenken bringen könnte…

Vermeiden Sie Personen mit Goldzähnen, die Karten spielen wollen.

(George Carlin)

Jeder Spieler bekommt zu Beginn einer Runde 7 Karten ausgeteilt, das Ziel ist es sie alle loszuwerden. Ist man am Zug, wirft man eine Karte nach den Regeln ab. Kann man das nicht oder möchte nicht, zieht man eine Karte vom Nachziehstapel. Kann man dann, darf man noch eine Karte abwerfen. Die Regeln sind, die üblichen. Ich lege entweder die Farbe oder die Zahl der vorigen Karte ab. Bei einfarbigen Sonderkarten, muss die Farbe stimmen. Bei schwarzen Karten muss die Zahl passen. Spiele ich eine schwarze Karte, wird eine Ereignis vom entsprechenden Stapel gezogen und durchgeführt. Hat es ein Spieler geschafft alle Karten abzulegen endet die Runde und die anderen Spieler zählen ihre Punkte. Die Punkte werden pro Spieler über die Runden hinweg addiert Erreicht die Summe eines Spielers einen vorher vereinbarten Wert, endet das Spiel und der Spieler mit den wenigsten Punkten gewinnt.

Mögliche Handkarten bei Frantic. Die schwarze Acht kann ich nur auf eine andere Acht legen.

Man sollte immer ehrlich spielen, wenn man die Trümpfe in der Hand hat.

(Oscar Wilde)



Robert meint:

Kartenspiele gibt es wie Sand am Meer. Viele davon sind Reiterationen von bereits bestehenden, nur mit ein paar Sonderkarten, als Alibi, versehen. Ich war also wenig begeistert als ich die Regeln von Frantic las und mir klar wurde, dass es ein Mau-Mau Klon war. Doch nach der ersten Partie waren die Zweifel nicht nur verschwunden, ich war schlicht begeistert. Die Karten abzuwerfen ist ein wirklich schlichtes Ziel, der Weg mach den Reiz des Spiels aus. Die Emotionen können in den Partien im hohen Bogen kommen und das Vokabular dürfte dem einen oder anderen dabei durchaus entgleisen. Das ist genau das, was Frantic leisten will und es liefert. Genau das. Es ist in weiten teilen völlig unplanbar. Sicher man kann sich eine Strategie zurechtlegen, die es wahrscheinlicher macht alle Karten loszuwerden. Das kann, soll und wird jedoch von den Mitspielern torpediert werden. Die Gründe dafür sind schön vielfältig. Schwarze Karten, zum Beispiel sie sind schon nervig wenn man sie bekommt, da man sie nur auf die entsprechende Zahl legen kann, Schwarz ist keine Farbe im Spiel. Das heißt, man nutzt jede Gelegenheit sie loszuwerden, am liebsten an andere Mitspieler 🙂  doch schafft man es eine abzulegen, zieht man eine Karte vom Ereignisstapel. Ereignisse bedeuten meistens Chaos, selten was Gutes. Tornado als Beispiel: Man sammelt alle Handkarten ein, mischt sie schön durch und verteilt neu und zwar gleichmäßig. Wer hier schon die Augen verdreht, ist bei Frantic völlig falsch. Denn der Ereignisstapel hält einiges bereit, was das zunichte macht, was man sich so schön ausgedacht hat. Geht es jedoch auf ist die Freude umso grösser und die Schadenfreude, wenn ein anderer Spieler noch eine volle Hand hat ist unbezahlbar.

Der Stapel Ereigniskarten, mit 2 Beispielen. Der Tornado, alle Handkarten einsammeln und neu austeilen. Time Bomb: Jeder hat noch maximal 3 Züge, dann ist die Runde zu Ende.

Noch eine paar „honorable mentions“, anderer Karten: „Gift“, eine meiner Lieblingskarten, man sucht sich zwei hübsche Karten seiner Hand aus und verehrt sie einem Mitspieler. Dabei sind natürlich gerne die schwarzen Karten genommen. „Equaltiy“, ein Mitspieler zieht so viele Karten nach, bis er gleich viele hat wie man selbst. „Exchange“, die schwächere Variante von „Gift“, man gibt zwei Karten an einen Mitspieler und zieht zwei von ihm. Und last but not least „Fuck You“, man kann sie nur spielen wenn man 10 Karten auf der Hand hat, oder sie an andere weitergeben (mit Gift zum Beispiel). Hat man sie am Ende noch auf der Hand zählt sie saftige 42 Punkte.

Die römischen Zahlen sind das einzige was an den Karten gewöhnungsbedürftig ist, hier muss man sich tatsächlich wieder etwas „einsehen“. Die Zahl steht zwar auf englisch nochmals auf der Karte, jedoch ist das üblicherweise von den anderen Karten abgedeckt.

Ich kann „Frantic“ jedem empfehlen, der eine lustige, spassige und schnelle Runde haben möchte, vor allem wenn Schadenfreude erlaubt und gewollt ist.

 

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Ein flottes, völlig unplanbares Kartenablegespiel. Wem Uno immer schon zu wenig war, der sollte hier definitiv zugreifen, die anderen eigentlich auch 🙂

  • Erscheint bei Game Factory
  • Für 2 – 8 Spielende und dauert 20 – 30 Minuten
  • Am besten geeignet für Familie

Spielstil – Wertung

Robert:

9/10
Das gefiel uns
  • Fast jede Partie mit viel „Oh Nein“ und „Oh doch“
  • Schnell, unplanbar, spassig.
Das nicht so
  • Römische Ziffern sind gewöhnungsbedürftig
Hier bekommt ihr „Frantic“

Amazon

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Robert Alstetter

Brettspieler und auch Sammler mit Hang zum Minimalismus - Rollenspieler D&D 5e - Hobbykoch und ProfiEsser - softwarebegeistert - Sportlaie auf dem Mountainbike - Musikkonsument

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2 Comments
  1. Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

    Frantic ist ein einfaches, aber umso bösartigeres Spiel. Dass es sich am Grundprinzip von Mau Mau und Uno bedient, geschenkt. Die Sonderkarten und die direkten Angriffe auf Mitspieler reißen das mehr als raus. Und so ist man sich nie sicher, wenn man sich Runde um Runde immer weiter vorarbeitet, ob man nicht doch noch den Dolch in den Rücken gestoßen bekommt.

    Selbst die Momente, in denen man eine Kröte nach er nächsten schlucken muss, können episch werden, in dem man mit einer kleinen Equality Karte (= Ein Spieler muss so lange ziehen, bis er genauso viele Karten hat, wie man selbst) bedient. Rache ist süß und wird bei Frantic regelrecht zelebriert.

    Nur zwei Dinge stören mich etwas. Zum einen die römischen Zahlen, die den Spielfluss doch erheblich hemmen. Gut, das wird mit weiteren Partien besser, aber so richtig flüssig wurde es nie. Zumal der Spielfluss durch das nachschlagen der schwarzen Karten auch immer wieder unterbrochen wird.

    Als zweites sind mir persönlich zu viele Farbwechselkarten im Spiel. So kam es bei unseren Partien häufig vor, dass mehrere Runden lang nur Farbwechselkarten gespielt wurden.

    Aber, alles in allem hat es das Spiel richtig gemacht. Bitterböse und voller gemeiner Ereignisse, mit denen man nicht rechnen kann. Es ist zwar voller Glück, aber dennoch kann man stets anderen in die Suppe spucken, was sich gut anfühlt. Nur, musste man die eine Karte wirklich „Fuck you“ nennen? Das bringt einen Ausdruck in den alltäglichen Sprachgebrauch, den ich eigentlich nicht brauche oder vermisst hätte… Vor allem in Familien…

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