Ich bin ein „Fallout“ Veteran und habe bereits auf meinem alten DOS-Rechner das Ödland erforscht. So richtig gepackt hatte es mich jedoch erst ab Teil drei. Dann aber so richtig. Ich liebe einfach diese dystopische Zukunft voller skurriler Charaktere. Dabei ist es selten die Hauptstory, die mich fesselt, sondern vielmehr die vielen, kleinen Geschichten abseits des Weges. Ich bin einer derjenigen, der sich in jedes Terminal einhackt, die dort befindlichen Tagebücher und Mails liest und so in eine Welt gezogen wird, die nicht die unsere ist. Als dann das „Fallout“ Brettspiel angekündigt wurde, war ich natürlich erst einmal begeistert. Endlich ein analoges Spiel in einer meiner Lieblingswelten. Das muss doch einfach was werden. Hätte ich nur damals bereits gewusst, wie sehr ich mich irre…
Krieg. Krieg bleibt immer gleich.
(Fallout)
„Fallout“ spielen wir komplett gegeneinander. Sind wir am Zug haben wir zwei Aktionen mit denen wir das Ödland und Orte darin erkunden, sowie gegen Gegner kämpfen. Dabei erleben wir nicht nur kleine Geschichten, sondern sammeln auch Ausrüstung, Erfahrung und Agendakarten. Letztere benötigen wir für den Sieg. Denn wer zuerst eine Mindestanzahl an Einfluss sammelt, gewinnt das Spiel.
In dieser Galerie findet ihr ein paar Runden einer Solo-Partie als Beispiel:
Kuchen und Trauerverarbeitung stehen am Ende des Tests zur Verfügung.
(Portal)
Christian meint:
Eines muss ich gleich vorwegsagen. Ich bin an „Fallout“ wie an jedes neue Spiel herangegangen. Ohne große Erwartungen. Denn, diese werden meist nicht erfüllt und machen die Fallhöhe, die ein Spiel erleiden kann, nur umso höher. Und so würde sich dann ein mittelmäßiges Spiel dann auch schlechter anfühlen, als es eigentlich ist. Aber dennoch ist für mich „Fallout“ fast auf ganzer Linie eine reine Enttäuschung. Wie gesagt fast, aber groß genug, dass ich einige Zeit brauchte, um die, für eine Rezension nötigen, Partien zu absolvieren. Begonnen hatte es mit einem abgebrochenen Spiel zu viert. Bis gestern habe ich dann versucht zumindest genügend Sitzfleisch für eine abgeschlossene Solo-Partie aufzubringen. Aber auch hier zeigt sich dasselbe Problem, wie im Spiel mit mehreren Personen. „Fallout“ ist unglaublich behäbig und blutleer.
Ja, optisch erinnert alles an die Videospielreihe und da mein letzter Spieldurchlauf von Teil vier noch nicht allzu lange her ist, erkenne ich viele parallelen und Kleinigkeiten wieder. Seien es Missionen, Begleiter oder einfach Ortschaften. Aber dennoch schafft es das Spiel nicht mich einzufangen. Mich in die Geschichten einzubinden. Alles wird äußerst oberflächlich behandelt, wodurch keine Emotionen entstehen. Missionsabschlüsse bleiben unglaublich mechanisch und dementsprechend abstrakt.
Verstärkt wird der Effekt noch dadurch, dass man das Gefühl hat, dass das Spiel nie so richtig vorwärtsgeht. Ob das an den zwei Miniaktionen liegt, die man durchführen darf, kann ich nicht mal genau sagen. Es fühlt sich einfach nicht an, als ob man einen Charakter durch das Ödland steuert und nach und nach besser wird und dabei immer wieder etwas Neues entdeckt. Häufig werdet ihr genau dieselben Erkundungskarten in die Hände bekommen. Immer wieder denselben Text und dieselben Entscheidungen spielen. Wahrscheinlich sogar häufiger, als ihr einzelne Abschnitte in „T.I.M.E. Stories“ lest.
Die Proben und Kämpfe fühlen sich zusätzlich nicht wirklich rund an. Schön ist, dass man zumindest auf den Würfeln die VATS-Optik übernommen hat. Aber warum musste man sich ein solches System ausdenken? Was ist falsch daran, dass ich selbst Körperzonen bestimme und daraus die Schwierigkeit resultiert? Okay, mit der vorliegenden Version erspart man sich einiges an Verwaltung, aber spannend wird es dadurch nicht. Die Abstraktion ist zu hoch, das Ergebnis zu willkürlich, als dass man mitfiebern könnte.
Aber, und das ist der endgültige Abschuss, warum mussten unbedingt Siegpunkte (äh… sorry… Einfluss) das Spielziel sein? Warum kann man nicht einfach kooperativ eine Geschichte erleben? Wer kam auf die Idee, dass ein Story getriebenes Spiel wie „Fallout“ dadurch besser wird, dass man gegen seine Mitspieler antritt? Was ist falsch daran in einem Solo Spiel in einem bestimmten Zeitraum ein Ziel erreicht zu haben, das nicht darin besteht X Punkte zu sammeln?
Schade um das schöne, wertige Material. Aber ich werde keine weiteren Ausflüge mehr ins analoge „Fallout“ wagen. Auch wenn auf Boardgamegeek behauptet wird, dass das von Fans kreierte Regelwerk um Längen besser ist, ist mir die Lust vergangen.
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Fallout
Fantasy Flight Games
Autor: Andrew Fischer, Nathan I. Hajek | |
Dauer: 120 – 180 Minuten | |
Spieler: 1 – 4 | |
Schwierigkeit: Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Fallout – Fantasy Flight Games – 2018
- Erscheint bei Fantasy Flight Games
- Für 1 – 4 Spielende und dauert 120 – 180 Minuten
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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