Mein erstes Mal mit Kemet: Blut und Sand – das epische Brettspiel
Dieser Artikel ist eine Lüge. Denn ehrlicherweise war dies nicht mein erstes Mal mit Kemet, da es sich schließlich um eine Neuauflage des Brettspiel-Klassikers handelt. Aber dennoch sind meine letzten Partien schon gefühlte Ewigkeiten her und auch nicht von allzu großer Schlagzahl gekrönt. Heißt, es war eine gewisse Vorkenntntnis da, die ich jedoch nicht allzu gut einbringen konnte. Deswegen – und weil ich hier die Regeln mache – nehme ich die Partie Kemet zum Anlass, darüber zu berichten. Auf dem Tisch kam die Kickstarter-Version, die ein Bekannter gefördert und vor einiger Zeit erhalten hat. Doch nun waren wir endlich mal wieder beisammen und Kemet auf den Tisch.
Was hat mich also bewogen, Kemet ansprechen zu wollen? Hier greife ich bereits etwas vor. Denn was mich an besagtem Abend erwartete, war der absolute Hammer! Ja, ich wusste, dass das Brettspiel viel Interaktion, Variabilität und harte Entscheidungen fordert und dennoch war ich nicht gänzlich vorbereitet.
Wir haben den Abend zu dritt bestritten. Da ich immer gelb spiele, habe ich die Rolle von Bastet und ihren Anhängern übernommen. Eigentlich nicht meine bevorzugte. Nicht, weil es sich um eine Göttin handelt – die Geschlechterrolle meiner Spielfiguren berührt mich nicht negativ. Aber ich kann mit auf humanoid getrimmte Tiere selten etwas anfangen. Vor allem, wenn es sich um Katzenwesen handelt. Dementsprechend seltsam war für mich vor einigen Jahren auch der Besuch einer Aufführung von Cats. Aber ich sollte besser nicht abschweifen, sondern mich auf Kemet – Blut und Sand konzentrieren.
Habt ihr Kemet schon gespielt? Oder kennt ihr andere Brettspiele, die derart viel Interaktion bieten? Schreibt mir in den Kommentaren.
Wie funktioniert das Brettspiel „Kemet: Blut und Sand“ überhaupt?
Grundlegend ist erst einmal zu sagen, dass eine Partie Kemet ein Kampf um Siegpunkte ist. Heißt, wir versuchen uns möglichst gut auszustatten, um dann mit unseren Einheiten Punkte zu generieren. Hierzu stehen uns Glaubenspunkte zur Verfügung. Die Währung, mit der wir neue Fertigkeiten kaufen, bestimmte Karten ausspielen oder uns auch mal teleportieren können.
Daneben haben wir es in diesem Brettspiel mit Aktionen zu tun. Diese sind auf unserem Tableau aufgedruckt. Am Zug markieren wir eine von ihnen mit einem Marker, um sie auszuführen. Dabei ist zu beachten, dass am Ende – also wenn alle Marker aufgebraucht sind – von jeder Zeile mindestens eine Aktion genutzt werden musste. Hier können wir nicht nur Glaubenspunkte generieren, sondern auch neue Einheiten rekrutieren, uns bewegen, Fähigkeiten einkaufen oder unsere Pyramiden ausbauen.
Von diesen haben wir bis zu drei Stück. Je höher, desto besser. Denn mit ihnen schalten wir die Fähigkeiten frei, die uns zum Kauf zur Verfügung stehen. Um also Fähigkeiten der dritten roten Stufe zu kaufen, benötigen wir eben auch eine rote Pyramide der dritten Stufe. Der Clou, es muss nicht unbedingt unsere eigene sein. Wenn wir es geschickt anstellen, nehmen wir einfach einem Mitspielenden die zuvor ausgebaute Pyramide ab und gehen dann auf Shopping-Tour.
Auch sonst ist das Brettspiel ein stetes auf und ab. Während man im einen Moment noch die Vorherrschaft hat, kann man im nächsten bereits fast komplett ausgelöscht sein. Das macht jedoch nichts, da Einheiten genauso schnell wieder ins Spiel gelangen, wie sie verschwinden. Früher oder später begleitet von großen Kreaturen, die unsere Werte auf ihre jeweils einzigartige Art beeinflussen.
Kämpfe werden in diesem Brettspiel über Karten abgewickelt. Treffen zwei Armeen aufeinander, legen die Beteiligten eine ihrer Kampfkarten verdeckt vor sich und wählen dazu noch eine göttliche Intervention (wenn sie möchten). Zusätzlich müssen beide noch eine Kampfkarte weglegen, die sie erst wieder erlangen, wenn alle Handkarten gespielt oder weggelegt wurden. Haben alle gewählt, wird die Stärke aus der Kampfkarte, der göttlichen Intervention, der Menge an Einheiten und sonstiger Bonusse ermittelt. Wer stärker ist, gewinnt. War es der Angreifende, gibt es dafür auch noch einen Siegpunkt.
Auf dem Spielplan gibt es noch diverse Tempel. Diese zu halten lohnt sich doppelt, da sie nicht nur am Rundenende Glaubenspunkte generieren, sondern auch für Siegpunkte sorgen können. Bei manchen mit einem Einheitenopfer verbunden. Hat es dann irgendwer geschafft, am Anfang seines Zuges 9 Siegpunkte zu haben, hat diese Gottheit gewonnen.
Das macht Kemet: Blut und Sand richtig.
Der Teufel in Kemet steckt im Detail. Denn während die Anleitung nicht unbedingt schlank zu nennen ist, sind die Regeln des Brettspiels eingängig und bereits in kürzester Zeit verinnerlicht. Und dennoch schafft es Kemet einen mit jedem Zug an sich selbst zweifeln zu lassen. Ist der eingeschlagene Weg richtig? Sollte ich nicht besser etwas anderes machen? Wann ist es richtig zu agieren und wann zu reagieren? Alles Entscheidungen, die in mir einen Disput auslösen und einen dennoch nie vollkommen ins Aus katapultieren.
Ja, denn das Brettspiel schafft es durch seinen Aufbau, dass selbst Mitspielende, die abgeschlagen hinten liegen, eine raketenhafte Aufholjagd beginnen können. Da sich hier jeder gegenseitig auf die Mütze gibt, sind diejenigen mit den meisten Siegpunkten natürlich bevorzugte Ziele, was anderen die Möglichkeit gibt durchzuatmen. Somit ist das Brettspiel nie vollkommen aussichtslos. Man muss nur sein Volk in die richtigen Bahnen lenken.
Dabei ist Kemet unglaublich direkt und steckt voller Interaktion untereinander. Wobei ich hier nicht das Wort Ameritrash in den Mund nehmen möchte. Nein, denn in dem Brettspiel steckt viel mehr, als Miniaturen über die Länder ziehen zu lassen und aufeinander einzuprügeln. Es ist unglaublich wichtig, den passenden Weg in den Fähigkeiten einzuschlagen und diese dann geschickt zum eigenen Vorteil zu nutzen.
Das nervt an Kemet: Blut und Sand.
Ich sehe einen Königsmacher winken. Wir hatten zu dritt gespielt und es gab einen Moment im Brettspiel, an dem zwei Spieler gleichauf waren. Der dritte im Bunde musste sich nun entscheiden, wen er angreifen möchte. Ehrlicherweise muss man sagen, dass es in diesem Fall keine Auswirkungen auf das Spielende hatte, aber ob das nur die berühmte Ausnahme war, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Aber nun die gute Nachricht. Das war es, was mich an diesem Abend an Kemet: Blut und Sand gestört hat.
Freue ich mich auf weitere Partien des Brettspiels?
Oh ja! Kemet hat sich wirklich erfrischend angefühlt. Ein Brettspiel voller Emotion und Interaktion, das man nicht auf ein beliebiges „wer würfelt höher“ reduzieren kann. Dabei macht es auf dem Tisch auch eine herrliche Figur und sorgt dafür, dass man sich seiner Sache nie zu sicher sein darf. Schade nur, dass ich noch nicht weiß, wann es endlich wieder so weit ist.
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