SPIELSTIL Rezension

Brüssel 1897

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Etienne Espreman
erschienen bei Kobold Spieleverlag

- 16.Okt.2020

Es ist das Jahr 1897, zur Zeit der 12 Weltausstellung. Sie wird in Brüssel stattfinden und die Erste einer Reihe von vieren sein. Wir sind Architekten zu dieser Zeit und wollen unser Können zur Schau stellen. In dieser Neuauflage von „Bruxelle 1893“ wurde das Brettspiel in ein Kartenspiel konvertiert. Wir haben es getestet, schauen wir mal, wie gut das geglückt ist.

Wer hohe Türme bauen will muss lange beim Fundament verweilen.

(Anton Bruckner)

Brüssel 1897 ist wie ein Worker-Placer, nur sind die Worker Karten. Es gibt zwei Spielbereiche, in die ich meine Karten einsetzen kann. Das Jugendstiltableau, hier kann man Kunst kaufen oder verkaufen, eine Ausstellung ausrichten, Baustoffe für ein Haus erwerben, ein solches auch bauen und einen Mäzen bekommen. Dabei tausche ich eine meiner Karten mit einer aus dem Tableau aus. Welchen Wert der Karte ich verwende, ist mir überlassen, ich muss jedoch den Kartenwert in belgischen Franc bezahlen. Oder ich schicke meine Karten in Richtung Brüssel, dort muss ich nichts bezahlen. Habe ich hier am Rundenende die meisten Karten, geht eine davon ins Gefängnis.

Der Spielaufbau für 3 Spieler. Von oben nach unten: Das Tableau mit den Siegpunkten und den 3 Leisten. Erste Reihe, Brüssel mit dem Gefängnis, die folgenden 3 Reihen mit dem Jugenstiltableau, dann 4 Bonuskarten und zuletzt die Nachziehstapel.

Nach 4 Runden ist das Spiel vorüber. Am Ende jeder Runde werden jeweils zwei Dinge bewertet. Wer die meisten Punkte (Kartenwerte) pro Spalte hat, bekommt den entsprechenden Bonus der Spalte. Als zweites werden Siegpunkte verteilt, für Karten, die an vollständigen Wappen (siehe Bild weiter unten) beteiligt sind.

Die 12 Karten im Jugenstiltableau, das jede Runde anders aussieht. Karten 1, 2, 4 sind Kunstwerke, die man auf einer Ausstellung verwenden kann. Dann gibt es noch Baustoffe, die ich für die Häuser brauche, die Männer sind Mäzene, die noch unterstützen können, und rechts unten die Karte für die Ausstellung.

Kunst hat mit Geschmack nichts zu tun.

(Max Ernst)



Robert meint:

Der erste Eindruck, den ich von Brüssel 1897 hatte, war clever, clever, clever. So viel Spiel mit ein paar Karten hätte ich nicht erwartet. Die Mechanismen sind gut ausgedacht und greifen schön ineinander. Züge und ihre Auswirkungen sollten gut durchdacht sein. Spiele ich eine Karte ins Jugendspieltableau, sollte ich einiges beachten. Welche Aktion löse ich aus? Was brauche ich zuerst? Wenn ich die Wahl habe, welche Position günstig für meine Mehrheiten ist? Und natürlich welche Karte mit welcher Seite und damit Wert wähle ich und kann ich mir das überhaupt leisten? Das ist eine ganze Menge und ich habe mir zu Anfang ein paar Mal an den Kopf fassen müssen, weil ich etwas übersehen hatte. Hat man die Möglichkeiten verinnerlicht, geht das Spiel flott und die vier Runden sind schnell durch.

Das Jugenstiltableau nach der ersten Runde. Es wurden nicht alle Karten von den Spielern geholt, alle haben vorher gepasst. Jetzt wird Spalte für Spalte ermittelt wer den höchsten Kartenwert hat. Links Rot und Blau, daneben Rot. Danach wer die meisten Karten in einem vollständigen Wappen (Kartenecken!) hat. Die 4 Karten links oben bilden eines, da hat Rot die meisten. Das Wappen darunter ist nicht vollständig.

In Brüssel 1897 interagiert man im Wesentlichen über das Jugendstiltableau miteinander. Man schnappt sich die Felder (Karten) gegenseitig weg. Der Startspielervorteil ist groß und wird immer größer, die Planbarkeit hingegen immer geringer, je mehr Spieler am Tisch sitzen. Startspieler kann man werden, in dem man eine Ausstellung ausrichtet. Die ist ein Minispiel im Spiel. Wer die Karte gekauft hat, fängt mit einem beliebigen Kunststück an, dann darf Reiherum jeder ein weiteres, das noch nicht gezeigt wurde, ausstellen. Das geht solange, bis keiner mehr kann. Wie es bei Künstlern so ist, versucht man natürlich dabei den anderen auszustechen und die Kunstwerke so zu wählen, dass der nächste nicht mehr mitmachen kann. Immer nett.

Die türkisfarbenen Karten, sind die Bonuskarten, wer in einer Runde die Spaltenmehrheit hat bekommt den abgebildeten Bonus, der als grosses Bild abgedruckt ist. Der kleinere Bonus darunter wird in der Schlusswertung vergeben.

Die Leisten, auf den man voranschreiten soll, sind nicht zum sinnlosen Leistenschieben da. Der Fortschritt zahlt sich auf spürbar aus. Einmal als Multiplikator für Siegpunkte oder wie viele der Mäzene ich gleichzeitig aktivieren kann.
Die Mäzene sind die guten Kumpels, die man in der Hinterhand hält und die einem Geld, Fortschritt auf einer Leiste oder andere Gefallen tun. Sie können den entscheidenden Vorteil bringen. Das Dumme ist nur, wenn ich einen Mäzen dauerhaft aufnehme, muss ich nach Brüssel, um ihn zu aktivieren.

Brüssel besucht man meistens mit gemischten Gefühlen, man bezahlt zwar kein Geld dafür, aber man verliert einen Zug bei den Mehrheiten auf dem Jugendstiltableau und mit etwas Pech geht dann auch noch eine Karte ins Gefängnis.

Nachdem man sich in der ersten Runde an die ganzen Möglichkeiten und Dinge, auf die zu achten ist, gewöhnt hat, bleibt (leider nur) der Eindruck eines soliden Spieles, das im positivsten Sinne nett ist. Tatsächlich hätte ich nach dem ersten Spiel erwartet, dass es mich länger fesseln würde, jedoch flaute die erste Begeisterung über das Spieldesign recht flott wieder ab. Ich würde es gerne mitspielen, wenn ich gefragt werde. Aber ich werde es die nächste Zeit nicht unbedingt selber aus dem Regal ziehen.

Achtung Urlauber: Obwohl das Spiel in einer kompakten Schachtel kommt, ist es für den Urlaub nur bedingt zu gebrauchen, da es doch recht viel Platz auf dem Tisch einnimmt.

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Brüssel 1897 von Etienne Espreman

Solides, schön gemachtes Spiel, mit guten Mechanismen. Überraschend, was man nur mit Karten alles machen kann.

Spielstil – Wertung

Robert:

7/10
Das gefiel uns
  • Viel Spiel mit nur ein paar Karten.
Das nicht so
  • Startspielervorteil einen Hauch zu gross
  • Das Thema findet sich im Spiel kaum wieder.
Hier bekommt ihr „Brüssel 1897“

Spiele-Offensive

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Robert Alstetter

Brettspieler und auch Sammler mit Hang zum Minimalismus - Rollenspieler D&D 5e - Hobbykoch und ProfiEsser - softwarebegeistert - Sportlaie auf dem Mountainbike - Musikkonsument

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