Spukschloss
Autor: Marvin Glass, Geoffrey Hayes
Verlag: Schmidt Spiele
Spieler: 2 – 4
Dauer: 45 Minuten
Komplexität: Einsteiger
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Spukschloss
Und plötzlich fühlt man sich alt. Manchmal genügt ein falscher Klick auf Boardgamegeek und dann werden einem die grauen Haare direkt vor Augen gehalten. In meinem Fall liegt es am Spukschloss, dessen erste Version 1970 erschien. Gut, die habe ich noch nicht mitbekommen, aber meine erste Begegnung mit dem Spiel war in der „The Real Ghostbusters“ Edition. Aber selbst die ist schon von 1986, was inzwischen 35 Jahre her ist. Und das sind immerhin 70 Mark!
Wer mit dem Witz nichts anfangen kann, gehört wohl eher zum jüngeren Semester, die das Spiel eventuell noch nicht kennen. Aber werden sie von einem derart alten Spielprinzip begeistert sein?
Hui Buuuuuuh!
Nachdem der dreidimensionale Spielplan aufgebaut ist, geht das Spiel schon los. Jeder Mitspielende hat zwei Figuren, mit denen es auf dem Weg durch das Spukschloss geht. Am Zug wird gewürfelt und eine Figur bewegt. Kommt man auf ein rotes Feld, muss man den Geist auslösen. Das bedeutet, dass man auf diesen drückt und dadurch eine Kugel in den zentralen Schacht wirft. Per Zufall fällt diese aus einem der vier möglichen Löcher heraus und trifft uns, wenn wir im Bereich der entsprechenden Falle stehen. Wer getroffen wird, zieht zum letzten Doppelfuß-Feld zurück, das er passiert hat. Danach wird alles wieder aufgeräumt und der nächste Spieler ist am Zug.
Bei einem gelben Feld darf man einen Mitspieler ein Feld vor oder zurück schieben. Landet dieser dann auf einem roten Feld, wird die Falle wieder ausgelöst. So spielen wir reihum weiter, bis ein Spieler beide Figuren auf das Zielfeld gebracht hat und somit aus dem Schloss befreien konnte.
Grusel wusel?
Eines muss man ganz klar sagen. Spukschloss ist vor allem für jüngere Kinder und Nostalgiker interessant. Der unglaublich glückslastige Würfel-Laufmechanismus muss einem liegen, sonst wird man keinerlei Spaß empfinden können. Schließlich ist man diesem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Eigene Entscheidungen nur in der Wahl der Figur möglich, mit der man sich bewegen möchte.
Seinen Spaß zieht das Spiel dann auch eher aus den Fallen und den Emotionen, wenn diese ausgelöst werden. Das ist zumindest die ersten Male witzig, aber der Spielfluss wird dadurch natürlich auch etwas beeinflusst. Wenn man dann wieder die Axt einhängen und die Kugel daraus entfernen muss, passiert in dem Moment halt sonst nichts.
Aber sei es drum. Kinder haben ihren Spaß daran und als Erwachsener muss man in saurere Äpfel beißen. Leider wirken die Pappaufsteller, die als Spielfiguren fungieren, dann noch etwas seltsam. So als ob nur die Ränder des Kartons gepresst wären. Sie wirken dadurch etwas billig, wobei der Schein natürlich auch trügen kann.
Really?
Autor: Natalie Podd, Ceri Price
Verlag: Huch!
Spieler: 3 – 99
Dauer: 20 – 40 Minuten
Komplexität: Einsteiger
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Really
Wie viele Folgen gibt es von Friends insgesamt? Wie hoch ist der Pro-Kopf-Bierkonsum in der Ukraine? Und was war die längste Phase, in der ein Mensch nicht geschlafen hat? Fragen, die zwar nicht die Welt bedeuten, aber zum Diskutieren und vor allem Schätzen einladen. Wenn man beweisen möchte, dass man das am besten kann, ist man bei Really vielleicht genau richtig.
So dreieinhalb bis zehntausend würde ich sagen…
Die Spielenden treten entweder einzeln oder in Teams an. Alle erhalten eine beschreibbare Tafel und schon geht es los. Eine der beiliegenden Fragen wird vorgelesen. Zum Beispiel wie viel Geld nehmen die Rolling Stones mit den Ticketverkäufen einer Tour ein?
Jede Partei notiert nun ihre persönliche Antwort auf der Tafel. Und zwar in Form von einem Mindest- und einem Höchstwert. So könnte man zum Beispiel glauben, dass die Stones 1 – 2 Millionen auf der Tour einnehmen würden. Zusätzlich rechnet man noch kurz die Spanne der eigenen Schätzung aus.
Sind alle fertig, wird aufgelöst. Nun erhält das Team 3 Punkte, das mit ihrer Antwort richtig geschätzt hat und die niedrigste Spanne dafür brauchte. Alle anderen, die richtig liegen, erhalten 1 Punkt.
So geht das Spiel weiter, bis jemand die 15 Punkte erreicht und somit gewonnen hat.
Echt jetzt???
Really ist witzig. Ja, wirklich. Auch wenn es sich wie eine immens trockene Angelegenheit anhört, macht das Spiel Spaß. Ständig fällt man wieder auf sich selbst herein, indem man seine Antwort zu eng fassen möchte und dadurch ganz knapp aus dem Raster fällt. Das sorgt für Spott und Hohn, der sich in der nächsten Runde wieder drehen kann, da es schließlich jedem so geht.
Manche der Fragen sind jedoch aufgrund fehlender Grundinformationen theoretisch unlösbar, sodass man genauso gut einfach zwei Zahlen aufschreiben kann und damit in etwa genauso richtig liegt, wie wenn man Lottozahlen erraten müsste. Außerdem sollte man vermeiden, das Spiel mit Menschen zu spielen, die immer eine extrem hohe Spanne aufschreiben, nur um den einen Punkt abzugreifen. Denn dann wird es halt auch schnell langweilig.
Aber wir sind alle Zocker und versuchen (schon aus psychologischer Sicht) der Beste im Schätzen zu sein. Dadurch bleibt Really ein schöner, harmloser Spaß, der einfach gute Laune verbreitet und aufgrund seiner Art auch perfekt für den nächsten online Spieleabend im Videochat ist.
Voll Verplant
Autor: Hisashi Hayashi
Verlag: Schmidt Spiele
Spieler: 1 – 6
Dauer: 20 Minuten
Komplexität: Fortgeschrittene
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Voll Verplant
„Ich möchte einmal U-Bahn-Fahrtenplaner werden.“ Ein Berufswunsch, den man so höchstwahrscheinlich noch nie gehört hat. Und auch, wenn ich mir meine Gedanken über eine neue Arbeitsstelle machen würde, wäre dies nicht unbedingt mein Favorit. Viel zu viele Unwägbarkeiten wären zu beachten und die Überschneidungen würden mich in den Wahnsinn treiben. Nein danke. Ohne mich. Dann lieber Zahnarzt für einen Tiger ohne Betäubung.
Vielleicht, wenn ich den Nippel hier einfach durch die Lasche zieh?
Zuerst einmal erhalten alle Mitspielenden eine identische Kopie eines Stadtplans, beziehungsweise das U-Bahn Streckennetz desselben. Danach wird die oberste Karte des Stapels aufgedeckt und jeder muss entscheiden, in welcher U-Bahn die aufgedeckt Zahl eingetragen und die Kreuze gesetzt werden. Wichtig dabei ist, dass man nicht alle Kreuze setzen muss und nur überspringen darf, wenn es die Karte erlaubt. Das ist mitunter wichtig, da sich alle Linien irgendwo kreuzen und sich so gegenseitig blockieren.
Und dann wäre da noch das +. Auch dieses muss in eine U-Bahn, lässt uns jedoch auf der Strecke eintragen, wie viele Linien sich an dieser Stelle kreuzen. Was fürs Spielende lukrativ ist – schließlich bekommen wir die Zahl direkt doppelt als Punkte ausgeschüttet – blockiert uns wieder einen wichtigen Platz, um Kreuze setzen zu können.
Sind alle Felder in den Waggons belegt, wird abgerechnet. Punkte gibt es für abgeschlossene Strecken und die auf der Strecke eingetragenen Zahlen. Abgezogen werden alle Streckenfelder, in der nichts eingetragen ist. Wer nun die meisten Punkte hat, gewinnt.
2 x 3 macht 4.
Was für ein vermaledeites Spiel Voll Verplant doch ist. Es treibt einen die komplette Dauer hindurch an den Rand der Verzweiflung und lacht einem dabei noch fies ins Gesicht. Ständig steht man vor Entscheidungen, die man im nächsten Moment schon wieder bereut. Kein Plan möchte so recht aufgehen. Und doch ist das Spiel einfach genial.
Auch wenn es einem immer wieder riesengroße Brocken in den Weg wirft, macht es Spaß, diese gewitzt zu umschiffen. Sei es, weil man darauf angewiesen ist, mit Strecken zu agieren, um eine andere abschließen zu können. Oder eben dem geschickten Wechsel zur rechten Zeit, damit man sich nicht zu sehr im Weg steht. Alles planerische Elemente, die beachtet, aber im nächsten Moment schon wieder zerstört werden können.
Dabei ist letzteres halb so schlimm, denn es trifft jeden und geteiltes Leid ist doppeltes Leid, was umso mehr Freude bereitet. Wer auf Action, Spannung und Schokolade steht, ist in Voll Verplant falsch aufgehoben. Wer jedoch gerne Programmcode nach Fehlern absucht, Gertenschläge liebt oder Rosinen bevorzugt, ist hier genau an der richtigen Adresse. Voll Verplant ist für Planer, die mit Unwägbarkeiten umgehen und bittere Kröten schlucken können. Ein Spiel, bei dem man das Beste aus der eigenen Situation machen muss.
Wir haben Rezensionsexemplare ohne Auflagen vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.
Pingback: Übersinnlich zocken - 10 Halloween Brettspiel Empfehlungen