SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 3 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Peter Prinz
erschienen bei Noris
Der Markt wird von Escape-Spielen förmlich überflutet. Immer mehr versuchen dieses, mal mehr, mal weniger reizvolle Thema mit weiteren Titeln zu versorgen. Alle weisen eines auf. Das Hauptaugenmerk wird auf abstruse Rätsel gelegt. Die Geschichte bleibt dabei häufig auf der Strecke.
Aber geht es auch anders herum? Kann man eine Geschichte ohne abstrakte Rätsel in eine kleine Schachtel stecken und dennoch für eine Stunde begeistern? Crime Story Vienna versucht dies mit diesem Ansatz. Hier werden wir Ermittler in einem Kriminalfall. Wie unterhaltsam das Ganze geworden ist, erzählen wir euch hier.
Es ist kein Mord, der uns an den Tatort führt. Nein, Karl Valten ist zwar gestorben, aber der Fall selbst hat nichts damit zu tun. Wir sind dazu bestimmt zu klären, wer den Tresor des Toten aufgebrochen und dessen Inhalt entwendet hat.
Wichtig für den Fall ist vor allem die Zeit. Denn die sitzt uns im Nacken. Jede Aktion verbraucht nämlich wertvolle Minuten. Das treibt uns nicht nur immer weiter in Richtung Ende. Nein, denn nicht jede Aktion ist zu jeder Zeit verfügbar. So müssen wir unseren Blick auf das sich öffnende Zeitfenster richten, damit wertvolle Momente nicht einfach so verstreichen.
Um 17:00 Uhr ist es dann soweit. Es werden Fragen zum Fall gestellt, die wir beantworten müssen.
Crime Story Vienna ist eine gelungene Abwechslung, für ein wenig Auszeit. Gemeinsam diskutieren wir, wie wir nun weiter vorgehen sollten. Wir besprechen Theorien, während wir versuchen, die Knoten im Fall Stück für Stück zu entwirren.
Aber machen wir uns nichts vor. Die Geschichte selbst ist – ohne zu spoilern – nicht tiefgründig oder gar extrem spannend, sondern auf dem Niveau einer Vorabend-Krimi-Serie auf ARD und ZDF. Ganz nett und voller Klischees.
Ist das störend? Nein, schließlich verbringen wir in Wien nur knapp eine Stunde. Da werden wir genauso wenig davon bemerken, wie auch, dass es kaum falsche Wege gibt. Klar hat das Spiel eine optimale Lösung, mit der man am Ende alle offenen Fragen beantworten kann – bis auf eine die fremdes, popkulturelles Wissen voraussetzt -, aber das Design lässt nicht zu, dass man zum Schluss überhaupt nichts beantworten kann.
Stilistisch ist das natürlich insofern interessant, dass die Ermittler das Spiel mit einem guten Gefühl abschließen, aber mit der eigenen Genialität hat das dann natürlich wenig zu tun. Dafür gibt es aber auch keine Rätsel, die gelöst werden müssen, um die Geschichte voranzutreiben.
Und trotzdem hat uns Crime Story Vienna gut gefallen. Trotz offensichtlichem „roten Hering“ und einer vom Spiel geplanten Überraschung, die wir schon meilenweit gegen den Wind gerochen haben. Aber das mag einfach daran liegen, dass ich als Autor manche Dinge auch anders analysiere, anstatt mich einfach auf die Geschichte einzulassen.
Von mir gibt es eine Empfehlung. Macht euch Tee oder Kaffee, stellt Gebäck bereit und genießt das gemeinsame Erleben eines Kriminalfalls in Wien. Wobei ich mit maximal 3 Personen spielen würde, damit sich jeder gut einbringen kann.
Crime Story Vienna von Peter Prinz
Netter Vorabend-Krimi für Zuhause, der am besten an einem gemütlichen Nachmittag genossen wird. Ohne besondere Höhen und Tiefen, dafür aber eine ganz gute Unterhaltung mit viel Diskussionsstoff.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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