SPIELSTIL Rezension

Nunatak

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Kane Klenko
erschienen bei Kosmos

Auf meiner Suche nach dem Ursprung des Wortes Nunatak bin ich auf zwei Bedeutungen gestoßen. Eine gleichnamige Firma erzählt erst einmal, dass es Begriff für einen Berg, der wächst ist. Bei den Inuit gilt dies als eine Art Wegweiser. Glaziologisch gesehen wird so ein isolierter Berg genannt, der von Gletschern oder Eismassen umschlossen ist. Zusammenfassend ist nur eines zu sagen. Ich hatte zuvor keine Ahnung, dass es dafür überhaupt ein Wort gibt.

Eine Aufnahme einer abgeschlossenen Partie von Nunatak. Im Vordergrund befindet sich der im Spiel gebaute Turm aus Eis, während im Hintergrund die Schachtel sichtbar ist.Kosmos hat sich für die Geschichte des Brettspiels Nunatak eine andere Erklärung einfallen lassen. Denn hier arbeiten wir gemeinsam an der Errichtung eines großen Eistempels. Eisblock für Eisblock werden wir platzieren, um so ein Monument zu errichten, das die Eiszeit wohl nicht überstehen wird. Aber das ist egal, schließlich werden wir zumindest eine Zeitlang als der große Sieger gelten. Eine schöne Allegorie für das Brettspiel im Allgemeinen. Denn auch hier ist der Sieg vergänglich und muss mit der nächsten Partie neu aufgebaut werden.

Das erlebt man in Nunatak

Nunatak ist im Ablauf sehr einfach. So einfach, dass man direkt nach dem Öffnen und Auspöppeln losspielen kann. Denn im Zug nehmen wir einfach eine Karte aus der Auslage und bauen auf ein passendes Feld eine Säule. Erschaffen wir dabei ein Feld aus vier Säulen kommt die nächste Ebene. Setzen wir auf eine Ebene, bekommen wir Punkte für unsere darunterliegenden Säulen. Ist das Spiel vorbei werden noch die gesammelten Kartensets ausgewertet, die jeweils ihrer eigenen Punktezählung folgen. So einfach, so bekannt. Aber wie fühlt sich das Spiel an?

Ein Beispiel eines Aufbaus von Nunatak für drei Spieler. Man sieht die Spielsteine der Spieler, das Spielfeld sowie die Karten, die man im Spiel nehmen kann.

Nunatak: Gleich kann die Partie beginnen.

Denn meine Überlegungen gehen etwas tiefer. Schließlich muss ich die in der Auslage liegenden Karten für mich selbst einordnen. Nicht nur, wofür ich mehr Punkte bekomme, sondern auch, welche Vorlage ich durch meinen Zug meinen Mitspielern ermögliche. Erschaffe ich zum Beispiel eine Plattform, auf der jemand anders groß punkten kann? Muss ich bestimmte Karten nehmen, um anderen die Mehrheit zu zerstören? Kann ich Reihen vervollständigen, die mir Punkte auf der Handerwerksleiste einbringen – die wiederrum für die Karte der Architektin wichtig ist?

Eine Kartenauslage in Nunatak. Neben dem Stapel liegen vier offene Karten. Der Handwerker, die Architektin und zwei Arbeiter.

Nunatak: Aus vier Karten darf man in seinem Zug eine wählen.

Die Sonderfähigkeiten in Nunatak

Das verleiht einem einfachen Spiel dann doch etwas mehr Tiefe. Und dann sind da ja auch noch die Sonderfertigkeiten zweier Kartentypen. Den Arbeitern – hier darf ich Platten verschieben – und der Ältesten – mit denen ich Sonderkarten nehmen darf. Somit kann man schon einmal eines unterstreichen. Das Spiel ist zwar einfach zu lernen, aber das bedeutet nicht, dass man direkt gut spielen wird. Aber es ist auch nicht so schwer, dass man sich intensiv einarbeiten müsste. Schließlich ist es im Kern immer noch ein Familienspiel.



Christian meint:

Set Collection Spiele gibt es wie Sand am Meer. Viele davon funktionieren nach dem Prinzip, das auch Nunatak verfolgt. Werfe verschiedene Karten ins Rennen, die allesamt auf ihre eigene Art gepunktet werden. Mal muss man die meisten haben, mal sind einfach viele wichtig, andere sind wieder als Set interessant und so weiter. Dabei beschränkt sich Nunatak aber auf die eher einfachen, übersichtlichen Methoden. Gut, das ist zum einen natürlich der Zielgruppe geschuldet, muss aber auch nicht schlecht sein. Im Gegenteil. Ich behalte im Spiel immer schön den Überblick.

Die Wertungsübersicht von Nunatak. Auf ihr sind alle Karten und ihre eigene Punktemöglichkeit vermerkt.

Die Wertungsübersicht von Nunatak. Auf ihr sind alle Karten und ihre eigene Punktemöglichkeit vermerkt.

Zusätzlich hat Nunatak noch eine kleine Gemeinheit am Start. Es ist nicht zu 100 % möglich sich beim Sammeln aus dem Weg zu gehen, da im späteren Verlauf Karten auftauchen, die auf zwei Arten eingesetzt werden können. Das gefällt mir, da es ein schönes Konkurrenzgefühl aufbaut.

Zufall in Nunatak

Der Kartenstapel bringt dann noch ein wenig Zufall mit ins Spiel. Bekomme ich glücklicherweise immer die richtige Karte aufgedeckt, habe ich einen kleinen Vorteil. Nicht allzu groß, aber für Mitspieler gefühlt entscheidend, sodass sie es einem unter die Nase reiben. Einzig die Sonderkarten der Ältesten sind für mich nicht ganz ausgeglichen. Denn im Spiel sammle ich nicht alles wild, sondern konzentriere mich auf einzelne Sektoren. Kommt dann noch eine Segenkarte ins Spiel, die das verstärkt, habe ich eben Glück.

Der Stapel Segenkarten mit zwei aufgedeckten von ihnen.

Nunatak: Die Segenkarten sollte man nicht unterschätzen.

Aber kommen wir zu einem der zentralen Elemente in Nunatak. Dem Aufbau des Eistempels an sich. Hier entsteht ein schönes Stellungsspiel, das jedoch weniger wichtig ist, als man zuerst vermutet. Klar sollte man für die Architektin möglichst viele Handwerkspunkte sammeln. Jedoch sind die Punkte, die man während des Aufbaus macht, eher nett. Viel wichtiger sind die gesammelten Karten, da hier die großen Punkte schlummern.

Eine neue Ebene wird auf vier Säulen gebaut.

Nunatak: Stehen vier Säulen, wird eine Ebene darauf gesetzt. Dadurch erscheinen neue Baufelder.

Ist der Aufbau also komplett irrelevant? Nein, nicht ganz. Neben dem belohnenden Aspekt und dem großartigen Anblick am Spielende, hat man über den Tempel noch kleine Stellschrauben. Diese verstecken sich in den freien Feldern, die man für die Kartenwahl zur Verfügung hat. Kann ich zum Beispiel verhindern, dass ein Mitspieler eine von ihm geliebte Karte nehmen kann, indem ich die dafür nötige Ebene eben nicht baue, kommen Emotionen ins Spiel. Und Emotionen sind immer gut.

Wir sehen einen fertigen Turm am Spielende. Dieser besteht aus 5 Ebenen mit unterschiedlich farbigen Säulen.

Nunatak: Am Ende haben wir immer einen schönen Turm gebaut.

Aber ja, ein Großteil des 3D-Aufbaus ist eher sekundär und hätte vielleicht auch anders gelöst werden können. Aber wie gesagt, man sollte das befriedigende Ende nicht unterschätzen, wenn der Turm dann gebaut ist. So ein klein wenig, wie wenn man früher mit Bauklötzen gespielt hatte. Außerdem gibt es ja noch eine kleine Wertung, wie auch Ältestenkarten, die diese begünstigen.

Im Verlauf des Spiels entsteht ein dreidimensionaler Tempel. Hier im Bild sieht man, dass sich gerade eine zweite Ebene im Bau befindet.

Nunatak: Wir haben die zweite Ebene schon weit ausgebaut.

Nunatak ist in sich schon ein gelungenes Spiel, macht aber auch nicht allzu viel neues. Es nimmt bekanntes, mischt dies etwas anders ab und produziert dadurch eine neue Geschmacksrichtung. Das ist dann in etwa, wie wenn man in Schokopudding noch etwas Minze mischt. Schmeckt nicht jedem, aber wer es mag, wird sich darüber freuen. Das Spiel ist kurzweilig und spannend genug, dass man es gerne auf den Tisch bringt.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Nunatak von Kane Klenko

Nunatak Cover als Feature Image.

Hübsch anzusehen und nett zu spielen. Wir hatten Freude bei den Partien. Das Spiel ist belohnend und bringt auch Emotionen mit an den Tisch. Eine schöne Mischung.

  • Erscheint bei Kosmos
  • Für 1 – 4 Spielende und dauert 30 – 45 Minuten
  • Am besten geeignet für Familie

Spielstil – Wertung

Christian:

7/10
Das gefiel uns
  • Schnell und einfach zu erlernen.
  • Es stecken mehr Entscheidungen drin, als man zuerst vermutet.
  • Alle können mitspielen und gewinnen.
Das nicht so
  • Zufall kann Spielentscheidend sein.
  • Es fehlt noch das gewisse Etwas.
Hier bekommt ihr „Nunatak“

Amazon

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

4 Comments
  1. Avatar-Foto

    Das Spiel liest sich gar nicht mal schlecht für meine Spielgruppe zuhause. Ich schreibe es mal auf meine Wunschliste. Aber aktuell bin ich erst mal mit Spielen gut abgedeckt…auch wenn ich bei der Spiel eher wenig gekauft habe.

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  2. Avatar-Foto

    Die beiden bekanntesten Spiele:
    Pirate Tales
    https://boardgamegeek.com/boardgame/359237/pirate-tales
    Als Mitbringsel für die ganze Familie, damit habe ich dann auch das erhöhte Investment von 50€ argumentiert.
    Es hat sich gelohnt, da es gut bei meiner Familie ankommt

    Dann Knarr
    https://boardgamegeek.com/boardgame/379629/knarr
    Hatte ich schon auf der Liste in dem Augenblick wo Bombyx es zum ersten Mal anteaserte. Dann wurde es ja zunehmend ein Titel, der auf vielen Listen erschien.
    Auch schon gspielt und es macht wirklich viel Spaß und sieht optisch trotz eines rel kleinen Spiel sehr schön aus

    Dann Beaver Creek als kleines Geschicklichkeitsspiel, quasi ein kleiner Nachfolger von Rhino Hero
    https://boardgamegeek.com/boardgame/386018/beaver-creek
    Harmloses kleines Spiel… sieht süß aus und kam sehr schnell und oft auf den Tisch

    Dann Stereo Mind..kennt vermutlich keine Sau
    https://boardgamegeek.com/boardgame/369257/stereo-mind
    Ein Assoziationsspiel zu Musik…
    Hat sich meine Frau gewünscht und für 10€ auch kein großes Risiko
    Die mitgelieferter Playlist ist sehr generisch…das Spiel werden wir ggf mit einer gemeinsamen Playlist der Spielerunde pimpen

    Genpei
    https://boardgamegeek.com/boardgame/372891/genpei
    Habe ich noch nicht gespielt, aber da finde ich Setting und das Regelkonstrukt sehr spannend

    Und mein kleiner Geheimtipp, den ich auf keiner Liste gefunden habe, trotz einem bekannterem Publisher:
    Unrest
    https://boardgamegeek.com/boardgame/387248/unrest
    Ein komplett asynchrones Spiel, was sich aber megaspannend und taktisch spielt.
    da bin ich trotz mäßiger BGG-Wertung sehr stolz drauf das entdeckt zu haben

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    • Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

      Tolle Liste! Ein paar der Titel würde ich sofort mitspielen. Gut mit Stereo Mind kann ich leider nicht so viel anfangen, aber mir liegen diese asoziazionsspiele eh nicht so. Die fühlen sich meist so willkürlich an.

      Aber mit dem Rest musst du unbedingt zu unserem Spielewochenende im Juli kommen. 😉

      Reply

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