SPIELSTIL Artikel

Jäger des erhofften Schatzes

Lesezeit: 2 Minuten

Mit #BG2GETHER wollen wir uns, genau wie jeden anderen Monat, gemeinsam mit Kolleg*innen einer weiteren Frage stellen. Diesmal werden wir wieder einmal zurückblicken. Uns selbst analysieren und auch das eine oder andere Geständnis abliefern. Denn wir fragen uns:

Frage des Monats März 2023

(gestellt durch Dominik von Brettspielgalaxie)

Die Angst etwas zu verpassen (FOMO – Fear of missig out) hat viele von uns schon gepackt. Wie stark bist du davon betroffen? Bist du immer auf der Jagd das neueste Spiel zuerst zu besitzen? Welche Vor- und Nachteile siehst du darin. Hattest du die heiß ersehnte Neuhheit auch schon mal bereut?

Auch wenn ich jedes Jahr zur Spiel in Essen eine Liste der für mich interessantesten Brettspiele zusammestelle und mich auf neues Material wie ein kleines Kind freuen kann, trügt der Eindruck, dass ich Angst hätte, etwas zu verpassen. Mir ist es eigentlich relativ egal. Vielleicht bin ich auch aus diesem Grund kein Unterstützer von Kickstarter Projekten. Nicht weil ich es den kreativen Menschen nicht gönnen würde. Mitnichten! Ich freue mich über alle, die ihren Traum verwirklichen können. Nur bin ich inzwischen so weit, dass ich mir denke, was gut ist, kommt auch in den Retail.

Natürlich kommt jetzt das große aber. Was ist mit den ganzen Exklusives, die man als Unterstützer bekommt? Die sind mir herzlich egal. Ich hatte das Thema erst vor Kurzem mit Sandra. Als wir im Gespräch auf das Thema Starcadia Quest gekommen sind. Hier ging Sandra All-In, da sie Arcadia Quest liebte und sich dachte, dass der Nachfolger im All mindestens genauso gut wäre. Nun sah ich Schachtel um Schachtel aufgetürmt dastehen und dachte mir: „Mein Gott, das würde ich niemals spielen wollen.“ Nicht weil ich das Brettspiel nicht mag, wahrscheinlich würde es mir sogar gefallen. Aber wofür brauche ich dann noch die hunderttausendste Figur, die man einsetzen dort könnte?

Genauso ergeht es mir inzwischen mit anderen Brettspielen, Büchern, Filmen oder was auch immer. Man kann nicht alles konsumieren. Auch wenn etwas toll ist, verpasse ich nichts, wenn ein anderes Spiel auf dem Tisch landet. Außerdem ist manchmal das, was man bereits im Regal hat, dann doch die interessantere Alterative. Wer kennt es denn nicht? Wir freuen uns immens auf ein Spiel, das dann nicht nur an unseren Erwartungen scheitert, sondern eben auch einfach nichts taugt. Da schießt mir direkt Cäsars Imperium wieder in den Kopf.

Cäsars Imperium - Beispiel 5

Ein Brettspiel, das ich unbedingt haben wollte, obwohl ich schon vorher nicht dachte, dass es mich spielerisch umhauen würde. Das Ergebnis war noch schlimmer. Da gibt es sicherlich noch viele weitere Beispiele, aber die überlasse ich euch. Habt ihr schon mal einer Neuheit entgegengefiebert und das dann im Anschluss bereut?

Also nein, ich bin nicht mit FOMO infiziert. Da muss ich euch leider enttäuschen. Ich lerne zwar gerne neues kennen, aber wenn es eben nicht klappt, klappt es eben nicht.

Die weiteren Teilnehmenden:

Ihr seid Content Creator im Brettspielbereich und möchtet an der #BG2GETHER Aktion mitmachen? Schickt uns einfach eine kurze Mail an Christian@Spielstil.net.

Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2
Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.
4 Comments
  1. Deine Distanz zu KS bzw die KS-Exclusives klingt eigentlich sehr gesund.
    Gegen FOMO bin ich leider nur so Teilzeit-Immun. Wenn ich was anfange, gehe ich oft mit sehr viel Vollgas in das neue Abenteuer . Da wäre mehr Kontrolle sicherlich besser.
    Trotzdem lasse ich mich mittlerweile nicht mehr sooo sehr von irgendwelchen Hypes mittragen. Auch das Thema KS lass ich deswegen langsam auslaufen.
    Gerade KS ist da ein psychologisch ein spannender Feldtest, was die Leute in einer Gruppendynamik so mit sich machen lassen.
    Da schaffe ich es mittlerweile mich etwas zu lösen, so zB bei Marvel United, indem ich dort nur gezielt die Boxen kaufen, die ich auch wirklich will. Da bin ich schon mal etwas stolz auf mich. Trotzdem befanden/befinden sich viele Zeugen meines unreflektierten Kaufens in meiner Sammlung: Dice Throne, Enchanters, Sanctury, Super Fantasy Brawls wären jetzt so meine Kandidaten, die ich nennen (muss).
    Bei KS ist es halt so schwierig während der Kampagne rauszukriegen was man wirklich „braucht“.
    Daher versuche ich aber gerade bei Retails nicht mehr zu schnell auf alles zu springen, was mich beim ersten Klick anspricht. Auch das habe ich aber nur mit Selbstreflektion nach unnötigen Fehlkäufen hinbekommen. Da hätte ich vlt auch schon früher die Bremse ziehen müssen. Sei es Small Word of Warcraft oder Wrath of the Lich King oder auch der neue Star Wars DeckBuilder.

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  2. Seit ich (wie viele andere auch) ein traumatisches Kickstarter Erlebnis mit Human Punishment – The beginning hatte, ist bei mir glaube ein gewisser Selbstschutz aktiviert geworden. Das Spiel wurde an allen Ecken und Kanälen gepusht und ich konnte als FOMO Opfer zu dieser Zeit einfach nicht anders, als mit einzusteigen. Das böse Erwachen war zeitnah nach Auslieferung und eine gewisse Verkaufsplattform konnte sich vor Abverkäufen kaum retten.

    Ich für mich kann sagen, dass ich dadurch auf irgend einer Art wachgerüttelt wurde. Seit dem hinterfrage ich mich selbst und auch die begehrte Beute mehrfach. Brauche ich das wirklich? Ist es das Wert? Habe sich sowas nicht schon im Regal etc. Das KS & Co in Summe teurer geworden sind, macht es einem an dieser Stelle wirklich leichter. Das Backen ist eigentlich auf 0 runtergedampft.
    Ein Blick auf ältere Projekte, welche man z.B. vor 2-3 Jahren haben wollte, findet man für einen kleinen Aufpreis auch auf diversen Verkaufsplattformen und dann eventuell sogar noch in mittlerweile übsetzer Sprache.

    Aktuell ziehen eher ältere Titel ein. Spielerfahrungen (und da nicht nur 1x gepielt) von direkten Spielern statt Hypecastern geben einem dabei auch noch einen guten Einblick, ob es etwas für einen sein könnte.

    Letzendlich habe ich Herrn FOMO fristlos die Freunschaft gekündigt und habe seitdem auch nichts mehr von ihm gehört, was auch gut ist.

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    • Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

      Das ist auch eine interessante Entwicklung. Da ich selbst Human Punishment – The Beginning nicht kenne, kann ich dazu nichts sagen. Aber ich hatte inzwischen viele Kickstarter (oder andere Crowdfunding finanzierte) Spiele im Retail auf dem Tisch. Grob aus dem Bauch heraus würde ich inzwischen sagen, dass man in 95 % der Fälle nichts verpasst. Sollte man dennoch mal den Wunsch verspüren, suche ich (wie du) auch auf dem Gebrauchtmarkt.

      Welche älteren Titel kannst du denn empfehlen? Ich bin immer auf der Suche, um die Sammlung zu verfeinern.

      Ich hoffe ja, dass auch wir dir gute und vor allem fundierte Einblicke liefern können. Von Hype schürern sind wir ganz weit entfernt.

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      • Die älteren Titel hängen hier auch vom persönlichen Geschmäckle ab :-). „Ältere“ Titel, die ich mir in der letzten Zeit geholt habe: Spirit Island, Five Tribes, Unfair, Manhattan Project, Empires of the Void II, Abomination. Titel, die es u.a. ins deutsche geschafft haben, bzw. mich vom Thema interessiert haben. Spirit Island ist an der Stelle „wieder“ eingezogen. War schon mal da, aber da war ich wohl noch nicht bereit für.

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