SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Alessandro Zucchini, Leo Colovini
erschienen bei Kosmos
Es gibt zwei Arten von Menschen. Die normalen und diejenigen, die auf P. Sherman 42 Wallaby Way, Sydney sofort mit einem wissenden Grinsen reagieren. Ok, auch die Menschen sind normal. Aber sie haben vielleicht eine zu große Obsession zu findet Nemo.
Ob der Film die Grundidee zu Australis lieferte, kann ich nur vermuten. Aber wer ihn gesehen hat und liebt, fühlt sich in diesem Brettspiel rund um Meeresschildkröten, Clownfische und dem Ostaustralstrom direkt zuhause.
Natürlich sind keine Vorkenntnisse nötig, um Australis spielen zu können. Aber lohnt sich der Blick in die Schachtel überhaupt?
(Sue Monk Kidd)
In einer Partie Australis werden wir auf verschiedene Faktoren achten müssen, um das Spiel für uns zu entscheiden. Alle haben eines gemein, um sie auszulösen, müssen wir einen der ausliegenden Würfel wählen. Die Art des Würfels legt dabei die Aktion fest, der Wert oder das Symbol die Stärke.
So können wir unsere Schildkröte vorwärts bewegen, Korallen einsetzen, Vorteile erwerben, Clownfische sammeln oder dafür sorgen, dass wir in der nächsten Runde beginnen dürfen.
Vorteilskarten verbessern die einzelnen Aktionen. Mit Korallen verdienen wir Siegpunkte über Mehrheiten in den einzelnen Bereichen. Unsere Schildkröte sammelt durch ihre Reise nicht nur Punkte. Sie schaltet auch weitere Futterwürfel frei, mit denen wir mehr Clownfische anlocken können, was wieder mehr Punkte bedeutet.
Zwischen den Runden gibt es dann noch einen kleinen Wettkampf. Würfel, die eine Zahl zeigen, dürfen daran teilnehmen. Die beiden Sieger des Wettkampfes erhalten noch ein Plättchen, das Siegpunkte und weiteres Futter einbringt.
Nach fünf Runden endet das Spiel und es gewinnt, wer die meisten Punkte sammeln konnte.
(Aesops Fabel)
Australis besticht durch seine Optik und Haptik. Es wirkt gerade zu meditativ. Die Farben des Spiels sind angenehm und nicht zu grell. Pink, blau, hellgrün und orange als Spielerfarben sind gut zu erkennen. Auch die Karten bestechen durch ihre eindeutige Symbolik.
Obwohl man gegeneinander spielt, kommt wenig Rivalität auf. Ein schönes Familienspiel für alle, die gerne gemütlich und in Ruhe spielen. Es ist sehr geeignet für Runden, die auf viele Erklärungen verzichten können und schnell anfangen wollen. Das Spiel ist ab 2 bis 4 Spieler.
Beim Spielen haben wir festgestellt, dass es ab 3 Spielern weit interessanter wird, da mehr Würfel und somit auch mehr Möglichkeiten ins Spiel kommen. Meiner Schildkröte behilflich zu sein, den Ostaustralstrom zu bereisen, hat mir viel Freude bereitet.
Die Optik erhält von mir 10 Punkte und das Spiel selber 7, da es wenige Überraschungsmomente bietet und sehr durch die Würfel beeinflusst wird.
Wir werden Australis behalten und es bestimmt auf den einen oder anderen Spieletreff mitnehmen.
Ich bin etwas geerdeter, was Australis angeht. Es ist ein solides Familienspiel, mit dem man sich die Zeit vertreiben kann, aber so richtig mitreißen möchte es mich nicht. Dafür passiert im Spiel einfach zu wenig. Ja, man nimmt sich mal einen Würfel weg, was aber nicht allzu schlimm ist, da es alle gleichermaßen betrifft. Blöd ist, wenn die Würfel mal wieder schlecht gefallen sind und nur der Startspieler mit seiner Schildkröte weit vorankommen kann.
Aber Emotionen kommen bei mir keine auf. Also bis auf den schönen Anblick. Das Spiel ist eher meditativ und nett zu spielen. Dabei verhält es sich für mich wie ein Besuch im Fast Food Restaurant. Währenddessen finde ich es schon irgendwie unterhaltsam, aber danach denke ich mir, dass ich gerne was richtiges gegessen hätte.
Ich weiß, auf der Schachtel ist angegeben, dass das Spiel ab 2 Spielern genossen werden kann, aber für mich entfaltet es noch am meisten Reiz in Vollbesetzung. Denn hier habe ich etwas mehr Möglichkeiten, etwas anderes zu tun. Würfel zu wählen, um eine kleine Strategie – ich weiß, das Wort ist hochgegriffen – zu verfolgen. Zu zweit läuft es zumeist eher darauf hinaus, dass man jede Aktion einmal wählt und noch wer den Startwürfel nimmt.
Einen Punkt muss ich noch ansprechen. Es gibt einen Fehler in der Anleitung. In der Beschreibung des Würfelwettkampfs wird nur erklärt, dass sich derjenige, der diesen gewinnt, ein Plättchen aussuchen darf. Aber dass der Zweite das andere erhält, fehlt. Das finden wir dann im langen Beispiel auf der folgenden Seite.
Was ist Australis nun? Natürlich ein wunderschönes, einladendes Spiel, dem dann aber einfach die gewisse Würze fehlt. Schön ist, dass man die erste Partie fast direkt ohne großes Regelerzählen losspielen kann. Das geht dann jedoch zulasten des Wiederspielreizes. Hier hat man schnell alles gesehen, sodass man sich zwar gerne anderen zuliebe an den Spieltisch begibt, aber selbst gerne auf anderes zurückgreifen möchte.
Australis von Alessandro Zucchini, Leo Colovini
Ein schönes, ruhiges Familienspiel, das mich immer wieder in seine Traumwelt einlädt. Ich mag es sehr und kann es nur empfehlen.
Miriam:
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.