SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 8 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Eric Dubus, Olivier Melison
erschienen bei Holy Grail Games
Encyclopedia, Forschungsreise ins Tierreich, das verspricht zwei meiner liebsten Themen zu vereinen – Entdecken und noch viel wichtiger – Tiere.
Neues zu Entdecken war und ist schon immer spannend. Ob es sich im Kleinen um neue Spiele, Bücher, Hobbys und so weiter handelt oder im Großen um neue Städte, Länder und Kontinente. Jeder lernt gern neues kennen.
Ich selber mag Brettspiele, in denen es sich um Tiere dreht, und beschäftige mich gern damit. Auch ist die Gestaltung des Zubehörs meist liebevoller und die Spiele sind einfach schön fürs Auge. Dass es Tausende von verschiedenen Insekten und Echsen gibt, die man selbst nicht kennt, ist ja nichts Neues. Aber es gibt auch immer wieder Säugetiere oder Vogelarten, von denen man bis heute nichts gehört hat, weil es sie nicht mehr gibt oder sie nicht so populär sind wie andere. Oder sagen euch Tiere wie Saiga, Dikdik oder Clown-Fangschreckenkrebs was?
In Encyclopedia haben wir die Chance, in die Rollen von Forschenden zu schlüpfen, die faszinierenden Tierbestände im Jahr 1739 zu entdecken und für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
(Doris Day)
In Encyclopedia wird unser Handeln durch Würfel beeinflusst. Dies ist aber nicht so starr gehandhabt wie in anderen Brettspielen, sondern kann immer farblich oder auch wertmäßig verändert werden. Dieser Mechanismus scheint erst recht einfach, aber er sorgt dafür, dass man sich doch genau überlegen muss, wofür man sein Geld einsetzt – will ich den Wert erhöhen, um eventuell mehr Expeditonspunkte zu erhalten oder möchte ich doch vielleicht lieber mehr Geld in die Präsentation einfließen lassen?
Jeder der Forschenden erhält 4 Würfel, die blind aus einem Beutel gezogen werden. Diese werden geworfen und auf das jeweilige Tableau gelegt. Jeder Spieler ist nicht nur auf seine eigenen Würfel begrenzt, sondern darf sich auch am Tableau der Mitspieler bedienen. Diese erhalten dann zugeordneten Bonus.
Die Rundenanzeige kann auch extra Bonusse bringen zum Beispiel einen weiteren Würfel, ein Tier oder einen Experten.
Die Würfel können für folgende Aktionen eingesetzt werden:
Das Spiel endet nach sechs Runden. Im Anschluss folgt noch eine Wertung der relevanten Experten und für die einzelnen Sammlungen aus präsentierten Tiertypen und Farben. Hier gilt, je mehr man in einer Art gesammelt hat, desto mehr Punkte erhält man. Wer dann am Ende die meisten Punkte hat, gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Encyclopedia – Forschungsreise ins Tierreich findet ihr hier. (externer Link)
(Miriam Renkel)
Encyclopedia fordert einen heraus. Der Versuch, viel zu Veröffentlichen kostet Geld und Ausdauer. Das Sammeln von Karten in der gleichen Farbe kann zum Sieg führen, ist aber stark glücksabhängig, schließlich müssen die passenden Farben und Tiermerkmale auch erscheinen. Den richtigen Weg zu finden ist nicht einfach, da man im Spiel vieles durch entsprechende Marker oder Münzen verändern kann. Aber genau diese Wahlmöglichkeiten machen das Spiel zum Kennerspiel. Das Verkopfen was passiert, wenn ich Münzen ausgebe, um einen Würfelwurf zu verändern, die danach aber bei der Expedition fehlen. Im ganzen Spiel wird man verleitet und da einen klaren Kopf zu behalten ist nicht leicht.
Das Spielmaterial ist bis auf die Darstellung der Charaktere schön anzusehen. Vor allem die Vielfalt der Tiere, die direkt aus einem Lehrbuch entsprungen sein könnten, macht Lust, sie zu entdecken. Im Gegensatz zu vielen anderen Brettspielen, die ihren Weg über Crowdfunding gefunden haben, gibt es hier kein unnötiges Material. Der einzige Fehlgriff in der Produktion sind die beigelegten Boxen, in denen die Marker im Spiel aufbewahrt sein sollten. Diese fallen bereits beim bloßen Anblick auseinander.
Das Spielbrett ist entgegen dem ersten Eindruck gut strukturiert und übersichtlich. Die Symbolsprache unterstützt den Spielfluss und lässt Verbindungen einfach zusammenführen. Auch die Fähigkeiten der Experten lassen sich nach kurzer Eingewöhnungszeit gut lesen.
Die Spielhilfe wird direkt an das Tableau angestückelt und ist sehr übersichtlich. Zumindest dann, wenn man verstanden hat, was sie darstellen möchte. Dennoch gibt es kleinere Hürden, wie zum Beispiel welche Siegpunkte man für eine erfolgreiche Expedition oder die Veröffentlichung erhält.
Leider fehlt es dem Spiel dann etwas an Abwechslung, da man jede Partie im Kern dasselbe tut. Es gibt keine unterschiedlichen Wege, das Ziel – die meisten Punkte – zu erreichen. Gleichzeitig ist es bei der Expedition teilweise eine immense Rechnerei, um das optimale Ergebnis zu finden.
Schade, dass Holy Grail Games ihren Betrieb eingestellt haben. Denn auch wenn manche ihrer Titel (Cäsars Imperium und Rallyman GT) für uns eher mäßig waren, haben sie mit Encyclopedia gezeigt, dass Potenzial für gute Brettspiele vorhanden war. Encyclopedia sieht nicht nur gut aus, sondern bietet auch interessantes Set-Collection, welche nicht perfekt war, aber uns durchaus Spaß gemacht hat.
Ich hatte Encyclopedia damals angefordert, da mir das Thema und das Artwork unglaublich gefallen haben. Als ich dann einen näheren Blick drauf warf und sah, dass Holy Grail Games dafür verantwortlich war, war die Vorfreude etwas getrübt. Zu groß waren die Enttäuschungen mit Cäsars Imperium und Rallyman GT, als dass ich etwas besser als ein mittelmäßiges Spiel erwartet hatte. Die erste Partie war dann auch ganz nett.
Dann aber kamen die folgenden Partien und die machten richtig Spaß! Man muss schon ein wenig jonglieren, um die Sammlungen zu perfektionieren und sich nicht zu viel zuzumuten. Dabei beobachtete ich jedoch eines. Im Kern laufen die Partien immer nach demselben Schema ab.
Wähle eine Farbe und versuch alle Karten (Experten wie Tiere) von dieser zu ergattern. Sammle dazu Tiere mit gleichen Merkmalen so lange wie möglich und veröffentliche alles in der letzten Runde. Das ist jetzt nicht gerade antiklimaktisch, da es ein wenig Push-your-Luck mit sich bringt, aber doch recht geradlinig.
Dazu kommt, dass mir die Rechnerei auf der Expedition teilweise auch etwas zu viel wird. Vor allem, wenn man hin und her kalkuliert, was man alles auf einmal erforschen könnte. Aber das ist wenig zu jammern und das noch auf hohem Nivaeu.
Encyclopedia hat mir Spaß gemacht und darf in der Sammlung bleiben.
Encyclopedia – Forschungsreise ins Tierreich von Eric Dubus, Olivier Melison
Encyclopedia ist schnell zu verstehen, aber nicht so leicht zu durchschauen. Es macht Spaß, die Tiere auszuwählen und zu forschen und sich gleichzeitig immer zu fragen, reichen mir die Münzen, die Runden und habe ich nicht aufs falsche Pferd gesetzt.
Miriam:
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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Denny Crane
Danke für den Test.
Optisch gefällt mir das Spiel sehr gut und man scheint durchaus auch etwas über die Tierwelt zu lernen oder mindestens Neugierde zu wecken.
Ob ich mir das Spiel holen würde, möchte ich aber bzweifeln, da ich zwei Punkte hier im Test rauslese, die vermutlich das Spiel uninteressanter für mich machen als es am Anfang wirkt:
Zum Einen das angesprochene repetitive Spielkonzept. Zum Andern wirk es so, das bis auf die Auslage und die Würfel der Mitspieler es zu keiner Spielerinteraktion kommt. Oder habe ich den letzten Punkt fehlinterpretiert?
Miriam Renkel
Hallo Denny, danke für deine freundliche Nachricht. Du bist mein erster Kommentar 🙂
Da muss ich dir leider recht geben, man macht immer das Selbe, wobei man dies bei vielen anderen
Spielen auch macht. Die Interaktionen halten sich sehr in Grenzen. Man kann sich den Startspieler
wegnehmen oder aber darauf achten, auf was sich der Gegner konzentriert und versuchen, diesen
zu beukotieren. Dass war es dann aber, leider.