SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Team Identity
erschienen bei Noris
Beinahe ein Jahr ist es nun her, dass ich euch an dieser Stelle die Preview zu Nightmare präsentiert habe. Und obwohl ich mich immens auf einen spannenden Abend gefreut habe, hat es einfach nicht sein sollen. Viel kam dazwischen, bis endlich fünf waghalsige Abenteurer zusammenkommen konnten, um sich in das Haus ihrer Kindheit zu begeben.
An den Ort, an dem sich vor 15 Jahren eine schreckliche Tragödie ereignete, in der all unsere Eltern ums Leben kamen. Oder doch nicht? Es liegt an uns, das Geheimnis zu lüften und herauszufinden, wer sich dafür verantwortlich zeichnete.
(Christian Morgenstern)
Wir spielen allesamt miteinander verwandte Personen, die gemeinsam in das Haus ihrer Kindheit zurückkehren, um ein dunkles Geheimnis zu lüften. Dabei erhalten alle Mitspielenden eine Rolle mit geheimen Informationen, die es vor den anderen geheimzuhalten gibt.
Wir haben nur eine begrenzte Anzahl von Aktionen. Wie viele das sind, verheimlich die Anleitung genauso wie ein spezielles Spielelement, das wir hier auch nicht spoilern möchten. Nur so viel. Es trägt unglaublich zur Stimmung bei. Überwacht wird dies durch die zugehörige App. Diese trackt zwar nicht, was wir genau tun, aber wie lange wir insgesamt benötigt haben. Mit dem als Grundlage löst es zu gegebener Zeit Ereignisse aus, die unsere Untersuchungen beeinflussen.
Am Zug können wir uns beliebig durch bereits offen liegende Räume bewegen und ein Viertel eines Raumes näher untersuchen. Dadurch erhalten wir Gegenstände, Informationen oder die gesuchten Rückblenden, die uns helfen sollen, die Familie einzuschätzen. Denn wir erstellen ein Profil aller damals im Haus lebender Erwachsenen und des Mörders. Ob diese beispielsweise eher impulsiv oder bedacht sind. Traditionell oder modern. Die Informationen sollen uns helfen, am Ende herauszufinden, wer für die schrecklichen Taten vor 15 Jahren verantwortlich war.
(Elvira von Ostheim)
Was man bei manch anderen Spielen immer wieder erwähnt, ist bei Nightmare extrem wichtig. Wähle deine Mitspielenden mit Bedacht! Denn bei Nightmare handelt es sich eben um kein „normales“ Brettspiel. Hier hängt viel von der Stimmung am Tisch ab. Fällt auch nur eine anwesende Person ständig negativ auf, kann das komplette Spielgefühl für alle zerstört sein. Schließlich will Nightmare eine beklemmende Atmosphäre aufbauen und tut auch einiges, um dieses Ziel zu erreichen. Das beginnt bei kleineren Rollenspieleinlagen der Anwesenden und endet mit Anweisungen, um die anderen aus ihrem Wohlfühlbereich zu bekommen.
Dabei spielt Nightmare gekonnt mit den Mitspielenden. Man weiß nie, was als Nächstes passiert und wie viel Zeit einem überhaupt noch bleibt. So wird man am Ende des Spiels eventuell auch nicht hinter das Rätsel gekommen sein, weil man zu sehr getrödelt hat. Das kann natürlich unbefriedigend sein, wenn man das Lösen selbst als Ziel ansieht. Aber nein, bei Nightmare handelt es sich eher um eine ganzheitliche Erfahrung. Und der Weg selbst ist das, was das Spiel ausmacht. Die Interaktion untereinander, die Diskussionen und das Mysterium, das die komplette Zeit über einem schwebt.
Dabei hätte das Spiel für mich ruhig einen Schritt weiter gehen können. Denn obwohl es durchaus Schockmomente mit sich bringt (keine Angst, nichts ekliges), hätte man das ruhig noch etwas vertiefen können. Den Dopaminaustoß durch etwas mehr Grusel weiter anregen. Denn die Ansätze waren definitiv da.
Problematisch waren aber auch ein paar der Aufgaben. Nicht die Rätsel, sondern diverse Aktionen, die das Spiel von den Mitspielenden verlangt. Hier hätte ich mir eine genauere Einführung gewünscht. Wichtig für eure Partie ist, dass ihr einen frei stehenden Tisch mit genügend Bewegungsmöglichkeiten für alle habt. Unsere Spielecke ist leider etwas beengt, was teilweise etwas kontraproduktiv war. Näher möchte ich hier jedoch nicht darauf eingehen, da ihr sonst zu viel erfahren würdet. Achtet einfach darauf sowie die Anweisungen auf dem Bildschirm 1:1 umzusetzen, das hebt euer Spielgefühl.
Aber alles in allem hat mich Nightmare wirklich begeistert. Es war eine etwa zweistündige, geniale Erfahrung, die ich gerne wieder machen möchte. Also bitte gerne mehr davon! Ihr solltet jedoch eines beachten. Bei Nightmare handelt es sich um kein Escape Spiel. Ihr müsst keine abstrusen Rätsel lösen, um in der Geschichte weiter zu kommen. Nein, es geht vielmehr um die Erkundung. Zum einen um die des Hauses und der Geschichte, die damit verbunden ist. Nicht mehr, nicht weniger.
Also schnappt euch Personen, bei denen ihr wisst, dass sie ihre Rollen erfüllen können. Sorgt dafür, dass ihr genau zu fünft seid (so geht das Spiel am besten auf!) Taucht ein in die Geschichte und erlebt einen Thriller hautnah. Besser waren 20,- € selten angelegt. Auch, wenn man selbst das Spiel nur einmal erleben kann. Da jedoch nichts zerstört wird, kann man es einfach zurücksetzen und dann eben weitergeben.
Nightmare – Das Thriller Spiel von Team Identity
Eine unglaublich intensive Erfahrung. Zumindest wenn alle am Tisch mitmachen. Leider geht nicht alles an Aktionen, die von Nightmare für die Spieler geplant sind, auf. Aber das trübt die Spannung nur etwas.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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