Was macht man, wenn eine Pandemie verhindert, dass man sich in großem Rahmen trifft, spielt und einfach eine gute Zeit erleben kann? Manch einer könnte nun den Kopf in den Sand stecken und jammern. Besser ist es, neue Möglichkeiten und Chancen finden.
HeidelBÄR Games, Horrible Guild und CGE haben sich für Letzteres entschieden. Gemeinsam haben sie eine Möglichkeit auf die Beine gestellt, mit der sie uns Spielern in dieser Situation das geben können, auf was wir am meisten abfahren. Samstag und Sonntag konnte jeder, der Interesse hatte, kostenlos einen Blick auf Neuheiten werfen, gemeinsame Zeit mit Gleichgesinnten am Spieltisch verbringen oder einfach nur miteinander reden. Christian und Robert waren am Pressetag dabei und haben uns bereits dort mit einem Liveticker auf dem Laufenden gehalten. Heute erzählt uns Christian von der Veranstaltung und den dort gespielten Spielen.
Die Welt der Tricon
Für die Messe wurde eine übersichtliche 3D Welt erschaffen, die dennoch viele nette Details ihr eigen nannte. In dieser konnte man sich nicht nur frei bewegen, sondern auch auf unkomplizierte Art und Weise in einen Gruppen-Videochat eintreten. Sinnbildlich ging man in der Welt in einen der vielen gelben Kreise und schon war man dabei. Konnte seinem Gegenüber – auf Wunsch – direkt ins Gesicht sehen und sich unterhalten. Natürlich ist das kein Ersatz für das reale Miteinander, aber besser als nichts.
Jedoch merkte man auch, dass dieses System an seine Grenzen kam. Diverse technische Probleme begleiteten einen von Beginn an. Kein Ton und kein Bild kennen wir alle und auch hier betraf es uns immer wieder. Aber meistens war das Problem durch einen Neustart (inklusive Update) behoben.
In den drei Verlagswelten gab es dann viele Tische zu entdecken, an denen man spielen konnte. Klickte man auf ein Spiel doppelt, startete Tabletopia und öffnete mal mehr, mal weniger schnell das Objekt der Begierde. Nachteil, ohne Erklärbär kam man nicht weit, denn nur, wenn dieser das Spiel startete, konnte man eine Partie spielen. Äußerst schade, denn eigentlich hätte ich die Möglichkeit gerne genutzt, um selbstständig auch mal eine Partie zu absolvieren, sobald ich weiß, worum es geht.
Was haben wir gespielt, was ist der erste Eindruck?
Die Spiele lagen alle als digitale Variante via Tabletopia zur Verfügung. Das und der Umstand, dass wir sie jeweils „nur“ angespielt haben, sorgt natürlich dafür, dass wir lediglich einen Ersteindruck wiedergeben können. Heißt, dass wir uns in einem späteren, ausgiebigem Test genauso positiv wie negativ widersprechen können.
Coyote – HeidelBÄR Games
Worum geht es: Coyote ist ein Bluffspiel. Jeder Spieler erhält eine Karte, die jedoch nur seine Mitspieler zu Gesicht bekommen. Nun gilt es abzuschätzen, wie hoch die Summe der Karten (inklusive einer verdeckten in der Mitte) ist. Reihum werden Gebote abgegeben, bis einer das vorhergehende anzweifelt und es dadurch zum Showdown kommt.
Was halten wir davon: Durch die etwas kompliziertere Handhabung in Tabletopia und dem fehlenden persönlichen Kontakt hat Coyote fast überhaupt nicht zeigen können, was es bietet. Wir können uns vorstellen, dass es das Erbe von Bluff antreten könnte, da die Gebotsrunden interessant waren. Am Tisch dürfte sich eine gute Dynamik zwischen dem Lesen der Mitspieler und dem eigenen Pokerface aufbauen. Halten wir die Karen real in der Hand bekommt das Spiel zudem eine schöne Leichtigkeit im Ablauf. Coyote möchte ich mir gerne näher ansehen, um zu prüfen, ob meine Vermutungen stimmen.
Anansi – HeidelBÄR Games
Worum geht es: Wir haben hier einen Vertreter eines Stichspiels. Drei Farben, eine davon ist Trumpf. Es muss bedient werden. Doch Anasi kann auch anders. Denn Ziel ist es, nicht nur Stiche zu machen, sondern sich auch Zuhörer zu sichern. Dies passiert, indem wir eine unsere Handkarten vor uns ablegen, anstatt sie in den Stich zu spielen. Die Zuhörer müssen jedoch auch begeistert werden, was durch Stiche geschieht. Grob gesagt ist es dann so, dass wir während der Partie festlegen, wie viele Stiche wir machen möchten, anstatt sie wie üblich, vorher anzusagen. Das bringt einen interessanten Twist mit sich! Außerdem beeinflussen die für Zuhörer abgelegten Karten die Trumpffarben, die sich während der Partie ändern können.
Was halten wir davon: Optisch eher abschreckend, zeigt das Spiel in seinem Verlauf, dass man einem Stichspiel auch neues Leben einhauchen kann. Anansi ist ein Spiel, mit dem ich mich gerne näher beschäftigen möchte, einfach, weil mir die Idee dahinter gefällt. Hätte ich nur anhand des Aussehens entschieden, hätte ich einen weiten Bogen drum herum gemacht. Aber so hatte die Tricon schon mal etwas Gutes und mein Interesse geweckt.
Vampire die Maskerade: Vendetta – Horrible Guild
Worum geht es: Hinter den Vampiren verbirgt sich ein Mehrheitenspiel. An drei Orten werden Karten angelegt, um die Vorherrschaft über diese zu erhalten. Dabei müssen wir uns entscheiden, ob wir diese offen oder verdeckt hinlegen. Letzteres kostet uns Blut, sorgt jedoch dafür, dass unsere Mitspieler nicht wissen, was sie erwartet. Denn neben einer Kampfkraft hat jede Karte noch Sonderfähigkeiten, die das Spiel auf den Kopf stellen können. Und wem das Blut ausgeht, der muss einen seiner Gefolgsleute aussaugen, ob er will oder nicht.
Was halten wir davon: Ich bin kein großer Fan von Mehrheitenspielen. Was mir an Vendetta gefallen hat, war, dass jedes Vampirvolk mit eigenen Karten und Spielmöglichkeiten daherkommt. Außerdem sorgt so manche Enthüllung für Kettenreaktionen, die alles auf den Kopf stellen. Und dennoch ist es einfach nicht mein Spiel. Trotz der wirklich netten Mitspieler konnte ich nicht von den Mehrheiten überzeugt werden. Fans des Genres sollten dennoch einen Blick darauf werfen.
Die verlorenen Ruinen von Arnak – CGE
Worum geht es: Wir sind Forscher, die verschollene Ruinen erforschen möchten. Dabei wurde hier ein klein wenig Deckbuilder mit einer Prise Worker-Placement und Ressourcenverwaltung gemischt. Sind wir am Zug, spielen wir Karten aus, um mit diesen und unseren Rohstoffen Aktionen auszulösen. Dabei können wir an bereits entdeckte Orte reisen, um deren Fähigkeit auszunutzen, oder Neues entdecken. Jedoch finden wir an neuen Orten auch immer schreckliche Kreaturen, die unser Deck mit Furchkarten verstopfen, sofern wir sie nicht besiegen. Zusätzlich können wir aus einem Markt neue Karten kaufen und uns auf einer Forschungsleiste vorarbeiten, um Siegpunkte und Helfer zu erhalten.
Was halten wir davon: Trotz lediglich einer halben Partie hat sich eines gefestigt. MUSS ICH HABEN!!! Das Spiel ist nicht nur wunderschön, sondern vereint alle Mechanismen, die ich mag. Herrlich!
Ein Fazit zur Tricon selbst
Es war interessant mitzuerleben, wie eine Messe funktionieren kann, ohne dass man sich Auge in Auge gegenübersteht. Natürlich waren diverse Kinderkrankheiten nervig und man fühlte sich an manch Stelle eher in der Rolle eines Beta-Testers statt eines Besuchers, aber so ist das bei allem Neuen. Wer die Augen nicht verschloss hat auch eine Welt voller Möglichkeiten gesehen, die sich am Horizont auftun. Zumindest, wenn die Firmen das Konzept weiter verfolgen und verfeinern.
Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber die Erklär-Bären waren allesamt sehr freundlich und relaxt, sodass man sich einfach willkommen fühlte. Genau so muss das sein! Danke noch einmal dafür!
Natürlich gibt es Verbesserungen, die ich beim nächsten Mal anders sehen möchte. Auf der einen Seite natürlich die technische Komponente. Wie zum Beispiel die Möglichkeit, ein Update aus der Software zu starten und nicht immer manuell die neueste Version laden zu müssen. Oder eine Verbesserung der Stabilität und Geschwindigkeit der Tabletopia Implementierung. Dann noch eigenständig, ohne Verlagsmitarbeiter zu spielen oder einfach einen privaten Konferenzraum zu eröffnen, in dem nicht jeder einfach reinschneien kann.
Die große Frage ist jedoch, würde ich wieder eine online Messe besuchen? Die Antwort ist ganz einfach. Aber sicher! Denn alles in allem hat es mir einfach sehr gut gefallen und die Zeit verging wie im Flug. Also HeidelBÄR Games, Horrible Guild und CGE, bitte unbedingt wiederholen!
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