SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Friedemann Friese
erschienen bei 2F Spiele
Feierabend. Der Moment, der uns allen dieses gute Gefühl vermittelt. Nicht nur, weil das Tagwerk vollbracht ist, sondern weil einfach auch der schöne Teil des Tages beginnt. Und wie wir alle wissen, gibt es für uns nur eines, was die nötige Entspannung bietet. Richtig Brettspiele. Ob man die innere Ruhe aber mit Friedemann Frieses Feierabend erreichen kann?
(Sprichwort)
Feierabend ist ein klassisches Worker Placement Spiel. Zumindest fast. Denn die Anzahl an Arbeiter bleibt über die komplette Partie identisch. Der Unterschied, wir können Partner finden, die die Aktionen verbessern.
Mit unseren Arbeitern besetzen wir wie üblich Felder, an denen wir Aktionen auslösen. Es gibt verschiedene Freizeitaktivitäten. Da wären diejenigen, die nichts kosten (Angeln, Trimm-dich-Pfad und Motorradfahren) und etwas Erholung bieten. Dann diejenigen, für die wir in die Tasche greifen müssen. Hier können wir beispielsweise bei einem Blind Date einen Partner finden, mit diesem in einem Hotel absteigen oder unser Hoch auf dem Rummelplatz suchen. Und wenn alle Stricke reißen, können wir immer noch in der Kneipe saufen oder uns vor den Fernseher legen.
Aber auch mit Gewerkschaftern sollte man sich unterhalten. Denn hier bekommen wir Protestplättchen, die wir für bessere Arbeitsbedingungen einsetzen. Hier erstreiten wir uns kürzere Arbeitszeiten, mehr Rechte, eine bessere Bezahlung, eine Schmälerung des Gender Pay Gap oder einfach das Recht auf Urlaub.
Auch vom Rundengerüst verabschiedet sich Feierabend, denn ist der letzte Arbeiter gesetzt, endet die Runde für einen persönlich und es geht zum Einkommenszug über. Zuerst einmal werden wir, je nach zu leistender Arbeitszeit mehr oder weniger gestresst. Außerdem erhalten wir Geld und Protestplättchen. Danach geht es in eine neue Runde.
Hat ein Spieler eine Erholung von 40 erreicht, dürfen noch die restlichen Arbeiter eingesetzt werden. Danach erleiden wir ein letztes Mal Stress. Wer danach am erholtesten ist, gewinnt das Spiel.
Die komplette Spielregel zu Feierabend findet ihr hier. (externer Link)
(Michael Schumacher)
Feierabend ist eine einzige Aneinanderreihung von Begebenheiten, die uns allen im realen Leben begegnen. Und so lachen wir, wenn wir mal wieder zum Schnackseln im Hotel absteigen oder geben mit unserem dreiwöchigen Urlaub am Meer an. Zumindest die ersten beiden Partien. Danach schleicht sich ein Wiederholungseffekt ein, der uns nur kurz kommentieren lässt, was wir tun. Das ist aber nicht weiter schlimm, nimmt dem Spiel aber den grundlegenden Humor.
Was übrig bleibt, ist ein strammes, relativ einfaches Worker Placement Spiel, bei dem man, wenn man etwas bedacht spielt, in keinerlei Schieflage gerät. Und nach den ganzen Partien, mit unterschiedlichen Herangehensweisen, wage ich zu behaupten einen optimalen Weg gefunden zu haben, mit dem ich meine benötigte Erholung von 40 weit übererfülle. Leider sorgten die vielen Partien innerhalb kürzester Zeit auch für eines. Ernüchterung durch eine fast schon maschinelle Routine der immer gleichen Aktionen. Denn davon gibt es gefühlt zu wenig. Zu wenig Möglichkeiten mit einem interessanten Kniff eine tolle Belohnung auszulösen.
Jetzt bin ich aber an einem Punkt, an dem ich Spiele oftmals zu analytisch angehe. Versuche, Grenzen zu finden und den Ablauf zu optimieren. Hier bin ich bei Feierabend schnell an einem Punkt angelangt, an dem ich nichts Neues mehr entdecke. Eher komplett eingefahren bin. Jedoch sehe ich die Stärken des Titels eher im Bereich von Leuten, die weniger mit Spielen am Hut haben, aber einfach mal etwas Abwechslung wollen. Dass das Spiel da natürlich eher zündet und interessant bleiben könnte, kann ich mir persönlich schon vorstellen. Diese Vermutung ändert nun nichts an meiner Bewertung, aber dennoch möchte ich nochmals betonen, warum es natürlich sein kann, dass andere ein komplett unterschiedliches Spielerlebnis haben können.
Außerordentlich gut gefallen haben mir die vielen kleinen Details. Seien es die runden Spielfelder, die je nach Spieleranzahl unterschiedlich zusammengepuzzelt werden. Oder die männlichen und weiblichen Arbeiter und Partner, bei denen man die Pärchen so zusammenstellt, wie man möchte. Auch die wimmelbildartigen Grafiken sorgen immer wieder dafür, dass man etwas Ungesehenes entdeckt und doch wieder lächelt, weil es einfach schön anzusehen ist.
Ja, Feierabend ist ein gutes Spiel, dem für ein überragendes Spielgefühl dann doch die Substanz fehlt. Hat man es durchschaut, spielt es sich recht stramm und ohne große Überraschungen. Dafür kann eigentlich jeder – nach der Eingewöhnung – gut spielen und positive Erfahrungen aus dem Spielerlebnis ziehen. Und obwohl das Spiel für bis zu sechs Personen ausgelegt ist, würde ich den Sweet-Spot bei drei bis vier Spielern sehen.
Feierabend von Friedemann Friese
Ein schneller Worker-Placer, bei dem man sich nicht groß verkopfen muss. Mikro Entscheidungen und ein repetitives Spielgefühl sorgen dafür, dass eine höhere Wertung verwehrt bleibt.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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