SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Tim Fowers
erschienen bei Skellig Games
„Die holt mich nie ein!“ dachte ich mir anfangs nachdem ich meine ersten fünf Verstecke ausgelegt hatte und die Polizeichefin bisher nur im Dunkeln stocherte. Das änderte sich dann aber schlagartig, nachdem sie eines meiner Verstecke entdeckt hatte. Die Jagd auf mich war eröffnet. Das könnte doch enger werden als ich gehofft hatte.
(Frei nach Wilhelm Busch)
In jeder Runde steuert der Flüchtende ein neues Versteck an, das als Karte ausgelegt wird, um schlussendlich sein Flugzeug (die 42) zu erreichen. Die Regeln legen fest wie weit der fugitive pro Runde gehen kann. Die Polizeichefin versucht alle Verstecke aufzudecken um die Flucht zu verhindern.
(Stefan Schütz)
Fugitive ist ein Katz und Maus Spiel, das in seiner Einfachheit und doch mit erstaunlicher Tiefe glänzt. Man hat nur Karten mit den Zahlen von 1 – 42 zum ausspielen. Jede Karte hat noch zusätzlich ein oder zwei Fußabdrücke, diese werden gewertet wenn man die Karte benutzt um mehr als 3 Verstecke weit zu gehen. Das war es. Mehr ist auf den Karten nicht drauf. Keine zusätzlichen Fähigkeiten oder anderer Schnickschnack. Trotzdem ist es Tim Powers mit Fugitive gelungen das Maximum aus den Karten herauszuarbeiten.
Die beiden Rollen, der Fugitive und die Polizeichefin spielen sich völlig unterschiedlich. Als Fliehender gerät man ständig in das Dilemma, spiele ich nur eine Karte, gehe ich mehr als drei Schritte oder bluffe ich und verschwende eine Karte? Geht man zu forsch vor, schmelzen die Karten nur so dahin und man muss später aussetzen. Aussetzen bedeutet aber die Polizeichefin kann aufholen. Schafft es die Polizei einen großen Schritt, mit vielen Karten aufzudecken, kommt das oft einem Schatz für sie gleich.
Denn hat man, die Karten nicht sorgfältig ausgewählt gibt man noch weitere Informationen preis. Spielt man nur eine Karte, macht man es der Verfolgerin sehr einfach und es kann sein, man ist im Handumdrehen gefangen.
Die Polizeichefin tappt anfangs noch völlig im Dunkeln, so hat sie doch gerade mal 2 Karten von den 41 abstreichen können. Erst wenn die ersten Karten offen liegen, weiß sie, wie der Hase (ungefähr) läuft. Die Möglichkeit mehr als nur ein Versteck zu nennen, kann übereifrige Polizisten schon mal wertvolle Runden kosten. Denn hat man mehrere Zahlen genannt und ist nur eine davon falsch wird keines der Verstecke offenbart. Im Kopf des Polizisten laufen dabei ständig Gedanken ab, wie zum Beispiel: Es liegen 3 Karten für den nächsten Schritt, das heißt die minimale Schrittweite ist 1 + 1 + 1 also 3 und die maximale 3 + 2 + 2 also 7. Welche Zahlen davon kann ich bereits ausschließen? Oder blufft er nur? Natürlich ist da auch eine gute Prise Glück mit dabei, aber wenn man die eigene Theorie dann bestätigt sieht ist das sehr befriedigend.
Hat der Fugitive die 42, also die letzte Karte gespielt und die Polizei noch kein Versteck mit 29 oder höher entdeckt, wird eine Hetzjagd ausgelöst. Das treibt die Spannung auf beiden Seiten nochmals schön hoch. Denn jetzt kann die Polizei noch einmal weitere Verstecke nacheinander nennen, sie darf aber keinen Fehler machen. Deckt sie alle Karten auf gewinnt die Polizei ansonsten der Flüchtende.
Wer welche Rolle lieber übernimmt, ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich, in unseren Runden gab es keinen Favoriten.
Ein Wort zum Nachziehstapel, er ist auf 3 Stapel, die Zahlenkreisen zugeordnet sind, aufgeteilt. Schon allein der Stapel von dem ein Spieler zieht hat hier eine Bedeutung. Zieht der Fugitve schon vom zweiten Stapel, ist er schon oder wird bald eine Karte, die grösser ist als 14 spielen. Zieht die Polizeichefin von einem „hinteren“ Stapel versucht sie dem Flüchtenden den Weg abzuschneiden. Also sollte man auch darauf ein Auge haben.
Man kann, wenn man denn möchte, das Spiel mit Ereignissen erweitern, uns hat es ohne besser gefallen. Sie können aber unter Umständen helfen, den Vorteil eines geübten Spielers auszugleichen.
Wir hatten mit Fugitive immer ziemlich viel Spaß. Es ist keines der Spiele, das man Partie nach Partie spielt aber es ist genial für einen Auftakt oder Absacker wenn man zu zweit ist.
Fugitive von Tim Fowers
Ein spannendes Katz und Maus Spiel, für eben genau zwei Spieler. Perfekt auch zum Aufwärmen oder als Absacker.
Robert:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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Tommy
Die minimale Schrittweite ist immer 1, nicht wie im Beispiel oben 3, sonst hat die Flüchetende gar keine Chance.
Robert Alstetter
Meinst du das „wie zum Beispiel: Es liegen 3 Karten für den nächsten Schritt, das heißt die minimale Schrittweite ist 1 + 1 + 1 also 3 und die maximale 3 + 2 + 2 also 7“?
Es liegen insgesamt 3 Karten übereinander:
– minimal kann der Fugitive einen Schritt laufen, maximal 3
– legt man eine Karte drunter zählen die Fussabdrücke, es gibt Karten mit einem oder zwei
Das heisst für die Verfolgerin wenn 3 Karten übereinander liegen, kann sie überlegen:
– der Fugitive ist mindestens 1 + 1 + 1 also 3
– und maximal 3 + 2 + 2 also 7 gegangen
Liege ich daneben?
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