SPIELSTIL Rezension

Kelp – Prototyp

Lesezeit: 7 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Carl Robinson
erschienen bei Wonderbow GAmes

Als mir Wonderbow Games zum ersten Mal von Kelp erzählte, war ich direkt am Haken. Ein asymmetrisches 2 Personenspiel mit Hidden Movement, Deckbau und einem eher ungewöhnlichen Thema klang einfach zu verlockend. Inzwischen ist das Projekt auf Kickstarter gelandet, wo es auch innerhalb kürzester Zeit finanziert wurde. Nicht nur das. Mit aktuell etwa 370.000 € ist das ursprüngliche Ziel bereits um ein Weites übererfüllt.

Eine Partie Kelpt wurde aufgebaut.

Wir haben freundlicherweise einen der wenigen Prototypen von Kelp zum Testen erhalten und möchten euch an den ersten Erfahrungen damit teilhaben lassen. Wie spielt er sich denn der Kampf Hai gegen Oktopus?

Und der Haifisch der hat Zähne. Und die trägt er im Gesicht.

(Dreigroschenoper – Berthold Brecht)

Kelp aus der Sicht des Oktopusses

Mein Ziel als Oktopus ist es mich zu verstecken, damit der Hai im besten Fall nie zu Gesicht bekommt. Hierfür stehen mir Spielsteine zur Verfügung, die ich in bester Stratego Manier für meinen Gegner verdeckt aufstelle. Auf diesen befinden sich Muscheln, Fallen, Futter für mich und ich selbst.

Die Spielsteine in Kelp

Kelp – Die unterschiedlichen Spielsteine für den Oktopus.

Am Zug darf ich zwei Aktionen ausführen. Spiele ich eine Karte muss ich in den meisten Fällen Steine aufdecken, um diese zu bezahlen. Das hilft meinem Gegner, weswegen ich stets abwägen muss, ob sich eine Aktion nun lohnt oder nicht. Mit den Aktionen darf ich Steine wieder verdecken, die Standorte tauschen, neue Karten/Steine kaufen oder mein Futter fressen.

Kelp - die Aktionskarte Fast Learning

Kelp – Wir bezahlen diese Aktionskarte um zwei Karten/Steine zu kaufen.

Bringe ich neue Steine ins Spiel steigere ich damit vorwiegend die Anzahl der Fallen, die ich stellen kann. Aber auch eine Doppelmuschel ist dabei, mit der ich Aktionen leichter bezahle und Futter für mich. Schaffe ich es dieses zu fressen, erhalte ich Verbesserungen und Sonderaktionen, zeige aber auch ganz klar meinen Standort.

Kelp - Der Hai hat den Oktopus erfolgreich angegriffen.

Kelp – Weiß der Hai, wo sich der Oktopus versteckt, ist es nur noch eine Frage der Zeit.

Mein Ziel ist es also meinen Gegner maximal zu verwirren. Er sollte nie genau wissen, wo ich zu finden bin. Alternativ sollte ich nach meinem erscheinen wieder schnell verschwinden. Die Partie Kelp gewinne ich, wenn der Hai entweder maximal erschöpft ist oder ich meine vier Futtersteine fressen konnte.

Kelp aus der Sicht des Hais

Hier bin ich ein Jäger. Der Oktopus ist ein Festschmaus, den ich mir nicht entgehen lassen darf. Entgegen meinem Gegner habe ich einen Beutel voll Würfel, die ich im Laufe der Partie anpassen und perfektionieren muss. Zu Beginn meines Zuges ziehe ich immer zwei der dort drin befindlichen Würfel heraus und werfe sie.

Kelp - Beispiel eines Angriffs und eines Aufdeckens.

Kelp – Die unterschiedlichen Farben der Würfel stehen für unterschiedliche Aktionen.

Die Würfel haben dabei drei unterschiedliche Farben. Die blauen sind dafür da, dass ich meine Schwimmwege verkürzen kann. Diese platziere ich auf meinen Pfaden und schaffe es so Felder in meinem Zug überspringen zu können. Die gelben Würfel dienen dann dazu Steine aufzudecken und die roten ein Feld anzugreifen.

In meinem Zug bin ich gezwungen mich jedes Mal zu bewegen. Dabei muss ich den vorgegebenen Pfaden folgen. Rückwärts schwimmen ist nicht möglich. Ich habe jedoch Möglichkeiten meine Bewegung zu manipulieren. Zum einen suche ich mir an Kreuzungen aus, wo es langgeht. Zum anderen darf ich mit Würfel bedeckte Felder überspringen. Sogar in einer Reihe, wenn die Würfel stets absteigen.

Kelp - Beispiel einer schnellen Bewegung.

Kelp – Der Hai hat vorgesorgt und könnte nun den Pfad mit den zwei grünen Würfeln entlangschwimmen, da sie absteigend sind.

Die verwendeten gelben und blauen Würfel wandern danach auf meine Verbesserungsleiste. Hier kann ich weitere Fähigkeiten freischalten, die mich immer gefährlicher machen. Gar nicht verwendete Würfel gehen in einen Pool. Mit diesem kann ich Karten mit Einmalaktionen kaufen, die zusätzlich weitere Würfel in meinen Beutel befördern.

Kelp - Die Verbesserungen des Hais.

Kelp – Über gesammelte Würfel schalten wir automatisch Verbesserungen frei. Für die Karten müssen wir Würfel ausgeben, erhalten dafür aber neue dazu.

Jedoch sollte ich mit neuen Karten und Angriffen vorsichtig umgehen. Denn beides erschöpft mich Stück für Stück. Dies zwingt mich nicht nur Würfel aus meinem Pool zu entfernen, sondern bedeutet für mich auch die Niederlage, wenn ich das letzte Feld der Leiste erreicht habe.

Kelp - Die Erschöpfungsleiste

Kelp – Die Erschöpfungsleiste füllt sich durch Angriffe und gekaufte Karten.

Ich gewinne, wenn ich den Oktopus erfolgreich angreife und danach erwische. Letzteres wird mit drei unterschiedlich farbigen Karten gesteuert. Wir beide wählen eine aus und decken sie zeitgleich auf. Stimmt die Farbe überein, habe ich gewonnen. Hat der Oktopus eine andere Farbe gewählt, bekommt er eine Bonusaktion, verliert aber auch diese Karte für die restliche Partie. Das bedeutet, dass mein nächster Angriff schon mit einer 50 % Chance gelingt und der Dritte auf jeden Fall siegreich ist.

Verachte nicht die Höhle, in der du dich einmal versteckt hast.

(Sprichwort)



Christian meint:

Wie ich oben schon erwähnte, basiert das Ergebnis hier auf unseren ersten Testrunden. Wir sind noch nicht ganz bis ins kleinste Detail eingestiegen, weswegen diese Rezension vor allem eines wiedergeben möchte. Tendenzen, was euch erwartet, wenn ihr in das Projekt einsteigen möchtet.

Unsere bisherigen Partien hatten allesamt erst einmal etwas gemeinsam. Sie waren spannend, aber man merkte auch, dass eine gewisse Lernkurve vorhanden ist. Agiert man planlos, drängt man sich selbst schnell in die Ecke, aus der man nur schwer herauskommt. Beide Parteien müssen versuchen besser zu werden, bevor sie groß agieren.

Kelp – Manchmal ist der Oktopus näher, als man denkt.

Das funktioniert beim Oktopus mit der Verbesserung und Ausdünnung des Decks. Beim Hai vorwiegend, indem er seine Verbesserungen freispielt. Beides bedeutet aber erst einmal, dass man sich zu Beginn Zeit lassen muss. Das führt aber auch dazu, dass man in den Partien eben meist dasselbe tut. Sich optimieren und dann agieren.

Natürlich gibt es im Spiel noch kleinere Nuancen, aber wer erfolgreich sein möchte, sollte nicht zu sehr vom Weg abweichen, da man den Hai sonst zu schnell erschöpft oder den Oktopus zu schnell preisgibt.

Kelp – Der Oktopus ist nur scheinbar sicher. Der Hai ist ihm dicht auf den Fersen.

Aber die Partien Kelp sind angenehm kurzweilig, sodass man einen angenehmen Spannungsbogen im Katz- und Mausspiel hat. Einzig eines will nicht so recht in meinen Kopf. Wie der Oktopus es schaffen soll alle vier Futterquellen zu fressen. Denn in unseren Partien war es bisher so, dass der Haispieler nur so lange ein Problem hatte, bis er den Oktopus zum ersten Mal zu Gesicht bekam.

Sich dann zu merken, wo er ist, beziehungsweise sein könnte, empfanden wir als zu leicht. Das kann aber auch noch daran liegen, dass wir den Oktopus noch nicht ganz optimal spielen. Wie gesagt, das ist eine erste Tendenz.

Kelp – Da ist der Oktopus nochmals entwischt. Wären es dieselben Farben gewesen, hätte der Hai ihn gefressen.

Auch sollte Wonderbow Games die Regeln noch mal überarbeiten, da nicht alles ganz klar ersichtlich ist. Als Beispiel nenne ich mal den Kartenmarkt, von dem der Oktopus kauft. Hier brauchen wir noch eine genauere Definition, welche Karten überhaupt verfügbar sind.

Alles in allem genießen wir die Partien Kelp. Sind beide Spieler im Spiel drin, macht es natürlich am meisten Spaß. Denn dann muss man mit allen Tricks arbeiten. Nur glaube ich aktuell, dass es der Hai Spieler etwas leichter hat als der Oktopus. Zumindest dann, wenn er sich nicht allzu blöd anstellt. Aber wir bleiben am Ball und sagen euch Bescheid, wenn sich etwas ändern sollte.

Kelp – Zwei Aktionen hat der Oktopusspieler je Runde.

Kelp gehört für mich definitiv zu den besseren 2 Personenspielen, auch wenn es noch die ein oder andere Stelle gibt, die verbessert werden könnte.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Kelp – Prototyp von Carl Robinson

Cover Brettspiel Kelp

Ein durchaus spannendes asymmetrisches Spiel für 2. Einzig, dass der Start stets gleich abläuft trübt den Glanz etwas. Dennoch haben wir unseren Spaß bei diesem ungleichen Duell.

Spielstil – Wertung

Christian:

8/10
Das gefiel uns
  • Asymmetrisches Duell
  • Spannendes Hidden Movement
  • Kurzes Spiel mit spürbarem Spannungsbogen
Das nicht so
  • Start stets gleich.
  • Keine groß unterschiedlichen Strategien
  • Nicht alle Regeln sind klar

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexpemplar als zeitlich begrenzte Leihgabe ohne Auflagen vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

5 Comments
  1. Das Spiel finde ich ungewöhnlich und damit besonders ansprechend. Aber in meiner Sammlung an reinen 2Spieler-Spielen ist es sehr schwierig das Spiel noch zu rechtfertigen….
    Mal gucken

    Reply
    • Hier ist der Eindruck hinsichtlich Stärke Hai/Oktopus anders herum, wenn ich mich im Fazit nicht total verlese:

      https://brettundpad.de/2023/11/09/kelp/

      Wäre ja erst einmal ein gutes Zeichen!

      Reply
      • Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2

        Ja dann sollten Christian und ich mal wieder miteinander zocken. 😁

        Danke für den Link.

        Reply
        • Hallo zusammen,

          also der Artikel den Alex geteilt hat, war nur eine News und Info zur laufenden Kampagne. Die hat Markus geschrieben und die stützt sich auf den Aufenthalt am Stand auf der Messe, wo wir das Spiel auch gespielt haben. Auf der Messe hatte der Hai keine Chance.

          Jetzt, also morgen, je nachdem wann das hier gelesen wird, ist die richtige Rezension online, weil ich erst jetzt genügend Partien gespielt habe. Ich sehe das mit der Stärke nicht so klar oder kritisch wie auch einige bei BGG, die nur wenige oder meist nur eine Partie gespielt haben. Wenn man das Spiel und seine Feinheiten nicht kennt, können kleine Aktionen große Auswirkungen haben. Als Oktopus kannst du nach 10 Minuten verlieren, vielleicht sogar schneller. Als Hai kannst du aber auch 60 Minuten im Trüben fischen und entnervt verlieren. Sagen wir es so, ich habe egal welche Rolle nicht einmal verloren. Heißt für mich, Glück spielt eine Rolle (Würfeln beim Hai, beim Oktopus wie der Hai am Anfang zufällig meine Steine angreift), aber viel wichtiger ist, dass ich mir in beiden Rollen klar bin, was ich wie vorhabe und weder leichtfertig Karte kaufe, Steine „abreiße“, die Wertigkeit des versteckten Tauschens kenne und auch nicht wild meine Würfel verpulvere.

          Ich kenne die Erweiterungen leider nur aus der Theorie, aber ich glaube, die sind ziemlich cool und verändern auch noch etwas das Spielgefühl, vielleicht auch für den Oktopus, der defensiv mit gutem Deckbuildung schon sehr stark ist, aber eine gewisse Passivität vermittelt.

          Liebe Grüße

          Christian

          Reply
  2. Hallo, dafür das Ihr da erstmal reingeschnuppert habt, finde ich die Rezension schon sehr ausführlich und schön beschrieben. Mich hat es direkt gehoooked und ich hab mir direkt eine Deluxe Version gegönnt.

    Bei Kickstartern ist es ja oft zu Anfang das da noch ein paar Ecken + Kanten gibt,
    die aber meist – bei entsprechendem Feedback – abgeschliffen werden.

    Ich denke das es auch immer mehr anspricht, wenn man es dann noch ein paarmal spielt,
    weil man ja auch erstmal „Reinkommen“ muss.

    Fazit: ich spiele mit meinem Mann sehr gerne 2 Personen Spiele und da kommt es genau richtig 🙂

    Daher – Vielen Dank für Deine Rezension 🤗

    Reply

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