Scythe ist ein Spiel, das in aller Munde war. Ein neues Spiel von Jamey Stegmaier, welcher mit Viticulture und Euphoria bereits Lorbeeren einheimsen konnte. Und ein Thema, das gleichzeitig ein wenig trashig und faszinierend rüberkommt. Schließlich befinden wir uns in einer alternativen Realität. Wir befinden uns im Europa der 1920er Jahre. Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs sind immer noch zu spüren. Dieser ist aber anders verlaufen, denn ein kapitalistischer Stadtstaat, den alle nur „die Fabrik“ nennen hat die Nationen mit riesigen Kampfrobotern versorgt. Doch die Fabrik hat ihre Pforten geschlossen. Und nun treffen sich 5 Anführer in Osteuropa, um zu prüfen, was mit der Fabrik geschehen ist und gleichzeitig das begehrte Land für sich zu vereinnahmen.Ehrlich gesagt, ich mag solche Szenarien. Und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass Scythe mich bereits nur durch das Cover angesprochen hatte. Egal, wie das Spiel sein würde, ich muss es haben. Ob es mich überzeugen konnte oder es mich eiskalt erwischte könnt ihr weiter unten lesen.
Fazit
Scythe kleckert nicht mit ein bisschen Material, entsprechend schwer ist nicht nur die Schachtel, sondern auch der erste Blick auf das Spiel an sich. Wobei man hier ehrlicherweise sagen muss, dass es trotz der scheinbaren Komplexität sehr einfach zu erlernen ist. Bei uns dauerte keine Erklärung länger als 30 Minuten, was für ein Spiel mit diesem Detailgrad geradezu lächerlich ist. Nichts desto trotz schafft es Scythe einen in seinen Bann zu ziehen. Auch, wenn die einzelnen Aktionen schnell abgehandelt sind möchten sie doch gut überlegt sein. Schließlich baut alles aufeinander auf. Und plötzlich fehlt einem das nötige Geld und man muss wieder Aktionen durchführen, die einem eigentlich nicht allzu viel nützen, nur um einen Fehler aus der Vorrunde wieder auszubügeln.
Entsprechend viel Verbesserungspotential hat man im eigenen Spiel. Und auch, wenn die Lernkurve von Partie zu Partie vorhanden ist hat man dabei seinen Spaß. Denn Scythe lässt einen in eine andere Welt eintauchen. Wie oben bereits erwähnt zwar etwas trashig aber durch und durch stimmig. Vor allem die Begegnungen mit ihren schönen Bildern sorgen dafür, dass man das Benzin und die Abgase der Mechs fast schon riechen kann. Eine derart thematische Dichte sucht seines gleichen.
Gleichfalls werden Euro-Gamer viel Spaß mit Scythe haben. Ständig versucht man das eigene Spiel noch ein klein wenig zu verbessern und den anderen einen Schritt voraus zu sein. Dennoch sollte man aufpassen und nicht zu schnell ans Ziel rasen. Denn so kann es einem zwar passieren, dass man seinen 6. Stern platziert hat, aber aufgrund fehlender Popularität doch den letzten Platz belegt. Denn Sterne sind nicht alles, auch wenn es sich sehr belohnend anfühlt einen weiteren Meilenstein markieren zu dürfen. Dementsprechend wird auch geraten im ersten Spiel bei der Hälfte eine kurze Pause zu machen um aufzuzeigen, wer wie viele Punkte gesammelt hat, damit man ein gewisses Gefühl dafür hat.
Je mehr Spieler sich auf dem Schlachtfeld tummeln, desto interessanter wird es. Denn durch die Höhlen und einer verbesserten Bewegung kann man ganz schnell am anderen Ende des Spielplans sein und einem Mitspieler die sauer erarbeiteten Rohstoffe abjagen. Aber der Kampf ist auch ein ziemliches zweischneidiges Schwert. Denn ist man in der Kampfkraft erst mal entsprechend gesunken, ist man ein leichtes Opfer für die Mitspieler. Und die werden kommen und einen immer und immer wieder besiegen, nur um einfach und schnell einen Stern für gewonnene Kämpfe platzieren zu können. Wer das nicht verträgt, der wird in dieser Phase des Spiels entsprechend wenig Spaß haben. Auch, wenn es nicht unbedingt bedeutet, dass man verliert. Und das muss ich Scythe ganz groß anrechnen. Anders, als in anderen Spielen brechen einem verlorene Kämpfe nicht unbedingt das Genick. Auch kommen die Kämpfe in Scythe fast ohne Glück aus. Vieles ist berechenbar und dann nur noch eine Frage aus Einschätzung des Mitspielers und geschicktem Bluff. Es freut doch jeden, wenn er mit wenig eingesetzten Kampfpunkten den Gegner schwächen und im eigenen Zug den Vorteil ausnutzen kann, um dem Mitspieler zu zeigen, wo der Hammer hängt.
Das Material ist sehr schön geworden. Vor allem auch die einzelnen Karten und die Spielertableaus die die Thematik voll und ganz ausleben. Hier kann man sich nur bei Kickstarter bedanken. Denn ich denke nicht, dass das Spiel in einem „normalen“ Verlag eine Chance gehabt hätte. Kommen wir abschließend noch zur Frage, ob sich das Geld wirklich lohnt. Ja! Definitiv! Man hat viel Freude an Scythe und wird viele spannende Partien spielen. Bisher ist noch keine einzige langweilig verlaufen. Auch hat noch kein Mitspieler sich je negativ zum Spiel geäußert. Alle waren immer voll mit dabei. Und wenn das Thema mal nicht mehr so interessant sein sollte bietet Scythe immer noch ein gut durchdachtes Euro-Game, welchen man immer und immer wieder gerne hervorholt, um nur mal noch eine weitere Partie zu spielen.
Eines noch, dann seid ihr mich los. Ein Punkt erstaunt mich an Scythe immer noch. Und zwar, dass wir tatsächlich mit jeder Runde bei fast immer genau 2 Stunden lagen (etwas mehr oder weniger konnte es sein). Und das bei der Komplexität. Da ist man von anderen Spielen schon mehr als die doppelte Zeit gewohnt. Aber nun lass ich euch in Ruhe und bau das Spiel lieber wieder auf. Denn man freut sich immer auf die nächste Partie.
Scythe
Stonemaier Games
Autor: Jamey Stegmaier | |
Dauer: 90 – 115 | |
Spieler: 1-5 | |
Schwierigkeit: Fortgeschritten |
Scythe – Stonemaier Games – 2016
- Erscheint bei Stonemaier Games
- Für 1 – 5 Spielende und dauert 90 – 115 Minuten
- Am besten geeignet für Experten
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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