Andor StoryQuest – dunkle Pfade
Autor: Stefan Blanck
Spieler: 1+
Dauer: 60 – 90 Minuten
Komplexität: Einsteiger
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Andor StoryQuest – Dunkle Pfade – das abenteuerliche Kartenspiel
Meine erste Begegnung mit Choose-your-own-Adventure Büchern hatte ich damals in der Schulbücherei. Unscheinbar standen sie im Regal und hörten auf schmissige Titel wie „Tempel des Schreckens“ oder „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“. Es dauerte nicht lange und ich hatte alle vorhandenen „durchgespielt“. Meine Mutter freute sich, weil ich eben Bücher in die Hand nahm. Alle waren glücklich. Gut, ich nur teilweise, denn diese Bücher hatten einen zweifelhaften Ruf. Geh in die falsche Richtung und du stirbst.
Nun gibt es einen neuen Ableger dieser Art des Spiels. Andor Story Quest – Dunkle Pfade verlagert das Spielgeschehen weg vom Buch in eine Art Kartenspiel. Aber ist das Genre heutzutage überhaupt noch up to date?
Tust du dies, lies weiter bei 31.
Eigentlich ist das Kartenspiel ganz einfach. Wir lesen einen Storyteil und werden dann vor eine Wahl gestellt und erfahren dann dort, auf welcher Karte es weitergehen soll. So schreiten wir in der Geschichte immer weiter voran, bis wir an eines der Enden gelangen und – wenn es schlecht lief – auch mal dazu aufgefordert werden, es erneut zu versuchen.
Kämpfe werden in Andor StoryQuest mit Würfeln abgehandelt. Unsere Willenskraft bestimmt dabei nicht nur unsere Lebenspunkte, sondern auch die Anzahl der Würfel, die wir verwenden. Von diesen nehmen wir dann das höhere Ergebnis und zählen unsere Stärke hinzu. Gegenspieler machen dasselbe, haben jedoch noch die Fähigkeit, einen gewürfelten Pasch komplett zu werten. Das höhere Ergebnis gewinnt und der Unterlegene verliert Willenskraft.
Unterwegs finden wir auch immer wieder Informationen oder Gegenstände, die wir mitnehmen. Diese können auf manchen Karten als Voraussetzung zählen, um einen bestimmten Abschnitt lesen zu dürfen.
You died!
Andor StoryQuest – dunkle Pfade hätte so schön sein können. Eine interessante Geschichte mit meinen persönlichen Entscheidungen, die in weitere spannende Momente münden. Doch was serviert wird, ist eher ein halb garer Aufguss von 08/15 Fantasy, die bereits in den 80ern veraltet gewesen wäre. Nur eben mit Wesen aus der Andor-Welt.
Was zu Beginn dennoch irgendwie faszinierend und interessant war, fiel in Kapitel 2 komplett in sich zusammen. Denn gerade hier wurden die Erwartungen, die ich an das Spiel hatte, nicht erfüllt. Es wurde eine spannende Aufgabe in Aussicht gestellt, die sich an der nächsten Weggabelung bereits auflöste. Das mag am Weg gelegen haben, den ich gewählt hatte (ich habe die anderen Karten danach eher grob überflogen), aber es war sehr ernüchternd.
Der Endkampf dann war auch eher seltsam. Hier wurde alles auf das Würfelglück verlegt, welches durch meine vorherigen unbewussten Entscheidungen stark beeinflusst war. Klar hätte ich unterwegs mit anderen Wegen noch den einen oder anderen Stärkepunkt herausgeholt, aber ich war ehrlicherweise so geerdet, dass ich darauf keine große Lust mehr hatte.
Für mich ist Andor StoryQuest – dunkle Pfade ein Versuch, ein längst vergangenes Relikt wieder zu beleben, das ich nicht brauche. Die Story eher uninteressant, das Spielsystem ohne große Aha-Momente und das sich immer wiederholende Lesen derselben Texte als Feature ist nicht meines. Da wäre so viel mehr drin gewesen.
Stich Rallye
Autor: Kim Vandenbroucke
Spieler: 3 – 5
Dauer: 20 Minuten
Komplexität: Einsteiger
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Stich Rallye
Umweltfreundlich kommen die Autos im Karten-/Brettspiel Hybriden Stich Rallye daher. Denn entgegen ihren großen Geschwistern benötigen sie kein Benzin, sondern fahren rein mit der Kraft der Aufzugsfeder. Okay, nicht ganz, denn ein paar Stiche gehören auch dazu. Und während ich überlege, wie ich mit den passenden Karten im Tank nach Italien fahren könnte (Karten hätte ich mehr als genug), widmen wir uns lieber dem Familienspiel von Amigo Spiele.
Huuuuiiiiiii!
In Stich Rallye spielen wir insgesamt drei Runden mit unterschiedlicher Kartenanzahl. Wie üblich gibt die ausspielende Person an, welche Farbe bedient werden muss. Neu ist, dass den Stich die zuletzt gespielte Farbe mit der höchsten Punktzahl macht.
Wer sticht, fährt mit seinem Auto die Anzahl Felder, die dem kleinsten Kartenwert in seinem Stich entsprechen. Alle, die leer ausgehen, ziehen ihre Feder ein Stück weiter auf. Die Feder gibt an, wie viele Bonusfelder man sich bewegen dürfte, wenn man eine Bewegung auslöst.
Interessant wird es noch an Bergfeldern. Bleibt man nämlich auf einem solchen stehen, rollt man stets bergab, bis zum ersten normalen, unbesetzten Straßenfeld.
Wer es schafft, zuerst zwei komplette Runden zu drehen, hat umgehend gewonnen.
Los komm schon, nur noch ein kleines Stück.
Trotz seiner Einfachheit (oder vielleicht gerade deswegen) ist Stich Rallye spaßig. Man pokert mit seiner Hand, versucht lukrative Stiche zu bekommen und den anderen weniger punkteträchtige unterzujubeln, um selbst von den Bonusfeldern zu partizipieren. Dabei ist dieses Karten-/Brettspiel nicht sonderlich kompliziert und kann eigentlich von allen sofort gespielt werden.
Durch seine Optik mit den coolen Papp-Aufziehautos – die sich etwas schwer zusammenbauen lassen – ist es auch richtig einladend und zeigt, wie spielerisch man mit einem Autorennen umgehen kann. Wenn nur leider eines nicht fehlen würde. Das Renngefühl. Ja, wir drehen unsere Runden um die Wette, aber so ein richtiges Gefühl eines Autorennens möchte einfach nicht entstehen. Manchmal mag man sich schon fragen, ob es das Spielbrett überhaupt benötigt hätte.
Macht aber nichts, da eine Partie recht kurzweilig und schneller vorbei ist, als einem lieb sein dürfte. Uns hat das Kartenspiel Spaß gemacht, auch wenn ich mir bereits ab der ersten Partie gewünscht habe, dass es etwas mehr Tiefgang hat. Also, falls mal jemand die Grundidee aufgreifen und aufmotzen möchte, ich wäre sehr interessiert.
Kingsbridge das Spiel
Autor: Wolfgang Kramer
Spieler: 1 – 5
Dauer: 20 Minuten
Komplexität: Einsteiger
Transparenz:
Kostenloses Rezensionsexemplar
Kingsbridge – Kartenspiel zum Ken Follett Roman
Kingsbridge heißt der neueste Ken Follet Roman der Kingsbridge Reihe, zu der auch die Tore der Welt, das Fundament der Ewigkeit und die Säulen der Erde gehören. Und wir Brettspieler wissen, was das bedeutet. Ein neues Spiel von Kosmos! Inklusive der zugehörigen Vorfreude, denn die Vorgänger haben sehr interessante Brettspiele hervorgebracht. Doch mit Kingsbridge gibt es eine Änderung. Hier konzentriert sich der Verlag auf ein Kartenspiel, welches im Gegensatz zu den vorherigen Titeln eher an Gelegenheitsspieler richten soll.
1-2-3-4-5-6
In Kingsbridge sortieren wir Karten – äh, bringen Ereignisse aus dem Buch in die richtige Reihenfolge. Am Zug dürfen wir hierzu unsere Handkarten passend an die ausliegenden Reihen anlegen. Planerisch wird es durch die Idee, dass wir die Auslage umbauen dürfen. Heißt ausliegende Karten umverteilen, um so neue Möglichkeiten oder leere Reihen zu erhalten. Komplette Stapel von 1 – 13 werden abgelegt.
Zusätzlich ist es möglich, die oberste Person unseres Stapels zu verwenden. Hierdurch werden die Regeln dann etwas gebogen. Sei es, indem wir eine virtuelle Reihe eröffnen, gleiche Zahlen aufeinanderlegen dürfen oder einzelne Zahlen überspringen können.
Ist so überhaupt nichts möglich, dürfen wir immer noch Karten mit unserem Stapel tauschen. Wer es irgendwann geschafft hat, alle Karten loszuwerden, gewinnt.
7-8-9-10-11-12-13
Kingsbridge das Kartenspiel ist Multiplayer-Patience mit demselben Spannungsbogen einer Solitär Partie am PC. Ja, es kann mitunter interessant sein, einen Zug durch den richtigen Einsatz einer Person oder dem Umlegen von Stapeln zu seinen Gunsten zu entscheiden, aber die meiste Zeit ist es eben ein Sortieren von Karten und viel zu oft ist das Umverteilen der Karten nicht richtig nutzbar. Staubtrocken und thematisch vollkommen irrelevant.
Ja, es gibt schöne Bilder auf den Karten, aber die verschwimmen bereits nach kürzester Zeit. Schließlich haben wir es in diesem Kartenspiel nur auf die Zahlen und deren Reihenfolge abgesehen. Da ist mir egal, ob irgendwer – den ich nicht kenne, da ich die Bücher nicht gelesen habe – eine Brücke baut. Genauso gut hätte auf der Karte Spongebob Patrick ins Auge piksen können oder ich selbst eine Pizza backen. Es beeinflusst das Spielgefühl überhaupt nicht.
So ist Kingsbridge eine nette Fingerübung, wenn man sonst nichts Besseres zu tun hat. Aber definitiv nicht mehr. Da gibt es weitaus spannendere Sortierspiele, die eben noch eine Gefühlsebene mit einbringen, die Kingsbridge nicht bieten kann. Greift hier lieber zu The Game, welches ein vielfaches emotionaler ist.
Wir haben Rezensionsexemplare ohne Auflagen vom Verlag bekommen.
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