Wir alle kennen die mal mehr, mal weniger guten Krimispiele, die aktuell den Markt fluten. In allen sind wir Ermittelnde, die Spuren verfolgen und auswerten sollen, um dafür zu sorgen, dass die Person, die hinter dem Verbrechen steckt, vor Gericht geführt werden kann. In im Namen des Volkes sind wir schon eine Stufe weiter. Denn ganz nach amerikanischem System sitzen wir in einer Jury, die eben darüber zu entscheiden hat, ob eine Verurteilung vorgenommen werden soll.
An sich ist das Konzept von im Namen des Volkes interessant. Nach und nach werden uns Hinweise und Aussagen zur Verfügung gestellt, die wir munter diskutieren müssen. Und gerade das ist der Kern des Spiels. Die Diskussion ist der Motor, der im Namen des Volkes antreibt. Ohne diese wären wir nach etwa 10 Minuten mit dem Szenario fertig.
Aber wir sollen uns ja in unsere Rollen hineinversetzen und ein gerechtes Urteil fällen.
Christian meint:
Nimmt man allein die Grundidee von im Namen des Volkes, haben wir eine durchaus sehr spannende Angelegenheit vor uns. Schließlich sollten wir uns als Jury durch ein Gewirr von Beweisen und Aussagen denken, um die Schuldfrage zu klären. Toll empfand ich die dabei entstehenden Diskussionen, was mich dazu führt zu behaupten, dass das Spiel in einer großen Gruppe am besten aufgehoben ist. Hier dürften genügend Meinungen aufeinandertreffen, um dafür zu sorgen, dass man die Zeit um sich herum vergessen kann. Leider habe ich das noch nicht ausprobiert, aber ich hoffe, dass ich auf unserem Spielewochenende die Gelegenheit dazu habe.
Leider fasst im Namen des Volkes hier viel zu kurz. Wir bekommen viel zu wenige Informationen zu den Fällen. Alles ist sehr geradeheraus präsentiert und stützt sich als alleiniges Gerüst dann eben auf uns als Spielende. Nutzen wir diese Brotkrumen nicht oder sind uns einfach nur sehr schnell einig, ist das Spiel eigentlich schon gelaufen. Dabei sind die von uns gespielten Fälle dann auch in der Qualität unglaublich unterschiedlich – dazu aber bei den einzelnen Wertungen mehr.
So ganz genau weiß ich auch nicht, wie das Rechtssystem mit Geschworenen genau verläuft. Aber eines bin ich mir sicher. Im Namen des Volkes bildet dieses definitiv nicht zur Gänze beziehungsweise sogar falsch ab. Das mag daran liegen, dass man im Kern eine Geschichte erzählen will. Im Endeffekt nimmt man sich hierbei aber ganz wichtige Stilmittel, wie die Schlussplaidoyers und Kreuzverhöre. Alles in allem muss man damit ein Auge zudrücken und sich lieber auf den Fall als den richtigen Ablauf konzentrieren, um die Immersion nicht gleich zum Platzen zu bringen.
Ich persönlich hätte mir mehr von im Namen des Volkes erhofft. So sind sie (teilweise!!) ein interessanter Zeitvertreib, dem es dann aber an der sättigenden Beilage fehlt.
Im Namen des Volkes – Die Fälle im Test
Fall 1: Die tödlichen Goldfische
Der erste Fall setzt den Kerngedanken von im Namen des Volkes schon sehr gut um. Ein über weite Strecken undurchblickbares Verbrechen, diverse Fährten und Aussagen und die Möglichkeit, daraus allerlei Thesen zu stricken. Gerade die Diskussionen, welche ja das Kernelement der Reihe sein sollen, haben wir sehr genossen. Leider hat der Fall dann noch etwas zu wenig Aspekte, die es zu klären gilt. Dafür war das Verbrechen einfach nicht ausgelegt.
Aber dennoch befindet sich in der Schachtel eine Meta-Ebene, die ich als kleines Highlight feierte. Denn aus dem Nichts heraus stellte uns das Spiel die Frage, was Schuld eigentlich bedeutet, was die Diskussion auf eine neue Ebene führte und dann interessanter als die eigentliche Auflösung war.
Schade eigentlich, dass in der Schachtel zwar gute Grundvoraussetzungen enthalten sind, aber man an allen Ecken und Kanten spürt, dass dann doch etwas Wichtiges fehlt. So verlässt sich das Spiel leider zu sehr darauf, dass wir selbst es mit Leben füllen.
- Autoren: Céline Pieters, Raphaël Vanleemputten Erscheinungsjahr: 2023
Fall 2: Der höllische Fährmann
Erneut sollen wir als Jury ein gerechtes Urteil fällen. Doch das fiel uns beim höllischen Fährmann extrem schwer. Auch wollten die Diskussionen nicht so recht in Gang geraten, da die zugrunde liegenden Informationen in keiner Weise dazu einluden. Dabei hätte der Fall an sich interessant sein können, so war es aber einfach ein Schuss in den Ofen.
Wir haben Stück für Stück die Informationen zur Kenntnis genommen, mit den Schultern gezuckt und weitergemacht. Dadurch war das Spiel dann auch in kürzester Zeit vorbei. Nicht, weil wir nicht bereit waren, uns mit Thesen und Gegenargumenten zu zerlegen, sondern weil der Fall das nicht hergab. Die Krone setzte dem Ganzen dann noch die Auflösung auf, die derart nichtssagend war, dass sie in uns eine neue Stufe der Nichtbefriedigung ausgelöst hatte.
Danke, aber so klappt das nicht. Ich hätte hier echt gern meine verlorene Lebenszeit zurück.
- Autoren: Céline Pieters Erscheinungsjahr: 2023
Affiliate Links – Unterstützt Spielstil.net
Im Namen des Volkes – Fall 1
Amazon: https://amzn.to/3OpYeIn
Buecher.de: https://tidd.ly/41LGytO
Thalia: https://tidd.ly/3BDwLeP
Im Namen des Volkes – Fall 2
Amazon: https://amzn.to/3Mli4BJ
Buecher.de: https://tidd.ly/43f9Xhb
Thalia: https://tidd.ly/41VAKxQ
Transparenz
Die hier vorgestellten Fällen von im Namen des Volkes handelt es sich um Rezensionsexemplare. Sie wurden uns freundlicherweise von Asmodee Deutschland zur Verfügung gestellt.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.