SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Lucas Ribeiro, Luis Francisco
erschienen bei Brettspielwelt GmbH
Wenn wir uns mal überlegen, wie viel einfacher doch das Leben wäre, wenn wir uns die Welt so schaffen könnten, wie wir wollten. Keine Umweltverschmutzung, die Berge und das Meer direkt vor der Türe und hinter dem Haus eine Wiese, an der ein lauschiger Wald anschließt. Ja, so hat sich das sicherlich auch der König vorgestellt, als er uns losgeschickt hat, sein Reich zu kartografieren. Also malen wir ihm lieber eine Fantasie-Karte, als die wirklichen Gegebenheiten abzubilden – denn für die “richtige” Karte werden wir reich belohnt. So jedenfalls stelle ich mir die Welt von “Der Kartograph” vor, in der wir dem tyrannischen König eine passende Karte zeichnen müssen. Oder nicht?!
(Pippi Langstrumpf)
In der App „Der Kartograph“ versuchen wir über 4 Jahreszeiten (Runden) möglichst viele Punkte über das geschickte Platzieren von Landschaften auf einer leeren Landkarte zu generieren. Dabei gelten in jeder Jahreszeit andere Regeln, für die es an deren Ende Punkte gibt. Auch welche Landschaften wir platzieren dürfen – und in welcher Form – suchen wir nicht frei aus. Dafür werden zufällige Karten gezogen, welche entweder eine Form (ähnlich eines Tetris-Bausteins) vorgeben und uns die Wahl zwischen zwei Landschaften lassen, oder aber die Landschaft ist bereits festgelegt, aber wir können zwischen zwei Formen wählen.
Als wäre das schon zu einfach, die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen, spuckt uns das Spiel immer mal wieder in unsere Suppe und macht die Pläne für unsere Landkarte zunichte, indem plötzlich ein paar Goblins in Form von störenden Steinen erscheinen – meistens genau dort, wo wir eine passende Landschaft platzieren wollten.
Wer nun meint, das alles hört sich sehr nach einem Solo-Spiel an, dem gebe ich gerne recht. Aber dennoch gibt es einen sehr cleveren Mehrspielermodus: So spielt man, wenn man möchte, jede Woche mit einer festgelegten Reihenfolge von gezogenen Karten und Wertungsregeln und versucht sich dabei möglichst weit oben auf der Highscore-Liste einzutragen.
Im freien Spiel spielt man dagegen einfach für seinen persönlichen Highscore und um eine Reihe von Herausforderungen zu erfüllen, zum Beispiel möglichst alle Monster einzukreisen, viel Gold zu sammeln oder alle Aufträge zu erfüllen.
(Johannes Müller)
„Der Kartograph“ ist für mich eine nahezu perfekte App! Es fängt bereits damit an, dass ich dieses Spiel hochkant auf meinem Mobiltelefon spielen kann, was, gepaart mit der Spielzeit von 10-15 Minuten, eine Partie wunderbar bei einer Fahrt mit Bus & Bahn absolvieren lässt. Dazu kommt ein wirklich hervorragendes User Interface: beim Platzieren der Kartenteile werden alle in Frage kommenden freien Flächen der Landkarte grün eingefärbt. Tippe ich ein Planquadrat an, so wird dieses fix gesetzt und die grüne Fläche entsprechend eingeschränkt. So kann ich sukzessive die Position des Bauteils bestimmen, bis ich zufrieden bin. Da unterstützt das Medium tatsächlich wunderbar intuitiv das Gameplay.
Das Spiel selbst ist auch am Tisch eigentlich ein Multiplayer-Solitär. Im Grunde ist es Bingo: Alle Spieler platzieren dieselben Landschaften; wer es geschickter tut, hat am Ende die meisten Punkte. Einzig die auftauchenden Monster werden am Tisch von den lieben Mitspielern möglichst nachteilhaft für einen selbst platziert – bei der App übernimmt dies ein simpler Algorithmus. Aber diese starke Tendenz zum Solo-Spiel wurde bei der Umsetzung der App gut erkannt und so wurde ein effektiver und sehr passender Multiplayer-Modus geschaffen: Alle spielen mit demselben Set an Karten gegen einen Highscore. So, wie es am Tisch auch wäre. Das macht durchaus Laune!
Was ich dabei aber schade finde: Ich kann es wieder und wieder probieren. Damit gibt es Spieler, die sich die Karten zurechtlegen oder beim ersten Ablauf aufschreiben. Danach puzzeln sie in Ruhe, um dann den (vermeintlich) optimalen Weg für eine Platzierung weit oben zu ertüfteln. Schöner würde ich es finden, wenn man diese „Weekly Challenge“ nur einmal absolvieren könnte. Entweder man hat gut gespielt (und hatte Glück) – oder halt nicht.
Dennoch macht das Spiel einfach Spaß. Man klickert seine kleine Landkarte herunter, freut sich, wenn das passende Puzzlestück schließlich kommt, und stöhnt auf, wenn eine Goblinhorde plötzlich an der unpassendsten Stelle auftaucht und einem die Pläne ruiniert. Aber auch dann findet man schnell Lösungen, die Situation auszugleichen, und wenn nicht – naja, dann ist die nächste Partie auch schnell wieder gestartet! Einzig unschön ist das eher erratische Anmelden für die Highscore-Liste, was mal funktioniert, mal nicht. Warum, das habe ich bis heute nicht verstanden. Irgendwann klappt es dann, und man kann sich auch eintragen mit seinen Errungenschaften. Aber natürlich hatte man in der Partie zuvor viel mehr Punkte.
Der Kartograph (App) von Lucas Ribeiro, Luis Francisco
Schnelle, spaßige App, wenn man mal eben eine kleine, puzzelige Partie spielen möchte, während man in der Bahn wartet.
Thomas:
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