SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Jamey Stegmaier
erschienen bei Acram Digital
Dass sich bei einem Computerspiel nach und nach die Spielwelt und die Möglichkeiten des gesteuerten Protagonisten verändern, ist ja keine Neuheit – seit Jahrzehnten kennen wir solche Kampagnenspiele. Mit den Legacy-Spielen wurde dieser Mechanismus dann (mal mehr, mal weniger erfolgreich) in die Brettspielwelt getragen; angefangen mit Risk und Pandemic Legacy, dann sehr bekannt mit dem Dungeoncrawler Gloomhaven.
Mit dem Legacy-Brettspiel Charterstone wird nun ein solches Spiel wieder zurück in die digitale Welt portiert – was irgendwie schon ironisch ist: Ein Mechanismus der Computerspiele wird als Brettspiel umgesetzt und dann wieder zurück auf den Bildschirm getragen. Ob das so gut funktioniert, haben wir uns mal angeschaut.
(Mahatma Gandhi)
Eigentlich besteht eine Partie Charterstone nicht aus einer einzelnen, sondern aus 12. Mit jedem gespielten Spiel verändern die Mitspieler dabei die Welt, in der sie agieren. Sie bauen Gebäude mit neuen Aktionsmöglichkeiten, führen neue Spielregeln ein und versuchen dabei, möglichst effektive Siegpunkte-Maschinen zu erstellen. Nach diesen 12 Partien gibt es eine Gesamtabrechnung, um zu sehen, welcher Spieler das komplette Spiel gewonnen hat.
Im Grunde bleibt Charterstone jedoch erst einmal ein simples Worker-Placement-Spiel, bei dem man nach einfachen Regeln verschiedene Rohstoffe sammelt, diese umwandelt und damit schließlich neue Gebäude errichtet. Diese wiederum erlauben andere Arten der Umwandlung, die lukrativer oder effektiver sind – und so weiter und so fort: Dabei ist nichts wirklich Neues zu entdecken.
Jedoch bleiben einmal errichtete Gebäude auch für die folgenden Partien bestehen, während die errungenen Rohstoffe (oder Siegpunkte) am Ende einer Partie verfallen. Für die Partie jedoch sind sie wichtig; denn an deren Ende wird ein “Abschnitts-Sieger” ermittelt. Dieser bekommt nun Punkte, um damit permanente Sonderfähigkeiten freizuschalten, wie zum Beispiel mehr Karten auf der Starthand, zusätzliche Arbeiter oder auch die Mitnahme von Ressourcen in die nächste Partie. Auch die anderen Spieler gehen dabei nicht leer aus – lediglich bekommen sie weniger Punkte zu Verteilen, als der Sieger.
Sehr schön ist natürlich, dass man das Spiel sowohl mit Freunden in einer asynchronen Online-Partie (bzw. mehreren Online-Partien) als Kampagne spielen kann – oder auch gegen den Computer mit wahlweise bis zu 5 AI-Spielern in individuell einstellbaren Schwierigkeitsgraden für jeden Gegner. Und natürlich auch in einer Mischung aus beidem – also mit einem Freund online spielen und dabei zwei AI-Gegner dazu nehmen.
(Apelles)
Fairerweise möchte ich aber betonen, dass das Spiel unglaublich niedlich und schön umgesetzt worden ist. Das Spielfeld ist immer in Bewegung und es entsteht ein Siedler-Wusel-Faktor, was toll anzusehen ist und Spaß macht. Und es wurde auch der Legacy-Faktor berücksichtigt: So kann man in der Tat wie im Brettspiel auch allen Karten ihre eigenen Namen geben und der Partie seinen persönlichen Touch geben – wenn man denn möchte.
Charterstone (App) von Jamey Stegmaier
Ein extrem genau umgesetztes Spiel mit wunderschöner Grafik und guter UI – welches aber den Reiz der Veränderung der Brettspielvorlage nicht einfangen kann, weshalb es leider in der Langeweile abstürzt.
Thomas:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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