SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Reiner Knizia
erschienen bei Ravensburger
Mit „Wettlauf nach El Dorado – die goldenen Tempel“ haben wir nicht nur das Spiel mit dem wohl längsten Titel als auch Version 2.0 des Wettrennens nach Gold, Geschmeide und Ruhm. Das Orginalspiel erschien 2017 bei Ravensburger, dann kam ein Upgrade mit „Helden & Dämonen“ auf Version 1.1. Jetzt haben wir also ein „völlig neues“ Spiel. Kann das was? Ist es eigenständig genug als eigenständiges Spiel und möchte man es sogar zusammen mit dem Vorgänger im Regal stehen haben?
(Konfuzius)
Wir sind in El Dorado Abenteurer, die aus meistens drei verschiedenen Tempeln Edelsteine bergen (oder eher klauen) und wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren müssen. Man gewinnt, wenn einem das schneller gelingt als den anderen.
Es ist ein Deckbuilder, in dem man mit dem gebauten Deck die Figur über das Spielfeld bewegt. Ich habe in jeder Runde 4 Karten zur Verfügung und ich kann mich bewegen und/oder eine Karte vom Markt kaufen. Die meisten Karten haben Symbole, die denen auf dem Spielplan entsprechen. Um mich zu bewegen, muss ich soviel Symbole des gleichen Typs spielen, wie ich überqueren möchte. Dabei ist zu beachten, dass zum Beispiel ein Feld mit 3 Fackeln auch nur mit einer Karte betreten kann, die 3 Fackeln oder mehr aufzeigt. Es sei denn ich habe irgendwelche Sonderkarten.
Neue Karten bezahle ich entweder mit Geld Symbolen von meinen Karten oder mit Goldmünzen, die man im Lauf des Spiels bekommt. Der Vorrat jeden Kartentyps ist auf jeweils 3 Mal beschränkt.
(Marie von Ebner-Eschenbach)
Wie bei den meisten Deckbuildern starte ich bei El Dorado mit einem fürchterlich lahmen Deck. Daher stehe ich auch ständig vor der Entscheidung bewegen oder kaufen, oder beides wenig. Vor allem anfangs muss man die Geduld aufbringen langsam voranzukommen und dafür aber die besseren Karten zu bekommen. Der Umstand, dass es Felder gibt, die ich nur mit den Münzen betreten kann, mit denen ich eben auch die Karten kaufe macht die Entscheidung nicht leichter. Aber genau das wollen wir ja.
Wenn man aber sein Deck gut optimiert und vor allem die Anfangskarten los wird, kann man Strecken zurücklegen, die man vorher nicht für möglich hielt. Gerade in dieser letzten Phase, wenn alle gute Decks haben, verdient das Spiel seinen Namen „Wettlauf nach…“. Das gemächliche rumeiern wird zum Rennen. Es kommt tatsächlich Spannung auf, schaffe ich es als Erster ins Ziel oder überholt mich der andere noch?
Die Karten haben unterschiedlichste Funktionen. Es gibt starke Karten, die ich nur einmal verwenden kann und dann für immer abwerfen muss. Es gibt aber auch permanente Karten, die mir die Fortbewegung auf allen Geländetypen erleichtern oder auf nur einem Typ eine große Bewegung erlauben. Diese permanenten Karten muss ich mir aber auch leisten können. Zusätzlich gibt es noch Karten mit Spezialfähigkeiten, auf die man nicht verzichten will. Der „Sammler“ zum Beispiel gibt mir eine Goldmünze und man zieht eine weitere Karte nach.
Welche Karten zum Verkauf verfügbar sind, wurde geschickt geregelt. Von den 18 verschiedenen Typen, sind immer nur 6 auf dem Markt. Ist einer der 6 Marktplätze frei, kann ich mir beim nächsten Kauf einen beliebigen Stapel in den Markt ziehen. Zum einen hat man die Möglichkeit sich genau die Karte zu holen, die man braucht und vielleicht hat man „Glück“ und es ist genau die andere, die ein Mitspieler gerne gehabt hätte. Das Timing wann ich einen Stapel leer kaufe und damit einen Platz freimache, kann manchmal entscheidend für mein Deck sein.
Auf dem Spielfeld verteilt gibt es noch Blockaden, die man erst freispielen muss und Wächter, die aktiviert werden, wenn man seine Bewegung mit einer Karte angrenzend an einem beendet. Anfangs dachten wir noch, dass man die Wächter unbedingt umgehen will. Inzwischen haben sie ihren „Schrecken“ verloren. Schlimmstenfalls verliert man alle sein Goldmünzen. Meistens jedoch bekommen die anderen Mitspieler etwas. Aktiviert man einen so ist man selber weitergekommen und hat den anderen noch etwas Gutes getan. Perfekt für diese Art von Spiel, aber übertreiben sollte man den Altruismus auch nicht. Ansonsten ist das Spiel eher interaktionsarm. Man trifft sich zwischendurch mal auf dem Spielplan, eine echte Blockade ist aber schwierig, da man den Weg zu einem anderen Tempel einschlagen kann. Damit hat man wohl auch einen der größten Kritikpunkte des ersten Spiels behoben. Hier gibt es eigentlich immer die Wahl eines anderen Wegs, so daß die anderen Spieler nie echte Hindernisse sind. Die Zusammensetzung der Spielfelder tut hier sein Übriges.
Damit sind wir auch schon bei der Frage, ob ich das Spiel brauche, wenn das Alte bereits im Regal liegt. Ich würde das für mich mit einem klaren „Nein“ beantworten, die Unterschiede sind einfach zu gering. Es sei denn, die möglichen Blockaden aus der ersten Edition würden mich so fürchterlich stören und ich finde das Spiel sonst so wahnsinnig gut, dann würde ich nochmals drüber nachdenken. Beide zu haben erlaubt mir zwar die Geländetafeln zu kombinieren, es sind Beispiele dafür in den Regeln. Ich bin mir aber nicht sicher ob das große Spielfeld, die Dauer nicht zu arg in die Länge treibt und aus dem Wettlauf einen zähen Marathon macht. Sollte ich jedoch keines von beiden haben, würde ich auf jeden Fall zu den goldenen Tempeln greifen.
Mir hat „Wettlauf nach El Dorado – Die goldenen Tempel“, bis auf diesen irre langen Titel, für das was es sein soll wirklich gut gefallen. Es spielt sich schnell und flott mit immer wichtigen Entscheidungen. Jüngere werden auch hier einigermaßen schnell Zugang finden, so daß es perfekt für eine Runde am Sonntagnachmittag in der Familie ist.
Wettlauf nach El Dorado – Die goldenen Tempel von Reiner Knizia
Wettlauf nach El Dorado – Die goldenen Tempel spielt sich schnell und flott mit immer wichtigen Entscheidungen. Jüngere werden auch hier einigermaßen schnell Zugang finden, so daß es perfekt für eine Runde am Sonntagnachmittag in der Familie ist.
Robert:
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