Kennt eigentlich noch irgendwer das alte PC Spiel „Der Winzer“? Ich konnte mich bis vor kurzem auch nicht mehr daran erinnern. Bis ich im App-Store auf meiner Suche nach Retro Spielen darüber gestolpert bin. Dann habe ich mich erinnert. Gut, ich muss zugeben, dass meine Erfahrungen mit dem Spiel nicht allzu berauschend waren. Unbedarft und ohne das Regelwerk zu lesen hatte ich es gestartet und natürlich gnadenlos versagt. Was sollte man denn auch genau im Spiel machen. Viele Optionen, die einem nichts sagten. Entscheidungen, die man ohne Kenntnis eigentlich nicht fällen konnte. Aber dennoch musste ich in diesem Moment, als ich mit dem Spielbericht zu Viticulture begonnen habe, an das alte Winzer denken müssen. Nicht nur, wegen der Thematik. Aber ich möchte nicht vorgreifen. Ihr lest dazu im Fazit mehr, zuerst ein paar Beispielzüge.
Spiel vs. Thematik
Normalerweise würde an dieser Stelle das Fazit folgen (keine Angst, das kommt schon noch), aber einen Punkt muss ich einfach separat ansprechen. Denn immer wieder hört man von einer Seite der Spieler wie schön thematisch Viticulture doch ist. Dann melden sich die Spieler des anderen Lagers mit einem großen ABER!
Was haben sie denn zu bemängeln?
- Geerntete Weintrauben altern nicht, sie schimmeln. Ja, ich weiß. Trauben, die in Bottichen liegen und Jahrelang dort verbleiben werden einfach schlecht. Aber würde das Spaß machen?
- Wer bitteschön schüttet Weiß- und Rotwein zusammen und nennt das Ergebnis Rosé? Ich habe gegoogelt, weil ich selbst nicht wusste, wie Rosé hergestellt wird. Also hier das kurz gesammelte Wissen. Es werden rote oder blaue Trauben verwendet. Diese dürfen nur kurz auf der Maische liegen, damit sie nicht so stark einfärben. Aber spieltechnisch ist die Lösung einfacher, Rosé bringt mehr Siegpunkte, also mischen wir ihn. Gleiches gilt natürlich für den Sekt.
Fazit
Ich bin ja weiter oben bereits darauf eingegangen, was manche Spieler an Viticulture bemängeln. Mich persönlich stört das überhaupt nicht. Man muss einfach manchmal etwas abstrakt werden, um ein gutes Spiel zu gestalten. Oder hat sich schon jemand beschwert, dass ein Breitschwert in einem Dungeoncrawler nun einen Punkt mehr Schaden macht, als ein Langschwert, obwohl die Figur damit ja eigentlich gar nicht umgehen kann? Eben.
Für mich persönlich ist Viticulture weiterhin ein schönes Spiel, das vielleicht eine Prise zu viel Blockade bekommen hat. Aber wie gesagt, wir sprechen hier von einer Prise. Denn es gibt eigentlich immer etwas sinnvolles zu tun. Und so steht man ständig vor Entscheidungen. Was mach ich jetzt als erstes? Welche Aktion ist mir die wichtigste, welche sollte ich blockieren? Wann steh ich auf? Ist mir der Bonus wichtiger oder wann ich dran komme? Also interessant genug, um nicht zu langweilen. Und ärgerlich genug, um kurz zu kochen, wenn einem der Mitspieler die benötigte Aktion vor der Nase wegschnappt. Zum Glück gibt es den großen Arbeiter, mit dem man dies zumindest einmal im Jahr auffangen kann.
Einen Makel hat Viticulture jedoch. Es ist zu schnell vorbei. Gerade dann, wenn es so richtig los zu geht ist es bereits wieder vorbei. Das hätte ruhig etwas länger gehen können. Aber macht nichts, schließlich sind wir mündige Bürger und können zur Not die benötigten Siegpunkte zum Einläuten des Spielendes nach oben setzen.
Was übrig bleibt ist schönes Material mit einem schönen Spiel, das nicht immer so läuft, wie man es sich wünscht, aber dennoch gut unterhält. Und wer es noch weiß, ich hatte zu Beginn „Winzer“ angesprochen. Wo ist denn neben der Thematik der zweite Berührungspunkt? Der liegt in meiner ersten Partie Viticulture. In dieser habe ich auch vollkommen versagt. Also ich habe nicht nur verloren, sondern mich richtig abgeschlagen unter 10 Punkten befunden. Woran das lag? Es wollte einfach nicht laufen. Aber vielleicht war das auch nur die erste Partie, bei der man Lehrgeld zahlen muss, um später umso mehr Spaß mit Viticulture zu haben.
Und den Nörglern da draußen sei noch gesagt: „Ich habe mich damit abgefunden, dass Arwen eine derart große Rolle in den Herr der Ringen Filmen spielt, also hört auf zu mosern und spielt lieber eine Runde. Da haben alle mehr davon.“ ?
Viticulture Essential Edition
Feuerland 2016
Autor: Jamey Stegmaier, Alan Stone |
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Dauer: 45 – 90 Minuten |
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Spieler: 1-6 | |
Schwierigkeit: Mittel |
Anmerkungen
Viticulture Essential Edition – Feuerland Spiele – 2015
- Erscheint bei Feuerland Spiele
- Für 1-6 Spielende und dauert 45 – 90 Minuten
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar selbst gekauft.
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