SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 6 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Rob Daviau
erschienen bei IELLO
Alice lehnte locker am Baum, als sie ihre Waffe zog und in Richtung Medusa rief „Hey Schlangenlöckchen, Dir werde ich jetzt mal so richtig auf die Versteinerungsglubscher hauen“. Und schon sind wir mittendrin! In einem Spiel, in dem es nur darum geht, sich gegenseitig auf die Fresse zu geben. Yeah Baby!
(Johnny Depp in „Alice im Wunderland (2010)“)
In Unmatched spielt man so lange, bis einer der Kontrahenten die Grätsche macht, also die 0 auf der Scheibe mit den Lebenspunkten erreicht.
Der Aufbau geht im Handumdrehen. Man sucht einen der 4 Kontrahenten aus, nimmt die Lebensräder und das Kartendeck zieht 5 Karten, platziert die Figur nebst Sidekick (Unterstützung) auf dem Spielfeld und los gehts.
Für einen Zug wählt man zwei Mal aus insgesamt 3 Aktionen.
Manöver: Ziehe eine Karte und wenn du willst, bewege die Figure(n) um den jeweiligen Bewegungswert und optional plus den Boostwert einer deiner Handkarten.
Planung: Wenn du eine Planungskarte hast, darfst du diese spielen. Sie gibt meistens Vorteile, die spezifisch zur Figur passen.
Angreifen: Im Nahkampf muss der Gegner auf dem Feld neben dir stehen, beim Fernkampf in derselben Zone. Eine Zone wird durch die Farbe der Felder, auf dem die Figuren stehen, bestimmt. Der Angreifer spielt verdeckt eine Karte, der Verteidiger kann dies auch, muss aber nicht. Die Karten werden aufgedeckt, Effekte abgehandelt und Werte verglichen. Bleibt vom Angriff was übrig, verliert der Verteidiger entsprechend Punkte auf seinem Lebensrad. Erreicht das Rad die Null, hat der Angreifer gewonnen.
Das Spiel wird typischerweise zu zweit oder zu viert gespielt werden. Zu viert gibt es 2 Teams mit jeweils 2 Kontrahenten. Ein Team gewinnt, wenn beide Gegner über die Wupper sind.
Ich habe die Decks mal auseinandergenommen, um zu sehen ob sie sich wirklich so stark voneinander unterscheiden. Das Bild unten zeigt schon ganz deutlich, dass jedes anders strukturiert und aufgebaut ist.
Die linke Hälfte zeigt die jeweils spezifischen Karten der 4 Helden. Dabei sieht man auch, dass die Verteilung verschieden ist. Medusa hat ganz links 4 spezifische Karten (Anzahl 3,3,3,2), dann kommen die der Harpyien (2 unterschiedliche) und dann beliebig mit dreien. Die rote Reihe, von König Artus sieht ganz anders aus, er hat viele verschiedene Karten im Deck, jedoch weniger davon. Bei Alice ganz unten sieht es sehr gleichmäßig verteilt aus. Die Anzahl der Karten pro Deck ist immer gleich.
Die rechte Hälfte der Abbildung enthält 3 verschiedene Typen:
Die 4, die in allen Decks vorkommen können. In der Übersicht sind das die 4 Spalten ganz rechts. Auch sie sind unterschiedlich verteilt. König Artus hat von jeder 3, Alice hat auch alle 4 in anderer Zusammensetzung Sindbad nur 3 und Medusa 2.
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die Decks wirklich speziell sind und verschieden genug, dass man den Unterschied deutlich beim Spielen bemerkt. Ich würde mich fast dazu hinreissen lassen, dass die Kartendecks tatsächlich „unique“ sind.
(Der verrückte Hutmacher)
Unmatched macht genau das, was es soll. Zwei oder vier Kontrahenten stehen sich gegenüber und kloppen sich absolut schnörkellos. Ganz ohne Hintergrundgeschichte, die sich jemand aus den Fingern gesogen hat und die die wenigsten tatsächlich interessieren würde. Es wird gekämpft und das schnell, interessant und abwechslungsreich. Aber der Reihe nach.
In der Box sind 4 verschiedene Haudegen: Medusa, König Artus, Alice und Sindbad. Alle bringen unterschiedliche Fertigkeiten, Sidekicks also Helfer und einen Stapel Karten mit. Die Fähigkeiten des Hauptcharakters und der Sidekicks sind so gestaltet, dass sie einem ein jeweils anderes Spielgefühl bescheren, ohne das Balancing völlig in den Orbit zu schießen. Die Partien fühlten sich immer recht ausgewogen an. Natürlich haben manche Charaktere in bestimmten Situationen Vorteile und Stärken. Aber genau darum geht es ja. Hier steckt ein grosser Reiz, die Karten zu erkunden und zu lernen, wie man die speziellen Fähigkeiten am besten und zu welchem Zeitpunkt nutzt. Es kann schon ein paar Partien dauern, bis man sich einigermaßen sattelfest fühlt. Gerade mit „König Artus“ habe ich mich beim ersten Mal viel zu schnell verausgabt. Er kann mit einer weiteren Karte zusätzlichen Schaden machen. Das will aber gezielt eingesetzt werden, ansonsten steht man bald sprichwörtlich mit leeren Händen da und wird gnadenlos zerstört. Doch Vorsicht, eine Strategie, die mit einem Gegner funktioniert hat, kann sich mit einem anderen ganz wunderbar in Luft auflösen. Schon allein, dass der nächste Angriff auch genauso funktioniert wie gedacht ist keinesfalls sicher. Der Gegner hat oft genug eine Karte, die den Plan zumindest teilweise pulverisiert.
Die 3 Aktionen, aus denen man aussucht, sind einfach genug, dass es wenig Möglichkeiten für eine Grübelstarre gibt. So wird eine Partie zu einem schnellen, eleganten Tänzeln um den jeweils anderen. Ein Tango in den Tod. Es geht eben auch nicht nur darum das Deck zu kennen, sondern die Position des Helden und die Sidekicks sind Elemente, die man anfangs gerne vernachlässigt. Es stellen sich die klassischen, jedoch immer wieder interessanten Fragen. Wie positioniere ich mich vor dem Angriff und wie danach? Kann ich den Gegner in eine Ecke drängen, irgendwie einkesseln? Dies gilt vor allem dann, wenn man als Nahkämpfer gegen einen Fernkämpfer antritt.
Das Teamspiel ist eine interessante Alternative, wobei ich es klar auf das Spiel zu viert eingrenze. Zu dritt spielen ist eine Mogelpackung, da eine Spielerin 2 Charaktere führen muss. Das passt wohl nur in Ausnahmefällen. Unmatched ist für mich ein Spiel für 2 oder 4.
Der Look der Box und des Spielmaterials passt gut zum Thema. Das Spielmaterial ist insgesamt in Ordnung, die Miniaturen sind OK für mich. Die Spielpläne sind ziemlich abstrakt gestaltet. Insgesamt kauft man mit dieser Box jede Menge verpackte Luft. Ich war beim Unboxing wirklich verblüfft und wollte schon das Inlay rausnehmen, um zu sehen, ob das wirklich alles war. Wie schnell der Bedarf an weiteren Haudegen kommt, die es zum nachkaufen gibt, kann ich nicht sagen. Bisher hatten wir mit den vieren noch immer unseren Spaß.
Unmatched – Kampf der Legenden von Rob Daviau
Schnelles, abwechslungsreiches Prügelspiel – Prima!
Robert:
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