SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Eric Reynolds, Paul Harvey, Simon Daum
erschienen bei The Escape Mail
Da öffne ich meinen Briefkasten und schon wieder finde ich einen Brief vor, den ich nicht einordnen kann. „Oh Nein!“, denke ich schon mit Grauen, „Hat mir Christian schon wieder ungefragt etwas zugeschickt, so wie damals? Eine neue Magic-Erweiterung?“
Doch ist der Umschlag viel zu dünn – und als Absender steht eine Adresse aus Österreich drauf. Ich öffne ihn und mir fallen zwei weitere Umschläge entgegen – „VERTRAULICH“ steht sogar auf einem der beiden!
Plötzlich dämmert es mir! Christian fragte vor ein paar Wochen, wer denn Lust hätte, das Escape-Room-Spiel per Post – sinnigerweise mit dem Namen „The Escape Mail“ – auszuprobieren. Da ich EXIT– und Escape-Room-Spiele gerne mag, meldete ich mich direkt. Nun liegt also das Ergebnis in Form der ersten beiden Episoden vor mir.
Schauen wir mal, ob ich der Post entkommen kann… natürlich ohne Spoiler!
(Ludwig Heinrich Christoph Hölty)
Das System hinter The Escape Mail ist eigentlich sehr simpel: Einmal pro Monat gibt es einen Brief mit der neuen Episode der aktuellen Staffel. Alternativ kann man auch für den vollen Rätselspaß ohne Wartezeiten ein Komplettpaket bestellen mit gleich allen Rätselumschlägen auf einmal. Allerdings liegen aktuell lediglich die ersten vier Monate vor – man wird also dennoch warten müssen, bis man alle Rätsel hat.
Erhält man dann einen Brief, befinden sich in diesem alle Materialien, die man für die Rätsel der Episode benötigt. Teilweise muss man ein wenig basteln; also Sachen ausschneiden, aufschreiben, knicken oder falten – alles mögliche. Man sollte also Hilfsmittel wie Stifte, Schere und Klebeband bereit legen. Außerdem benötigt man eine Internetverbindung und einen Rechner oder zumindest ein Mobiltelefon, denn ein Teil der Rätsel wird im Internet gelöst.
Man hat dabei die Wahl zwischen zwei Schwierigkeitsgraden: Normal und Schwer. Die Rätsel bleiben dabei nach Angaben des Verlags identisch – nur ist die normale Ausgabe mit kleinen Hilfestellungen wie eingekreisten oder anderweitig hervorgehobenen Schlüsselwörtern versehen. Außerdem gibt es eine Art „Flowchart“, in welcher Reihenfolge die Rätsel gelöst (und damit die Materialien verwendet) werden sollen.
Da wir euch den Spaß am Rätseln nicht nehmen wollen, gehe ich hier nicht weiter auf die Details der Rätsel ein. Bitte tut dies auch nicht, wenn ihr diesen Beitrag kommentieren wollt.
Die komplette Spielregel zu The Escape Mail findet ihr hier. (externer Link)
(Johann Wolfgang von Goethe)
Als wir den ersten Umschlag geöffnet haben, waren wir gespannt. Wir wussten nicht, womit wir zu rechnen hatten (und hatten die Bilder auf der Website des Verlags nicht angesehen), daher hat uns der Material-Mix der Rätselkomponenten positiv überrascht. Einzelne Dinge ergaben (natürlich) jetzt noch keinen Sinn, bei anderen Komponenten haben wir als erfahrene EXIT-Veteranen schon das Rätsel erkannt. Nachdem wir erst einmal das Material gesichtet hatten (und den erklärenden Brief gelesen hatten), ging es los.
Da wir die „normale“ Schwierigkeit hatten, gab es schon ein paar kleinere Hinweise, was zu tun war, und so sind wir auch sehr schnell voran gekommen mit den ersten beiden Rätseln. Doch schon das dritte Rätsel lies uns stutzen und auch ratlos zurück – bis wir erkannten, dass hier einfach nicht komplett übersetzt wurde. Klar, Englisch ist nun kein Problem für uns – aber wenn man nicht damit rechnet, dass Begriffe oder Lösungen in Englisch erwartet werden – dann sucht man auch nicht danach.
Dabei wäre es durchaus möglich gewesen, hier das gesamte Material – und auch die Lösung – zu lokalisieren. Diese Beobachtung sollte sich dann auch weiter durch die erste Episode ziehen; immer wieder werden englische Begriffe als Lösungen verwendet, wenn auch ohne Probleme eine Lokalisierung ins Deutsche möglich gewesen wäre. Da wir nun damit gerechnet haben, war dies kein Problem mehr für uns – aber für Familien mit weniger guten Englisch-Kenntnissen – oder jüngere Kinder – dürfte sich dies als echtes Hindernis herausstellen. Schade.
Ganz positiv waren wir dann von der Einbindung der „modernen Technik“ angetan – mag es von Anderen als Nachteil angesehen werden, dass hier das Internet als Komponente gefordert ist – wir fanden es gut, weil Koponenten wie Video-Botschaften und andere – wirklich clevere! – Ideen mit diesem Medium durchaus eine Abwechslung darstellten. Insbesondere Episode 2 hat hiervon stärker Gebrauch gemacht und geschickt die im Umschlag enthaltenen Komponenten mit den Möglichkeiten des Internets kombiniert.
Was die Qualität der Rätsel angeht darf man hier jetzt auch nicht mehr Anspruch erwarten, als in einem EXIT-Spiel (welche für mich immer noch als eine Art „Referenz“ der einfachen Escape-Room-Spiele gelten). Damit will ich nicht sagen, dass die Rätsel schlecht wären; sie sind aber auch nicht herausragend speziell. Quasi: Solide Hausmannskost. Wenn man also EXIT mag – dann wird man auch The Escape Mail mögen, denke ich.
Abschließend kann ich sagen: Die beiden Episoden haben im Großen und Ganzen Spaß gemacht; in etwa, als hätten wir ein EXIT gespielt. Die durchgängige Geschichte ist durchaus schön erzählt und erzeugt auch Spannung darauf, wie es weitergehen wird. Nur sollte man wirklich Englisch können, weil es bei einigen Rätseln unabdingbar ist – und die anderen Rätsel durchaus leichter werden so. Auch sollte man sich mit den modernen Medien ein wenig auskennen – übrigens haben wir Alles mit dem Mobiltelefon gespielt; ein „richtiger“ Desktop-Rechner ist hier nicht notwendig.
Bleibt mir nur abzuwarten, ob nicht bald wieder etwas in der Post für mich kommt – vielleicht überrascht mich Christian demnächst ja wieder mal…
The Escape Mail von Eric Reynolds, Paul Harvey, Simon Daum
The Escape Mail ist eine schöne Idee für ein regelmäßiges Escape-Room-Spiel; als Geschenk sicherlich eher außergewöhnlich. Allerdings kann es leider mit Platzhirschen wie der EXIT-Reihe nicht wirklich mithalten und punktet lediglich durch Features wie Video-Botschaften und eine fortlaufende Geschichte.
Thomas:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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