
SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Philip duBarry
erschienen bei Grail Games

Als ich Snowcrest zum ersten Mal gesehen habe, war ich sofort interessiert. Das Spiel sieht visuell ansprechend aus, und auch das Konzept klang auf dem Papier vielversprechend. In den letzten Wochen habe ich es intensiv gespielt – und jetzt kann ich eines sagen: Ich bin froh, dass ich damit endlich durch bin.
Laut der Packungsrückseite geht es in Snowcrest darum, ein Dorf zur Erleuchtung zu führen. Man soll Dorfbewohner anwerben, meditieren, Opfer bringen und mächtige Wächter des Wissens besänftigen. Doch wie viel davon lässt sich wirklich im Spiel umsetzen?
(Dalai Lama)
Snowcrest begeistert zunächst mit seinem ansprechenden Material. Die Stofftableaus fallen durch ihre kräftigen Farben auf und sind ein echter Blickfang auf jedem Tisch. Auch die Qualität des Spiels überzeugt, das Material wirkt wertig und gut verarbeitet.

Die zentrale Auslage.
Das Spiel selbst ist relativ einfach zu erlernen, da der Spieler bei jedem Zug aus nur drei Optionen wählen kann. Entweder aktiviert er einen bereits vorhandenen Dorfbewohner, was bedeutet, dass er dessen Fähigkeit ausführt und ihn anschließend dreht. Alternativ kann er einen neuen Dorfbewohner anwerben, entweder aus der Hand oder der Auslage. Hierbei muss er die entsprechenden Kosten zahlen, den neuen Dorfbewohner in sein Dorf legen, dessen Fähigkeit aktivieren und ihn ebenfalls drehen.
Die dritte Option ist das Ausruhen. Dies wird besonders wichtig, da man dazu gezwungen ist, wenn drei Karten in einer Reihe, Spalte oder Diagonalen verdeckt liegen. In diesem Fall muss der Spieler ausruhen, was bedeutet, dass er alle sichtbaren Rohstoffe kassiert und alle Dorfbewohner wieder auf die aktive Seite dreht.

Die Spalte links ist komplett umgedreht. wir müssen uns also ausruhen. Dafür gibt es vier Gerste und eine Gebetsglocke.
Zusätzlich sorgt das Spiel für weitere Wendungen durch kleinere Mechanismen. Ein Beispiel ist der Wacholder. Dieser ist nur in begrenzter Menge vorhanden, und wenn er vollständig abgeholzt ist, rächen sich die Waldgeister. Auf der zugehörigen Karte wird angezeigt, welche Ressourcen abgegeben werden müssen – sowohl von uns als Abholzenden als auch von allen anderen Spielern.
Ein ähnliches Prinzip gilt für die Wächter. Wenn wir sie herausfordern, nehmen wir die passende Karte und erfahren, welche Ressourcen wir und die anderen Spieler abgeben müssen und welche Belohnung uns erwartet.

Die Wächter.
Das Spiel endet, wenn alle Schriftrollen – also die Siegpunkte – vergeben sind. In der Endabrechnung gibt es zusätzliche Punkte für die gebauten Gebäude, den Stand auf der Unheilleiste und die verbliebenen Rohstoffe. Der Spieler mit den meisten Punkten gewinnt das Spiel.
Die komplette Spielregel zu Snowcrest – einfach zu nett? findet ihr hier. (externer Link)
(Dalai Lama)
Zu Beginn war ich sehr gespannt auf Snowcrest. Das Spiel sieht fantastisch aus, insbesondere die Stofftableaus und die schön illustrierten Karten, die mich direkt an den Spieltisch ziehen. Doch nach mehreren Spielrunden war meine Erfahrung eher mittelmäßig – das Spielgefühl war schlichtweg nett. Genauso, wie die Strafen im Spiel.

Die Waldgeister.
Ein Beispiel dafür sind die Waldgeister und Wächter. Wenn einer von ihnen aktiviert wird, müssen alle Spieler am Tisch etwas abgeben. Doch der Effekt ist eher harmlos. Aufgrund des Überflusses an Ressourcen stört es mich kaum, wenn ich ein paar abgeben muss. Auch das Abgeben von Häusern oder ähnlichen Dingen beeinträchtigt mein Spiel nicht wirklich.
Ein weiteres Problem ist das Zufallselement im Kartenmarkt. Als Deckbuilding-Fan bin ich das gewohnt, doch die Karten in Snowcrest sind ungleichmäßig stark. Es gibt von den meisten Karten sowohl eine einfache als auch eine verstärkte Version. Die verstärkte Version ist nur minimal teurer, aber extrem mächtiger, als die einfache, was zu einer unausgewogenen Erfahrung führt. Da ich oft mehr als genug Ressourcen habe, ist es mir egal, ob ich ein bisschen mehr bezahle, um eine weit stärkere Karte zu erhalten.

Links jeweils die schwächere, rechts die stärkere Variante.
Zusätzlich nervt ein wenig, dass der Markt nur dann aufgefüllt wird, wenn jemand eine Karte kauft. Liegen nur schwache Karten aus, wird niemand eine kaufen, um dem nächsten Spieler eine eventuelle sehr gute Karte zu ermöglichen. So könnte es passieren, dass der Markt sich ab einem gewissen Punkt nicht ändert.
Ein weiteres ungleiches Element sind Karten, die das Spiel stark beeinflussen, wie der erleuchtete Mystiker. Wenn ich diese Karte drehe, erhalte ich jedes Mal zwei Siegpunkte – eine Fähigkeit, für die andere Spieler hart arbeiten müssen. Solche Karten lassen mich Siegpunkte ohne großen Aufwand generieren.

Und so beginnt das Spiel.
Zusätzlich gibt es Siegpunkte, die meiner Meinung nach wenig Sinn machen. Wer nicht allzu schlecht spielt, wird alle Gebäude bauen und zwei Siegpunkten kassieren und auf der Unheilsleiste in den positiven Punktebereich wandern.
Trotz dieser Kritikpunkte hat Snowcrest auch positive Aspekte. Es ist ein interessantes Wettlaufspiel, bei dem ich stets darauf achten muss, die richtige Balance zu finden, um die Nase vorn zu haben. Die Aktionen, die mir zur Verfügung stehen, müssen effektiv genutzt werden, um schnell Siegpunkte zu generieren. Zudem ist es wichtig, die Ruhepausen geschickt zu timen, damit ich nicht gezwungen werde, einen Zug zu verlieren. Der genretypische Wettbewerb um die offenen Aufgaben sorgt für einen weiteren Wettlaufcharakter, der aber recht unnatürlich angepflanzt wirkt.
Doch trotz dieser positiven Aspekte gibt es viele ähnliche Spiele auf dem Markt, die ebenfalls eine nette und noch mehr, die eine weit bessere Erfahrungen bieten. Snowcrest bleibt leider hinter seinen Möglichkeiten zurück. Man kann es spielen, verpasst aber nicht viel, wenn man es auslässt. Es wäre schön gewesen, wenn die Dorfbewohner interessantere Kombinationen gehabt oder das Spiel selbst interessantere Entscheidungen und Möglichkeiten an Bord gehabt hätte.
Snowcrest – einfach zu nett? von Philip duBarry

Ein wundervoll anzuschauendes Spiel, das auf kompletter Länge einfach viel zu nett ist. Etwas mehr von allem hätte hier geholfen. Tolle Kombos, härtere Strafen oder interessante Entscheidungen, dann hätte hier etwas grandioses entstehen können.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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