SPIELSTIL Rezension

Unlock!

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Cyril Demaegd
erschienen bei Asmodee

Unlock!

„Escape Room„, „EXIT„, „Escape the Room“ und nun „Unlock!“. Alles Spiele, die ihre eigene Interpretation eines realen Escape Rooms oder der ,vor allem in Browserspielen beliebten, Computer-Umsetzungen desselben Themas sind. Dabei verfolgen alle ihr eigenen Ansätze. Steht bei „Escape Room“ von Noris ein realer Chrono Decoder im Mittelpunkt wird dieser bei „Unlock!“ durch eine App ersetzt. Wird bei „EXIT“ munter Material zerstört bleibt bei „Unlock!“ alles ganz und kann erneut gespielt, bzw. verkauft/verschenkt werden. Zum Glück bleiben uns Glaubenszwistigkeiten, wie sie bei Konsolenkriege Alltag sind (PS4, XBOX One, Nintendo Switch, etc.) erspart. Ich persönlich mach mir ja gerne selbst ein Bild und dementsprechend konnte ich mich, nachdem ich von den Spielen aus dem Hause Noris und Kosmos bereits begeistert war, auch hier nicht zurückhalten. Ob ich geerdet wurde seht ihr weiter unten.


Ich bin Guybrush Threepwood, ein mächtiger Pirat!

(Monkey Island Reihe)

„Unlock!“ ist schnell vorbereitet. Man legt den nötigen Stapel Karten bereit, liest die Grundgeschichte, startet die App und dreht die Startkarte um. Dann ist man schon mitten im Spiel. Sieht man Zahlen oder Buchstaben darf man sich die betreffenden Karten aus dem Stapel suchen. Kombiniert man Gegenstände erhält man bei richtiger Handhabung eine neue Karte, dafür werden alte, die nicht mehr benötigt werden, entfernt. So geht es weiter, bis man der Ansicht ist, dass man einen der nötigen Codes herausgefunden hat, diesen gibt man in die App ein und sieht, ob man einem Irrtum aufgesessen ist oder wie es weiter geht. Hat man den letzten Code eingegeben, hat man das Abenteuer bewältigt. Doch Vorsicht, es bleiben nur 60 Minuten und Fehler werden mit Zeitabzug bestraft!


Einen bebilderten Ablauf des Tutorials findet ihr in dieser Galerie. Keine Angst, es gibt hier keine wirklichen Spoiler. Das Tutorial ist wirklich nur dafür da die Grundlagen zu lernen.

Bevor das Spiel beginnt lesen wir uns die "Hintergrundgeschichte" des Tutorials durch.
Danach starten wir das Modul in der App.
Wir drehen die Hintergrund Karte um und sehen nun das Büro, aus dem wir fliehen wollen. Die Zahlen in den Kreisen geben dabei die Karten an, die wir zu Beginn noch aufdecken dürfen.
Wir suchen also die entsprechenden Karten aus dem Stapel und legen sie bereit.
Wir werden auf eine verschlossene Truhe und einen Schlüssel aufmerksam. Rote und Blaue Karten können kombiniert werden, indem man ihre Werte addiert.
35 + 11 = 46. Schnell suchen wir die zugehörige Karte heraus.
Dahinter verbirgt sich eine geöffnete Truhe. An der Oberkante ist aufgeführt, dass wir die Karten 35 und 11 nun aus dem Spiel entfernen können.
Dadurch ergibt sich folgende Auslage.
Wir untersuchen die Truhe etwas näher und sehen, dass an ihrer Rückseite die Zahl 16 geschrieben steht (macht euch nichts vor, in den richtigen Abenteuern sind die Zahlen besser versteckt).
Wir schnappen uns die Karte und finden ein Kabel.
Wir erinnern uns, dass wir eine Maschine gefunden haben, die über diverse Kontakte verfügt. Um Maschinen zu benutzen addiert man die genutzten Kontakte zum Kabel. Doch welche?
Erneut hilft uns ein Blick auf die Truhe, da war doch links ein komisches Zeichen.
Wir verbinden also die mittleren Kontakte mit dem Kabel und erhalten als Ergebnis 25.
Juhu, der Strom läuft wieder.
Diesen brauchen wir natürlich für den Fernseher. Wir addieren also die 42 zu den 6 (die blaue Zahl, nicht die graue 25) und erhalten 48.
Nun wird uns ein 4-stelliger Code auf dem Fernseher angezeigt.
Diesen geben wir gleich in die App ein und... Falsch?
Natürlich, jetzt fällt es uns auch auf, die Farben, in denen die Buchstaben geschrieben sind entsprechen denjenigen des Codes auf dem Fernseher.
Also schnell den Code entsprechend umgestellt.
Und Voila! Wir sind aus dem Büro entkommen. Zum Abschluss sehen wir, wie viel Zeit wir benötigt haben, ob wir Hinweise brauchten, falsche Rückschlüsse gezogen oder einen falschen Code eingegeben haben. Und natürlich, wie viel Sterne wir für unseren Versuch erhalten.

Zum Glück saß niemand in dem Bus. Zumindest niemand, den wir kannten.

(Sam and Max)

Ja, auch „Unlock!“ wird wieder polarisieren. Die einen finden es klasse, die anderen verabscheuen es. Ich persönlich gehöre zur Gruppe der ersten Partei. Ich mag diese Art Spiele einfach. Trotz kleinerer Mängel habe ich jedes Abenteuer, welches Unlock beiliegt, genossen. Ja, es ist was für kleine Gruppen (bzw. 2 – 3 Spieler), ja, man kann jedes Abenteuer nur einmal spielen und ja, die Rätsel sind auch hier nicht immer ganz offensichtlich. Aber das sollte ich wissen, bevor ich mich auf ein derartiges Erlebnis einlasse.

Richtig gelesen. Erlebnis. Ich kann bei den Machwerken mit Escape Room Thematik nicht von Spiel reden. Man wird so weit hineingezogen, dass man darin aufgeht. Etwas, das ich mir auch bei „normalen“ Spielen wünsche. Dabei legt „Unlock!“ sogar noch eine Schippe drauf. Die Rätsel selbst sind voll in die Geschichte eingebunden. Hier habe ich einen Schlüssel, dort eine Tür, also verwende ich beides miteinander und schau, was passiert. Dort sehe ich etwas im Eck liegen und tatsächlich, ich finde einen neuen Gegenstand. Alles „reale“ Situationen, die man gut nachvollziehen kann.

Was jedoch den Gesamtspaß etwas trübt ist, dass man die Sucherei etwas übertrieben hat. Kennt ihr das Problem aus Point&Click Adventures am PC, wo man jeden Pixel des Bildschirms genau absuchen muss, um ja nichts zu übersehen? Das habt ihr hier auch. Teilweise sind die Zahlen und Buchstaben aber so gut ins Gesamtbild eingearbeitet, dass man sich trotz Hilfe schwer tut sie zu finden. Vor allem, wenn man dann noch farbenblind ist, hat man bei ein paar gar keine Chance. Aber zum Glück spielt man selten allein, so dass man hier Schwächen des einen ausgleichen kann. Für neue Abenteuer würde ich mir persönlich jedoch wünschen, dass man dieses Spielelement nicht zu sehr übertreibt.

Mein zweiter Kritikpunkt betrifft das Hilfesystem. Haben wir bei „Escape Room“ Karten, die wir nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne aufdecken dürfen oder bei „Exit“ mehrere aufeinanderfolgende Hinweise zu einzelnen Rätseln, beschränkt sich das Hilfesystem bei „Unlock!“ zu sehr. Hier ist es so, dass man jederzeit in der App die Nummer einer Karte eingeben darf und dann einen manchmal mehr, manchmal weniger kryptischen Tipp bekommt. Wohl gesagt, einen einzigen. Um mal was ganz blödes als Beispiel zu verwenden (kommt so nicht in „Unlock!“ vor), könnte da stehen: „Warum ist die Tür wohl grün?“. Wenn ich festhänge und mir bewusst ist, dass die Farbe etwas mit der Lösung zu tun hat, dann werde ich dadurch auch nicht weiter kommen. Hier wäre es nett, wenn man über die App einfach mehrere Stufen hätte. Wie bei der „Professor Layton“ Reihe, um ein Videospiel als Beispiel heran zu ziehen. Hier hat man für jedes Rätsel 4 Hinweise. 1 – 3 helfen einem, indem sie einen in die richtige Richtung schubsen. Nummer 4 bietet die Lösung. Das hilft, um Frust vorzubeugen.

Zuletzt hat mir noch ein Punkt nicht gefallen. Wenn man mal falsch kombiniert kann es passieren, dass man aus Versehen Karten als Ergebnis erhält, die das Rätsel nicht betreffen. Wieder ein vollkommen an den Haaren herbeigezogener Fall. Wir stehen an einem Apparat, in einem Bunker, der sich tief unter der Erde befindet. Wir sehen verschiedene Knöpfe und haben ein Stromkabel. Wir verbinden den Apparat also mit Strom und addieren dazu die Zahlen, von denen wir denken, dass sie gedrückt werden müssen. Nun erhalten wir ein Ergebnis, decken die Karte auf und erhalten „einen Stein, der vor uns im Gras liegt“. Wir haben uns also unabsichtlich selbst gespoilert. Das ist leider etwas unschön, kommt aber zum Glück nicht allzu häufig vor.

Auch, wenn die letzten drei Absätze es anders vermuten lassen, war das Jammern auf hohem Niveau. „Unlock!“ hat uns Spaß gemacht. Von vorn, bis hinten. Das erste Abenteuer war noch etwas holprig, weil man sich einfach etwas umgewöhnen musste, dann waren wir aber vollkommen Feuer und Flamme. Leider ist nach 3 Abenteuern bereits Schluss, so dass wir bereits jetzt auf glühenden Kohlen sitzen und hoffen, dass man mit Erweiterungen schneller ist, als bei T.I.M.E Stories. Also, legt los! Wir brauchen Nachschub!

Update 20.03.17

Die zugrunde liegende App hat ein Update erfahren. Dementsprechend ändert sich das Gesamturteil natürlich auch ein wenig. Die Änderungen sind wie folgt:

1. Das Hinweissystem wurde verbessert. Für die „harten“ Rätsel existieren nun mehrere Hinweise, die man sich anzeigen lassen kann.
2. Für versteckte Objekte gibt es nun eine Auto-Funktion. Diese soll euch automatisch auf versteckte Objekte hinweisen. Bei meinem Versuch konnte ich das zwar nicht bestätigen, aber vielleicht habe ich auch zu schnell gespielt, da ich die Lösungen bereits kenne.

Vielen Dank hier auch an BSer bei Unknowns für den Hinweis!

 

Unlock

Asmodee 2017


Autor: Cyril Demaegd

 

Dauer: 45 – 60 Minuten

 

Spieler: 2 – 3 (theoretisch auch mehr)
Schwierigkeit: Einsteiger – Profi

Unlock! von Cyril Demaegd

  • Erscheint bei Asmodee
  • Für 2 – 3 (auch mehr) Spielende und dauert 45 – 60 Minuten
  • Am besten geeignet für Fortgeschrittene

Spielstil – Wertung

Christian:

9/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.

Portrait-Christian Renkel-quadratisch-2
Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.
1 Comment

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

Danke für deine Meinung