„Montana“ war einer der Titel, der auf unserer Topliste zu Essen gelandet ist. Da war natürlich eine gewisse Neugierde da. Dementsprechend war es einer der Titel, den wir unbedingt haben mussten. Gesagt, Getan, Gekauft. Nun haben wir genügend Spiele bestritten, damit wir euch genau sagen können, ob sich der Kauf lohnt.
Je magerer die Weiden, desto heiliger die Kühe.
(Wolfgang Mocker)
„Montana“ ist ein Wettlauf mit Euro-Korsett. Heißt, es gilt Rohstoffe zu sammeln und aufzuwerten. Mit diesen baut man Siedlungen. Hat ein Spieler alle verbaut leitet er das Ende ein. Wer alle Siedlungen verbaut hat siegt. Gibt es hier einen Gleichstand, entscheiden die Kühe, die man noch hat.
Einen bebilderten Spielablauf findet ihr in dieser Galerie:
Wer Unkraut sät, drischt kein Getreide.
(William Shakespeare)
Ich weiß nicht so recht, wo ich bei „Montana“ anfangen soll. Es vereint die 3 großen Themen von Euros. Rohstoffe sammeln, Rohstoffe aufwerten und Rohstoffe verwenden. Dabei fehlen jedoch größere, eigene Ideen, um aus dem Groß an gleichartigen Spielen heraus zu stechen. Dies versuchte man dann durch Geschwindigkeit zu kompensieren. Denn eine Partei von Montana dauert nicht lange. Man verzichtet darauf eine Maschine in Gang zu bringen, die einen mit Rohstoffen versorgt. Man baut sich nichts auf, sondern kann bereits von Beginn an aus dem Vollen schöpfen. Eine derartige Reduktion funktioniert meines Erachtens bei Euros nicht so richtig. Eine Teilbefriedigung entsteht ja dadurch, dass man merkt, dass man während des Spiels immer besser wird.
Aber gleichzeitig hat „Montana“ natürlich die schlechten Eigenschaften eines Euros geerbt. Man spielt eigentlich eher nebenher. Richtige Interaktion gibt es so gut, wie keine. Ja, man kann anderen Spielern begehrte Rohstoff- oder Siedlungsplätze wegnehmen und sie in Auktionen überbieten. Aber so richtige Auswirkungen hat das nicht. Bei letzterem kann man bereits mit einem Blick feststellen, wer überhaupt bei Auktionen mitmischen wird (Anzahl Kürbisse). Die weggeschnappten Plätze fühlen sich nicht einmal richtig ärgerlich an, weil man immer umschwenken und einen anderen Weg gehen kann. Es ist eigentlich fast schon egal, welche Rohstoffe ich sammle, das Ergebnis ist fast immer dasselbe. Mach X Aktionen um Y Siedlungsfelder zu besetzen. Die begehrten Felder (2 Siedlungen auf einmal einsetzen) kosten mehr Rohstoffe, weswegen ich mehr Aktionen benötige. Dasselbe schaffe ich aber über weniger Aktionen, indem ich die „billigen“ Felder verwende. Das ist nicht die Art Abwechslung an unterschiedlichen Strategien, die ich mir wünsche. Gleichzeitig zwingt es mich nicht unbedingt zu harten Entscheidungen, sondern man fühlt sich immer vorangetragen, fast egal, was man tut.
Das macht aus „Montana“ aber wahrscheinlich sogar einen perfekten Einstand für neue Spieler im Euro-Genre. Sei es für Kinder, die langsam ins richtige Alter kommen oder für Menschen, die spielerisch bereits erste Erfahrungen gesammelt haben und nun ihren Horizont erweitern möchten, ohne gleich überfordert zu sein.
„Montana“ ist für mich ein gutes Knochengerüst, dem viel Fleisch auf den Rippen fehlt. Klar hat man schönes Material in der Schachtel. Aber viele unterschiedliche Holzrohstoffe sind zwar schön anzusehen, aber ich persönlich hätte lieber etwas mehr Abwechlsung. Auch die schön gestalteten Spielertableaus sind zwar ein Blickfang und wirken sehr aufgeräumt. Aber es ist eben nur aufgeräumt, weil die Tableaus für ihre Zwecke überdimensioniert sind. Denn spielerisch bietet es weitaus weniger Nutzen, als der erste Blick vermuten lässt. Aber macht nichts, denn schön anzusehen ist es allemal. Schöner als die zu besiedelnden Hexfelder, die durch ihre vielen abgebildeten Rohstoffe sehr unruhig wirken. Wieder spielerisch nicht entscheidend, aber optisch wirkt es eher wie ein Wimmelbild.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Montana“ ein nettes Spiel ist. Die Mechanismen funktionieren. Leider wirkt es dann doch zu seelenlos, um sich von den vielen anderen Vertretern des Genres abzubehen. Wer Spaß an Euros hat und einfach mal ein schnelles Spiel der Gattung haben möchte, darf gerne einen Blick riskieren. Ansonsten bietet es einfach zu wenig Neues, um wirklich begeistern zu können.
Montana
White Goblin Games 2017
Autor: Rüdiger Dorn |
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Dauer: ca. 10 – 15 Minuten je Spieler |
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Spieler: 2-4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger |
Anmerkungen
Montana – White Goblin Games – 2017
- Erscheint bei White Goblin Games
- Für 2-4 Spielende und dauert ca. 10 – 15 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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