2008 kam die erste Version von „Le Havre“ auf den deutschen Markt. Knapp 10 Jahre später gibt es das Spiel immer noch. Inzwischen in der dritten Auflage. Das kommt fast schon einem kleinen Ritterschlag gleich. In einer Zeit, in der jedes Jahr tausende Spiele erscheinen und fast genauso schnell in der Versenkung verschwinden, ist es etwas Besonderes sich so lange halten zu können. Daraus kann man nur lernen. So mussten wir uns ein eigenes Bild davon machen, was „Le Havre“ zu solch einem besonderen Titel macht.
Ein Schiff im Hafen ist sicher, doch dafür werden Schiffe nicht gebaut.
(John Augustus Shedd)
In „Le Havre“ versucht jeder Spieler nicht nur zum rechten Zeitpunkt einen der begehrten Warenkörbe zu erhalten, sondern durch geschicktes Ausbauen der eigenen Hausauslage die interessantesten Aktionen bei sich zu vereinen. Denn nur so sorgt man dafür, dass Mitspieler ihr sauer verdientes Essen oder Geld bei einem lassen. Wer nun noch den richtigen Nutzen aus den Ausbauten zieht, sollte mit dem meisten Vermögen als Sieger aus dem Spiel herausgehen. Doch Vorsicht, die Arbeiter werden immer hungriger, so dass bald nur noch die richtigen Schiffe diese versorgen können.
Einen bebilderten Ablauf findet ihr in dieser Galerie:
Um sich im Hafen wohl zu fühlen, muss man die raue See befahren haben.
(Aus Schweden)
Ich weiß, „Le Havre“ ist eigentlich schon 10 Jahre alt und ein nicht nur solides, sondern gutes, durchdachtes und unterhaltsames Spiel. Aber ich kann die Art bald nicht mehr sehen. Wieder geht es darum viele Rohstoffe zu sammeln und diese über verschiedene Arten zu veredeln. Außerdem kann man viele der Rohstoffe auf viele verschiedene Arten Nutzen und zu guter Letzt muss man am Ende der Runde dafür sorgen, dass die eigenen Leute zu essen haben. Und ja, ich weiß, es ist ein Spiel von Uwe Rosenberg, die sind nun mal so. Ich wusste, auf was ich mich einlasse. Aber dennoch musste ich das mal loswerden.
Kann man damit leben, dass man gefühlt schon das tausendste, gleiche Spiel in Händen hat, kann man sich auch mit den Alleinstellungsmerkmalen beschäftigen. Toll ist zum Beispiel das Reizen mit dem Markt. Wann lohnt es sich diesen abzuräumen? Wie lange kann ich warten, während er sich füllt, bevor mir ein Gegner zuvorkommt? Das fühlt sich spannend an.
Genauso gut ist die Entscheidung, welche Gebäude ich baue oder kaufe. Schließlich möchte ich nicht nur wichtige Aktionen für mich selbst günstig halten, sondern auch meine Gegner dazu locken ihr Essen/Geld bei mir zu lassen. Eine geschickte Auswahl hilft hier natürlich weiter.
Die Spielzüge selbst sind erfrischend kurz, so dass ein steter Spielfluss – vor allem mit geübten Spielern – gegeben ist. Natürlich lädt auch „Le Havre“ zur Analysis Paralysis ein, aber meistens kann man die Züge der Gegner gut nutzen, um sich bereits einen kleinen Plan zurecht zu legen. Wobei mir persönlich die Kurzversion des Spiels am besten gefällt. Hier kommt „Le Havre“ schneller in Fahrt und kann meines Erachtens sein Potential voll ausschöpfen.
Wie für Uwe Rosenberg üblich ist das Spiel selbst sehr gut austariert und wahrscheinlich bis ins kleinste Detail durchkalkuliert. Was jedoch wieder durch die Sondergebäude, die zufällig ausgelost werden, etwas aufgerüttelt wird. Hier gibt es natürlich Gebäude, die dafür sorgen, dass ein Spieler auf genau die richtige Taktik gesetzt und damit einen unbeabsichtigten Bonus abgeräumt hat. Das war zwar bis jetzt noch nie so richtig Spielentscheidend bei uns, sollte aber erwähnt werden.
„Le Havre“ ist ein sehr gutes Spiel für alle jene, die dem immer gleichen Trott – mit kleinen Nuancen – nicht müde werden. Diese können bedenkenlos zugreifen. Wackelkandidaten sollten zumindest eine Probepartie wagen. Spieler, die mit dem ganzen Rohstoff-Jonglieren nichts anfangen können, wird auch „Le Havre“ nicht vom Gegenteil überzeugen. Wie oben erwähnt mag ich das Spiel, brauch aber erst mal wieder eine Pause von diesem Genre.
Le Havre
Lookout Spiele 2017
Autor: Uwe Rosenberg | |
Dauer: ca. 90 – 180 Minuten | |
Spieler: 1 – 5 | |
Schwierigkeit: Fortgeschritten |
Anmerkungen
Le Havre – Lookout Games – 2017
- Erscheint bei Lookout Games
- Für 1 – 5 Spielende und dauert 90 – 180 Minuten
- Am besten geeignet für Experten
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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