SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 9 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Johannes Natterer
erschienen bei Hans im Glück
Manchmal gibt es interessante Zufälle. Am selben Tag, an dem wir den Spielen mit Stil Podcast aufgenommen hatten, in dem ich unter anderem über Planet B spreche, sah ich einen jungen Mann mit einem Shirt. Auf diesem stand geschrieben: „There is no Planet B.“, was das aktuelle Problem eigentlich ziemlich gut zusammenfasst. Wir haben keine Alternative, also sollten wir uns anstrengen.
Denn es ist schon so, wie ich im Podcast sagte. Planet B kann nur aus einem Grund witzig sein. Dadurch, dass das Geschehen eben nicht auf der Erde stattfindet. Sonst würde uns wahrscheinlich bei diversen Entscheidungen das Lachen im Hals stecke bleiben. Jedoch ist der Humor auch so eher düster. Zumindest dann, wenn man sich Gedanken machen würde, was einzelne Aspekte für das Wohl der Bevölkerung von Planet B bedeuten würde. Wir sind hier zwar noch auf keinem Cards against Humanity Level angelangt, aber dennoch geht es teilweise ziemlich makaber zu.
Aber auch wenn ich mich gerade wie ein Spaßverderber anhöre, kann ich euch beruhigen. Auch wir haben bei diversen Ereignissen gefeixt, gelacht und uns gegenseitig aufgezogen. Denn Humor ist ein zentraler Bestandteil von Planet B, wobei mir eines auch immer wieder im Kopf geht. Warum hat die Menschheit im Spiel nicht aus der Vergangenheit gelernt? Schade eigentlich, aber so würde das Brettspiel und die Botschaft dahinter nicht funktionieren. Denn irgendwo hält uns Planet B dann doch den Spiegel vor. Versteckt hinter einem Witz zeigt es uns auf, wie lächerlich manch Verhalten und Entscheidung doch im Kern sind, die jedoch auf der Erde als erschreckend normal angesehen werden.
Es mag an einem bestimmten persönlichen Schicksalsschlag liegen, den ich vor Kurzem hatte, aber diese Gedankengänge beschäftigen mich aktuell bei Planet B. Die kleine Spaßbremse in mir hat sich angezogen. Aber keine Angst, ich möcht euch die Leichtigkeit des Brettspiels natürlich nicht nehmen. Denn viele (wie auch ich vor ein paar Wochen noch) werden mit Planet B vor allem eines haben. Freude und Lachen mit bösem Humor. Außerdem ist nicht alles, was man in Planet B machen kann, bösartig. Denn es gibt auch Entscheidungen, die moralisch zu befürworten sind. Doch die sind (bis auf einen Brettspielverlag gründen) meist eher nicht so witzig.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Aber werfen wir besser mal jegliche düsteren Gedanken über Bord. Denn schließlich wollen wir den Planet B nach unseren Wünschen formen. Hierzu stellen alle Mitspielenden Teile der Regierung, die mit Konzernen zusammenarbeiten, um möglichst viel Macht (ok, es sind Siegpunkte) zu erhalten.
Am Zug wählen wir einen der Konzerne, mit dem wir zusammenarbeiten möchten. Diese weisen jeweils eigene Aktionen und Kosten auf, die wir dann Nutzen und Begleichen müssen. Als Aktionen stehen uns die Produktion von Ressourcen, das Bauen von Gebäuden, das Einsetzen von Arbeitern, das Voranschreiten auf Fraktionsleisten und das Ausspielen von Newskarten.
Im Spiel gibt es acht Ressourcen. Welche produziert werden, können wir beeinflussen, indem wir unsere Produktionsstraßen anpassen. Die Ressourcen können wir verkaufen oder in Gebäuden einsetzen, um deren Effekte zu nutzen. Davor müssen Gebäude jedoch gebaut sein, was lediglich Geld kostet und sofort Siegpunkte einbringt. Zum Nutzen der Gebäude müssen wir Arbeiter darauf platzieren, von denen es zwei Kategorien gibt. Die Crafties und die Brainies.
Auf Fraktionsleisten voranzuschreiten stellt uns immer wieder vor die Wahl, ob wir den erreichten Bonus einlösen und auf das Startfeld der Leiste zurückgesetzt werden wollen oder einfach weiter sammeln. Newskarten geben uns auch einen Bonus und/oder Malus und setzten gleichzeitig fest, ob wir als moralisch oder unmoralisch angesehen werden. Beides ist in Ordnung, hat jedoch kleinere Auswirkungen auf einzelne Reaktionen.
Einen wichtigen Punkt von Planet B müssen wir noch ansprechen. Die Wahl. Durch unsere Aktionen werfen wir immer wieder eigene Wahlzettel in den Beutel. Kommt es zur Wahl, ziehen wir reihum eine bestimmte Anzahl Zettel, wobei nur unsere eigenen Stimmen zählen. Die Anzahl der Stimmen bestimmen dann das Amt, welches wir bekommen. Dadurch erhalten wir sofort mehr oder weniger Siegpunkte und eine Zusatzaktion, die wir ausführen müssen. Die witzigste ist dabei die Präsidentin, die nun jede Runde ein Gesetz erlässt. Meist, ob sie selbst einen kleinen Bonus alleine oder einen etwas größeren Bonus einstreichen möchte und ihre Mitspielenden mit entlohnt.
Nachdem der Konzernstapel aufgebraucht ist, erhalten alle noch einen Zug. Am Ende gewinnt dann, wer die meisten Siegpunkte ergattern konnte.
Die komplette Spielregel zu Planet B findet ihr hier. (externer Link)
(John Knittel)
Planet B ist von der Komplexität eher ein mittelgewichtiges Euro Brettspiel. Auch wenn die Regeln das nicht immer vermuten lassen, ist das Spiel selbst weit weniger schwer im Ablauf und geht schon nach kurzer Zeit einfach von der Hand. Denn im Kern gibt es eben nur zwei Dinge zu beachten. Bau dir eine Maschinerie auf die Siegpunkte generiert und sorge dafür, dass die nächste Wahl zu deinen Gunsten manipuliert ist. Während der Kniff mit der Wahl unverbraucht und witzig ist, ist der Engine-Building Part des Spiels wie bereits häufig gesehen. Bau Gebäude, sorg für Arbeiter und dann tausche Ressourcen um, bis Siegpunkte rausfallen. Nichts absolut Neues, auch wenn wir die Arbeiter und die Aktionen ein wenig anders jonglieren müssen als gewohnt.
Besser gefallen mir da schon die Entscheidungen, die es zu treffen gibt. Ist man zu Beginn eine Partie Planet B noch stark darauf aus, nur mit den netten Konzernen zusammenzuarbeiten, wird man früher oder später gezwungen, auf die dunkle Seite zu wechseln. Hier muss man dann eben abwägen, welcher Schaden den zu erwartenden Gewinn dann am ehesten rechtfertigt. Wobei wir hier eigentlich eher von klitzekleinen Imageschäden sprechen.
Denn nichts hat so richtig extreme Auswirkungen. Spielerisch gesehen macht das natürlich Sinn, denn es wäre falsch, sich dadurch ins Aus zu katapultieren. Moralisch ist das eine andere Geschichte. Denn im Spiel verkommen die Ereignisse zu reinen Ertragsabwägungen. Schließlich muss ich nicht fürchten, dass mir die erlaubte Kinderarbeit irgendwann auf die Füße fällt. Es mag den Humor des Spiels etwas untergraben, aber hier hätte ich noch große Chancen gesehen, mir ein besseres Spielgefühl zu geben. Also die Frage, ob ich bereit bin, ein gewisses Risiko einzugehen, auch wenn ich dabei erwischt werden könnte.
Einen Punkt müssen wir auch noch ansprechen. Die Dauer. Denn Planet B fühlt sich für das, was es bietet, etwas zu lange an. Es ist nicht so, dass man die Augen verdreht und sich fragt, wann das Spiel endlich vorbei ist. Aber dennoch fühlt sich das Spiel dann doch irgendwann so an, als wäre man in einer Zeitschleife gefangen und würde immer wieder denselben Tag durchleben. Ohne Abweichungen. Besorge Ressourcen, setze sie ein, bekomme Siegpunkte und mach das von vorn.
Wo wir dann gerade bei den Siegpunkten sind. Ich frage mich, wer die Idee hatte, Geld (Vorderseite) und Siegpunkte (Rückseite) in einer Art Post-It Block zu produzieren? Oder fühlt es sich nur für mich seltsam an, vor der ersten Partie alle Seiten abzureißen, um das Spielmaterial vorzubereiten? Ich weiß bis heute noch nicht, ob ich die Methode als genial oder wahnsinnig empfinde. Aber der Grat dazwischen ist ja bekanntlich schmal. Wir persönlich haben den Block beiseitegelegt und haben auf Pokerchips zurückgegriffen.
Hat mir Planet B als Brettspiel dennoch gefallen? Das mag jetzt etwas seltsam klingen, aber ja. Ich mag Planet B. Nicht weil ich ständig lachen müsste – schließlich hat man nach einer Partie schon fast alles gesehen und wird nicht mehr überrascht – sondern weil es sich einfach rund anfühlt. Ich muss Entscheidungen treffen, das richtige Timing finden und den Mitspielenden einfach eine Nasenlänge voraus sein. Apropos Mitspielende. Kommen wir noch kurz auf den Punkt Interaktion zu sprechen. Diese ist Euro typisch eher oberflächlich und beschränkt sich im Kern darauf, Einsetzplätze in Konzernen und Newskarten wegzuschnappen oder einfach mehr eigene Wahlzettel in den Beutel zu werfen. Wer mehr erwartet hat, wird enttäuscht werden.
Aber gerade die Wahl ist es, die das Spiel dann etwas vom Einheitsbrei abhebt. Auch wenn es ein reines Glücksspiel ist, dessen Wahrscheinlichkeiten ich jedoch beeinflussen kann. Gerade hier ist das Spiel dann wieder für mich witzig, wenn man selbst viel mehr Wahlzettel in den Beutel geworfen hat, als alle anderen, diese dann aber nicht zieht und die Wahl dadurch verliert. Das bringt noch eine emotionale Ebene mit hinein, die ich in Brettspielen einfach mag.
Alles in allem ist Planet B ein solides Spiel, das wir gerne spielen. Es punktet mit einem tollen Aktionsauswahlmechanismus und einer durchaus spannenden Wahl. Leider ist der Rest vom Spiel dann doch etwas, was man bereits häufig gesehen hat. Die Entscheidungen zum unmoralischen Verhalten gehen mir nicht weit genug. Aber das ist eher eine persönliche Einstellung. Andere würde das bei einem Euro-Spiel eher abschrecken.
Planet B von Johannes Natterer
Ein gutes Spiel, wie es eigentlich viele andere gibt. Doch der Aktionswahlmechanismus und die Wahl bringen dann genügend eigenen Charme mit. Der Humor ist mitunter bitterböse, tritt jedoch bald schon in den Hintergrund.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.
Trevor Larson
Hello,
Sorry I can’t speak German.
I was wondering about an article you posted in November of 2020, it said within the year you would launch an eclipse second dawn for the galaxy app. I’m wondering if that is still in development or if you have any updates on it. I can assure you the community is eagerly anticipating this release. I would really appreciate any update.
Thank you
Christian Renkel
Hi Trevor,
I’m sorry, but this looks like a little missunderstanding. 🙂
We are just a blog about Boardgames and no developers. So if there is an App, which is developed now, we have no possibilities in influencing this.
I’ve tried to find the article you’ve talked about, but I couldn’t find it. Maybe you could show me a link?
Best regards
Christian
Trevor Larson
Hi Christian,
Thank you for your response.
This is the article I was referencing.
https://www.brettspielwelt.de/Magazin/eclipse-new-dawn-for-the-galaxy-app-relaunch/
It looks like brettspielwelt is the developer. And your most recent articles where listed under this one. I may be confused I’m using google translate to read this.
The original article was posted on the board game geek website for eclipse second dawn by a German speaker saying this was being developed that how I discovered it.
Thank you for your help much appreciated,
Trevor Larson
Denny Crane
Also ich glaube für den Post habe ich jetzt locker 4x Anlauf genommen.
Optisch und vom Thema kommt das Spiel bei mir nicht an.
Der etwas schware Humor läuft sich vermutlich auch sehr schnell ab wodurch man dann doch sehr schnell bei dem reinen puren Regeln sich erfreuen muss und den siegpu nkt Engine optimiert.
Da scheint das Spiel einen guten Ansatz zu haben, aber liest sich für mich nicht nach einem großen Wiederspielwert nach 2-3 Spielen.