SPIELSTIL Rezension

Pandemic Legacy – Season 0

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Matt Leacock, Rob Daviau
erschienen bei Z-Man Games

- 7.Jan.2023

Pandemic Legacy – Season 0. Endlich hab ich auch mal ein Legacy Pandemie gespielt, nachdem ich ständig so viel Lob darüber gehört habe. Außerdem habe ich einen guten Freund, der noch am Beginn seiner Brettspielreise steht und sowohl Pandemie als auch James Bond sehr mag. Also quasi perfekt, dass dieses Spiel bei mir als Rezensionsexemplar eintrudelte.

Also machten wir Termine aus und spielten alle zwölf Monate dieser Kampagne durch. Wir brauchten sechzehn Partien (inklusive dem Prolog, den wir zweimal spielten) und hier ist damit meine Meinung (und teilweise die meines Freundes).

Russische Spione in London!

Bond. James Bond.

(James Bond)

Das Ziel jeder Partie ist es die zwei (später drei) Aufträge zu erfüllen, die jede Partie wechseln. Dazu müssen Einsatzteams erstellt und gegebenfalls erst die richtige Stadt ausfindig gemacht werden.

Einsatzteams und Spielerkarten.

Trotz des Spionagethemas spielt sich Pandemic Legacy – Season 0 zu Beginn der Kampagne erwartungsgemäß sehr ähnlich zum Standard-Pandemie. Jeder Mitspieler besitzt jeweils eine Rolle (in diesem Fall eine Tarnidentität) mit anderen Spezialfähigkeiten. Im eigenen Zug hat man 4 Aktionen. Danach gibt es eine Aufräumphase, in der zu Beginn der Kampagne gar nicht so viel passiert. Danach zieht man zwei Karten und lässt dann neue Spione auftauchen. Die Spione tauchen in verschiedenen Städten auf und wollen durch Aktionen unter Kontrolle gebracht werden, denn lässt man sie einfach walten, kommt es zu Vorfällen. Anders als im normalen Pandemie kann man aber nicht einfach überall hinreisen. Während verbündete Städte (NATO) einfach angeflogen werden können, in dem man einfach die Karte der entsprechenden Stadt vorzeigt, muss bei neutralen Städten die Karte abgeworfen werden. Und sowjetische Städte können nur angeflogen werden, indem man die Karte der Stadt in der man gerade steht abwirft.

Außerdem können die Spieler Unterschlupfe aufbauen in denen sie Einsatzteams zusammenstellen und Zielstädte identifizieren können. Die Einsatzteams helfen nicht nur bei der Auftragserfüllung, sondern auch beim Ausschalten der feindlichen Spione. Sie müssen jedoch für beides die gleiche Zugehörigkeit haben, wie die Stadt in der sie zum Einsatz kommen sollen. Dann schalten sie am Ende eines Zuges automatisch alle Spione der Stadt aus oder können zur Erfüllung eines Auftrags genutzt werden.

Eine Partie endet, wenn alle Aufträge erfüllt wurden oder die Spielerkarten beziehungsweise die Vorfallsmarker leer sind.

Selbstverständlich kommen im Laufe der Kampagne noch weitere Regeln dazu, aber die lasse ich euch selber entdecken.

Ein Einsatzteam kümmert sich um die Spione in Sydney

Well, I’m late to a war. Sayonara.

(Cate Archer)

Dirk meint:

Nun, wir beide hatten innerhalb der Partien viel Spaß. Das Agententhema kommt sehr gut rüber und es macht Spaß mit den Einsatzteams durch die Welt zu fahren und Aufträge zu erledigen. Auch das Wechseln zwischen Identitäten und die Fähigkeiten machen das Spiel interessant und kurzweilig. Sehr viel Spaß hatten wir beim Erstellen unserer Identitäten, denn dafür stehen mehrere Stickerbögen zur Verfügung mit denen man sich individuelle Charaktere zusammenstellen kann.

Meine erste zusammengestickerte Tarnidentität.

Warum sage ich aber „innerhalb der Partien“? Weil die Zeit dazwischen unser Feind war. Es gibt zwischen den Partien einfach zu viel zu erledigen. Dinge einkaufen und bestickern. Fast jede Partie wird eine neue Regel eingeführt, die dann natürlich auch neues Material mit sich bringt. Also stickert man noch mehr, öffnet Kisten und liest noch mehr, wird mit massenhaft Material geflutet und am Ende sind, ehe man sich versieht, 15-20 Minuten vorbei, bevor man die neue Partie starten kann. Und das unabhängig davon, ob man sie direkt starten oder das Spiel erst wegpacken und an einem anderen Tag weitermachen will.

Dazu kommt, dass manche Mechaniken irrelevant werden, sollte man zu gut abgeschlossen haben. Wir hatten den Fall, dass eine Mechanik zu Beginn des Spiels eingeführt wurde, aber für uns keine Rolle spielte, da wir die Aufträge dazu voll erfüllt hatten. Vier Partien später wurde sie nun doch relevant und wir mussten uns erstmal wieder die Regeln dazu anzulesen. Etwas ärgerlich in meinen Augen, ist es doch ein kleines Anzeichen für mein Hauptproblem mit Pandemic Legacy – Season 0: Das Spiel wird mit der Zeit zu komplex für das, was es tut. Es wird immer mehr Material und immer mehr Regeln, was das schöne Pandemiegefühl irgendwann untergehen lässt und dazu führt, dass es sich tatsächlich wie Arbeit an fühlt. Deshalb waren wir froh, als die Kampagne endlich durch war (auch wenn wir, wie schon erwähnt, innerhalb einer Partie wirklich Spaß hatten).

Die Story der Kampagne ist eher geradlinig. Es ist eine recht typische Rette-die-Welt-vor-den-bösen-Sowjets Story, mit den üblichen Agenten-Klischee-Plottwists und Weltuntergangsszenarien, was aber durchaus Spaß macht. Außerdem können aufmerksame Spieler immer wieder Anspielungen auf Season 1 und 2 finden.

Aber mein Hauptkritikpunkt sind die Rubbelpunkte in den Ausweisen. Verliert man Tarnung, muss man Felder freirubbeln und erhält eventuell Nachteile oder verbrennt gar die ganze Identität. Das Problem ist nur, die Rubbelpunkte funktionieren nicht richtig. Mit dem Fingernagel kommt man nicht weit, nutzt man eine Münze, hat man sofort das Papier darunter mit weggekratzt. Wir mussten uns also mit Listen aus dem Internet weiterhelfen, fanden dabei aber auch heraus, dass man mit einem Spion-Mini oder einer Taschenlampe auch weiterkommt.

Insgesamt also: Ein gutes Spiel, das leider am übermäßigen Aufwand krankt.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Pandemic Legacy – Season 0 von Matt Leacock, Rob Daviau

Pandemic Legacy - Season 0 - Feature Image

Spielstil – Wertung

Dirk:

7/10
Das gefiel uns
  • Innerhalb einer Partie sehr spaßig
  • Sehr thematisch
  • Solide Story
Das nicht so
  • Verwaltungsaufwand zwischen den Partien zu hoch
  • Mit der Zeit zu komplex für das, was es erreichen will
Hier bekommt ihr „Pandemic Legacy – Season 0“

Spiele-Offensive

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Dirk Schlösser

Dirk ist Rollen- und Brettspieler mit einem Hang zu Solos. Interaktive Titel (kooperativ oder richtig hart gegeneinander) haben bei ihm einen deutlich besseren Stand als Hardcore Euros mit hohem Multiplayer Solitär Anteil.

So erreicht ihr Dirk:

4 Comments
  1. Unsere Gruppe hatte nie das Gefühl, dass das Spiel zu kompliziert wird. Ja, es kommen mehr Sachen hinzu, aber überladen fanden wir es nie. Und das mit den Rubbelfeldern ist echt super ärgerlich. Ging uns genau so.

    Reply
    • Dirk Schlösser - Profilbild

      Hi, wie ich im Artikel erwähnt hatte, empfanden wir das auch hauptsächlich außerhalb der Spiele so. Sobald man drin war, wars klasse.

      Reply
  2. Wir haben bisher ebenfalls noch nie ein Legacy Spiel gespielt.
    Ich weiß nicht ob das Agententhema da so bei meiner Spielrunde ankommt oder wir doch zum klassischen Pandemic greifen würden.
    Klong gäbe es ja auch noch.
    Mal schauen.
    Aber auf jeden Fall Danke für die Review zu dem Spiel

    Reply
    • Dirk Schlösser - Profilbild

      Wenn ihr das klassische Pandemie nicht kennt, würde ich vermutlich erstmal dazu greifen. Einfach um zu schauen, ob das Grundprinzip bei euch ankommt. Klong! Legacy soll vom Verwaltungsaufwand sogar noch größer sein, wurde mir gesagt.
      Ein schönes Legacyspiel mit wenig Aufwand ist My City. Da hatte ich eigentlich recht viel Spaß mit.

      Reply

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