Ich liebe die Messe in Essen. Ich weiß, die letzte ist schon ein paar Monate her, aber dennoch ist es mir wichtig sie zu erwähnen. Denn nur dort schafft man es Spiele abseits des Mainstreams zu finden. Viel zu viele, um sie alle zu spielen oder auch nur anzusehen. Dementsprechend brauchen die Titel dann schon etwas, das die eigene Aufmerksamkeit auf sie zieht. So ist mir es dann 2017 bei „Medical Frontier“ passiert. Ich hatte das Spiel bereits vor meinem Besuch auf der Liste. Auf der Messe habe ich dann den Autor kennengelernt. Ein sehr netter, umgänglicher Typ, mit dem ich mich gerne noch länger unterhalten hätte, wenn nicht bereits der nächste Termin gewesen wäre.
Aber schon allein dieses kurze Treffen hatte mich darin bestärkt, dass ich mir „Medical Frontier“ anschauen sollte.
Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.
(Ernest Hemingway)
In „Medical Frontier“ müssen wir unsere Gelder geschickt einsetzen, um Medikamente zu entwickeln. Dies tun wir in Form von Kartensammlungen, die wir in bester Poker-Manier zusammenstellen. Doch nur wer die Stärke richtig dosiert und die Nebenwirkungen im Auge behält wird zuerst die benötigten 300 Punkte sein Eigen nennen.
In dieser Galerie findet ihr einen kurzen Ablauf des Spiels:
Kein besseres Heilmittel gibt es im Leid, als eines edlen Freundes Zuspruch.
(Euripides)
Medizinische Forschungen und die Entwicklung von Medikamenten sind als Thema in Brettspielen vollkommen unterrepräsentiert. Dementsprechend frisch und interessant kommt „Medical Frontier“ beim ersten Kennenlernen rüber. Beschäftigt man sich dann näher mit dem Spiel kommt ein Gefühl auf, welches sich in der ersten Partie noch weiter verstärkt. Der Mechanismus ist für das bisschen Spiel dahinter leider zu umständlich und klobig. Und auch, wenn viele über eine redaktionelle Bearbeitung schimpfen und das Glätten verpönen, es hätte diesem Spiel sehr gut getan.
Herzstück sind natürlich erst einmal die Karten, die man zur Herstellung von Medikamenten benötigt. Wobei man sagen muss, dass sich die Karten mit den Werten 1 – 5 vollkommen nutzlos anfühlen. Oft ist man am Zug und möchte höherwertige Karten sammeln. Diese liegen jedoch nicht aus. Nun könnte man seinen Zug verschwenden, indem man unnütze Karten kauft. Aber dann hat der nächste Spieler eventuell die viel interessanteren Karten zur Auswahl. Was wiederum nichts ausmacht, wenn wir selbst der nächste Spieler sind (darauf komme ich gleich zu sprechen). Aber das kommt zu selten vor. Agiert jeder Spieler auf die Art kommen wir meist früher, als später in eine Art „Machtvakuum“. Heißt, die schlechten werden nur dann gekauft, wenn man einen Sinn darin sehen kann. Wenn nicht, bleiben sie liegen. Denn es ist lukrativer auf seinen Zug komplett zu verzichten, als dem Gegner eine Vorlage zu liefern.
Was mir ausgesprochen gut gefallen hat, ist die Spielerreihenfolge. Diese bietet mir einen guten Überblick über die nächsten Runden, was ein gewisses Grad an Planungssicherheit bringt. Außerdem sind so immer wieder Doppelzüge möglich, die einen, wenn man sie geschickt nutzt, voranbringen.
Leider fehlt „Medical Frontier“ neben einzelnen, guten Ideen dann noch genügend Spiel, um die Repetition, die darin steckt, zu überdecken. Man sammelt Karten, spielt sie umständlich aus und muss sie über mehrere Aktionen auf den Markt bringen. Heißt, eine einfache, wahrscheinlich auch schnelle Spielidee wurde künstlich aufgebläht, was dem Spiel leider nicht gut tut. Denn, man erwischt sich dabei, dass man sich immer wiederholt.
Schade, denn mir gefällt die Idee dahinter inklusive der beachteten Abläufe und Probleme. Hier wirken sie aber wie Fremdkörper, was zu einem mittelmäßigen Spielerlebnis führt. Dennoch gibt es natürlich auch bei „Medical Frontier“ die Momente, die dennoch spaßig sein können. Doch sieht man immer wieder den unbehandelten Diamanten durchblitzen, der geschliffen gehört hätte. Und das macht einen fast schon traurig.
Medical Frontier
Big Fun Games 2017
Autor: Chu-Lan Kao | |
Dauer: ca. 10 – 15 Minuten je Spieler | |
Spieler: 2 – 5 | |
Schwierigkeit: Einsteiger |
Anmerkungen
Medical Frontier – Big Fun Games – 2027
- Erscheint bei Big Fun Games
- Für 2 – 5 Spielende und dauert ca. 10 – 15 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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