Falls euch der Name Louis Riel nichts sagt, müsst ihr euch nicht allzu sehr grämen. Er ist keine der historischen Persönlichkeiten, die im Standard Geschichtsunterricht der deutschen Schulklassen behandelt wird. Da er nun aber als zentrale Figur des Spiels „Hochverrat!“ gewählt wurde, bekommt ihr hier einen ganz kurzen Abriss.
Louis Riel führte im 19. Jahrhundert einen Aufstand in Canada an. Das ging so weit, dass er sich irgendwann in die USA ins Exil begeben hatte. Später, als es erneut Spannungen zwischen den Métis und der Regierung gab, rief man den alten Retter zurück ins Land. Doch die Rebellion wurde niedergeschlagen und Louis Riel landete des Hochverrats beschuldigt vor Gericht. Dort wurde er zum Tod durch den Strick verurteilt.
Im Spiel werden die Tage der Verhandlung nachgespielt. Kann die Verteidigung einen Freispruch erwirken oder ist auch diesmal die Anklage siegreich?
I know that through the grace of God, I am the founder of Manitoba.
(Louis Riel)
„Hochverrat!“ ist ein reines 2-Personen-Spiel. Über 5 Phasen versuchen Anklage und Verteidigung jeweils die Geschworenen zu beeinflussen. Dabei muss man erst einmal herausfinden, wie diese Ticken und welche Ansichten ihnen wichtig sind. Gesteuert wird das Spiel über Karten, welche man entweder für die aufgeführte Aktion oder die angegebenen Aktionspunkte verwendet. Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit über überzeugte Geschworene Einfluss auf den Ausgang der Verhandlung zu nehmen. Erreicht die Endabrechnung 100 oder mehr Punkte, gewinnt die Anklage.
Ein paar bebilderte Beispielzüge findet ihr in dieser Galerie:
You got to be brave and have courage, believe in yourself, because that is the first thing to success is believe in yourself.
(Louis Riel)
Ich liebe Spiele, die ein eher ungewöhnliches Thema tragen. Nun sind Gerichtsverhandlungen per se zwar (leider) alltäglich geworden, die spielerische Umsetzung derselben dürfte jedoch ziemlich einzigartig sein. So war meine Vorfreude auf die erste Partie natürlich entsprechend groß. Die Regeln sind zum Glück recht eingängig und lassen sich auch auf jeweils zwei Spielkarten je Phase zusammenfassen. Eine tolle Idee, mit Karten das Gerichtsbuch darzustellen. So hat man alle nötigen Informationen im Blick.
Das komplette Material wirkt dabei recht thematisch stimmig. Leider ist mir das Spiel dann etwas zu mechanisch. Die aktuelle Stimmung in den einzelnen Lagern beeinflussen wir, in dem wir Marker auf einer Leiste hin- und herschieben. Geschworene, indem wir Plättchen darauf ablegen. Hier fehlt mir ein wenig die Dramatik, die dem Thema eigentlich innewohnt. Zumindest wird diese für mich nicht ganz transportiert.
Und obwohl das Spiel mechanisch funktioniert fehlt mir hier einfach die emotionale Ebene, welche ich bei Skalen verschieben nicht so ganz aufbringen kann. Da hilft dann leider auch nicht, dass ich es mit realen Personen zu tun habe, die jeweils mit Namen, Bild und Flavor-Texten auf den Karten vertreten sind. Denn das tritt während des Spiels leider zu sehr ins Hintertreffen.
Außerdem fühlt sich die zufällige Kartenhand hier etwas fehl am Platze an. Klar dient sie dazu, dass man sich keine 100 %-ige Siegstrategie zurechtlegen kann. Aber es kam häufig vor, dass eine Seite gefühlt deswegen keine Chance hatte, weil der Gegner einfach die passenden Karten hatte. Zu oft saß ich dann nach einer Partie etwas unbefriedigt da. Klar, mag es thematisch passend sein und für manche zur Geschichte gehören, dass eine Seite bereits vor Prozessbeginn im totalen Hintertreffen ist, aber dennoch muss es mich nicht erfüllen.
Ja, ich weiß, dass sich der Reiz des Spiels erst nach mehreren Partien entfaltet. Ich habe es versucht. Partie um Partie um Partie. Mal mit neuen Spielern mal mit welchen, die „Hochverrat!“ schon kannten. Aber ich hatte nie das Gefühl eines spannenden Katz- und Maus-Spiels, wie ich in Beschreibungen schon häufig gelesen hatte. Es ist zwar soweit ganz nett, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass die Kartenhände mehr mit dem Ausgang zu tun haben, als die eigenen Entscheidungen.
So bleibt „Hochverrat!“ für mich thematisch immer noch einzigartig und ich darf zugeben, dass es mein Allgemeinwissen positiv beeinflusst hat. Spielerisch und vor allem emotional hätte es jedoch noch den einen oder anderen Kniff benötigt, um mich richtig zu fesseln.
Hochverrat!
Frosted Games
Autor: Alex Berry | |
Dauer: ca. 30 – 45 Minuten | |
Spieler: 2 | |
Schwierigkeit: Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Hochverrat! – Frosted Games – 2018
- Erscheint bei Frosted Games
- Für 2 Spielende und dauert ca. 30 – 45 Minuten
- Am besten geeignet für Fortgeschrittene
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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