SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Tim Eisner
erschienen bei Mirakulus
Es war einmal, wir waren bereit,
und hatten mal wieder richtig Zeit.
Etwas zu Spielen, das wäre fein,
rief es sogleich in die Runde rein.
Doch ein Blick auf das Regal,
zeigte, die Wahl wird nicht banal.
Der eine wollte was komplexes spielen,
der nächste der Regeln nur nicht vielen,
Die Mutter wollte etwas hübsches sehn,
der Sohn meinte „Grimms Wälder“, das ist schön.
Der Vater sagte darauf schlicht.
besser dieses Spiel, als der Verzicht.
So saßen sie dann bald zusammen,
begannen sich schnell zu verdammen.
Du Schuft, was willst du denn an meinem Platz?
Die Mutter holt sich nun ohne Wehr den Schatz!
Und was willst du mit der Fabel hier bei mir?
Hat dich mal wieder gepackt deine Gier?
So gingen dann die Stunden rasch ins Land.
Geschimpft und gejubelt wurde dabei allerhand.
Und waren wieder gebaut der Hütten drei,
riefen alle die nächste Partie herbei.
(Wilhelm Grimm)
In Grimms Wälder stehen die Spieler im Wettstreit darin als eines der kleinen Schweinchen drei Hütten zu bauen. Zum Rundenbeginn legt jeder Spieler geheim fest, an welchem Ort er Rohstoffe abholen mag. Wählt er als Einziger einen Ort, darf er alles einsacken, was aktuell dort liegt. Ansonsten muss man brav mit allen Anwesenden teilen.
Danach kommt es zur Bauphase. In dieser können wir Rohstoffe abgeben, um unsere Hütten zu bauen. Außerdem erhalten wir hier Fabeln, Freunde oder weitere Rohstoffe. Freunde beeinflussen jeweils bestimmte Bereiche im Spiel. Manche geben Sonderaktionen, andere wiederum lassen einen beispielsweise Rohstoffe einsacken, bevor andere Spieler an den Ort gelangen.
Die Fabeln bringen noch weitere Würze ins Spiel. Sie können mit den verdeckten Sammeln-Karten ausgespielt werden und verschaffen einem dadurch weitere Vorteile. Wer zuerst drei Hütten gebaut hat, gewinnt das Spiel. Haben mehrere Spieler das Ziel gleichzeitig erreicht, entscheidet, wer die stabileren Hütten gebaut hat.
(Jacob Grimm)
Ja, Grimms Wälder ist ein sehr einfaches, glückslastiges Spiel. Die Ausstattung ist zwar opulent, aber im Grunde genommen vollkommen unnütz. Die Figuren stehen jeweils für Sekunden auf dem Spielfeld, nur um dann gleich wieder zur Seite geräumt zu werden. Eine richtige Planung ist selten möglich, weil man nie so recht weiß, was unsere Mitspieler denn so treiben. Und ja, ich gebe zu, nachdem ich die Regeln gelesen hatte, hatte ich erwartet, vom Spiel enttäuscht zu werden. Was habe ich mich geirrt.
Denn das Spiel ist als Familienspiel einfach toll! Es steckt voller Interaktion und bösartigen Möglichkeiten, anderen in die Suppe zu spucken. Dabei sieht es einfach nur fantastisch aus und lädt dadurch sofort zu einer Partie ein. Hier gibt es kein langes Überreden. Man stellt einfach kurz den Brückentroll auf den Tisch und schon möchten alle mitmachen.
Die Mechaniken sind dabei sehr einfach gehalten. Böse Zungen sagen, dass auf den Karten mehr Regeln stehen, als in der kompletten Anleitung. Dies ist für mich aber wieder ein Pluspunkt für ein Spiel mit der Familie. Man erklärt nur kurz, was zu tun ist, der Rest ergibt sich automatisch.
Leider wird Grimms Wälder die Zielgruppe dennoch eher schwer erreichen. Selbst, wenn es im normalen Einzelhandel steht, dürfte der Preis etwas abschrecken. Diese Spieler sind es einfach noch nicht gewohnt, dass ein Titel auch mal mehr als 20,- € kosten kann. Zumal die Ausstattung manchmal deplatziert wirkt, weil es auch Partien geben kann, in denen kein einziges der Monster erscheint.
Und ja, ich gebe hiermit den Expertenspielern nochmals recht. Das Spiel ist in den seltensten Fällen wirklich beherrschbar, dafür von Glück extrem dominiert. Seid ihr unter euch, werdet ihr mit dem Spiel keinen Spaß haben. Springt ihr aber über euren Schatten, könnt ihr feststellen, dass ihr viel Spaß mit euren Liebsten haben könnt. Grimms Wälder ist ein kurzer Spaß, der gerade deswegen dazu einlädt immer noch mal eine Partie anzuhängen. Für euch selbst oder als Geschenk für Familien, denen ihr einfach eine tolle Zeit bescheren wollt.
Grimms Wälder von Tim Eisner
Natürlich ist Grimms Wälder ein optischer Blender, unter dessen Hülle ein bösartiges Familienspiel voller Interaktion steckt. Zwar sehr glückslastig, aber dafür ein umso emotionaleres Spielerlebnis. Unbedingt ausprobieren!
Christian:
Hinweis:
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Cross de la Trotz
Grimms Wälder hat uns im Großen und Ganzen gefallen. Das Thema ist sehr schön umgesetzt mit hübschen Illustrationen und sehr süßen Miniaturen. Für Erwachsene hat es leider zu wenig Tiefgang aber für Kinder ist es sicherlich ein nettes Spiel. Wobei es für ein Familienspiel ziemlich überproduziert ist. Es ist schade dass zum Beispiel die sehr hochwertigen Miniaturen ziemlich nutzlos sind, weil sie nur mal kurz ins Spiel kommen aber auch sofort wieder verschwinden. Hätte man hier gespart und das ganze günstiger produzieren können, wäre es als Familienspiel noch interessanter.
Denny Crane
Würdest du dem Spiel nach wie vor eine 9von10 geben?
Ich bin am überlegen ob ich das Spiel für den Sommerurlaub für die Familie anzuschaffen
Christian Renkel
Hi Denny,
also, ich mag das Spiel immer noch. Wobei natürlich weiter gilt, dass hier viel Schein for Sein mitspielt. Heißt, eigentlich hätte man daraus auch ein Spiel im kleinen Format machen können. so ist es (danke der Miniaturen) halt eine große Schachtel geworden. Eigentlich zu groß für ein solch schnelles Spiel.
Ich denke eine 9 würde es nach den Jahren (und den vielen weiteren Entwicklungen auf dem Brettspielmarkt) nicht mehr werden, aber es dürfte sich weiterhin etwa bei einer 8 einpendeln.
Aber das ist eine interessante Idee. Ich könnte ja mal wieder ein paar Testrunden einlegen und schauen, ob es sich weiterhin gut hält.