SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 6 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Alexander Pfister
erschienen bei Asmodee, eggertspiele
Da sind wir also wieder. Allein mit einer Rinderherde ziehen wir durch das Land, um diesen Leuten aus Europa bestes Fleisch liefern zu können. Was wir auf unserer Reise aber alles erleben. Davon kann ich euch ein Liedchen singen. Nein, kein weichgespültes, wie bei diesen amerikanischen Kuhjungen. Wir haben mit richtigen Problemen zu kämpfen. Nein, keine Banditen auf unserem Trail. Das wäre viel zu einfach.
Wir sind mit wirtschaftlichen Herausforderungen gesegnet! Und wer die kennt, weiß, dass eine Klapperschlange im Stiefel dagegen nur Kinderkram ist.
Ein Hinweis nur, ich verwende hier keine der original Bezeichnungen der einzelnen Berufe aus dem Spiel. Ich konnte mir bis heute nur Gringo merken und befürchte, dass es der Lesbarkeit schaden würde.
Wer bereits in Amerika im Einsatz war, wird in Great Western Trail Argentinien einiges wieder erkennen. Denn die grundlegende Arbeit ist ähnlich. Wir treiben unsere Rinder den Weg entlang, verbessern diese dabei und versuchen am Ende möglichst viel Gewinn zu machen. Unterwegs bleiben wir an diversen Stationen stehen, die uns allerhand erlauben. Mal lassen wir ein Rind für ein paar Pesos zurück, mal stellen wir neue Mitarbeiter ein, mal bauen wir neue Gebäude. Alles ist möglich.
Neu hinzugekommen ist, dass wir nun auch Farmern helfen und dabei als vierte Arbeitskraft einsammeln können. Diese ersetzen die Banditen aus dem Grundspiel, sind dabei aber nicht weniger raffgierig. Dafür können Sie uns mit einer neuen Ressource versorgen. Dem Heu.
Denn nun müssen wir nicht nur Kühe am Zielort abgeben, sondern auch für ihre Nahrung auf der langen Überfahrt nach Europa sorgen. Am Ende der Strecke warten nun Boote, auf denen wir unsere Scheiben platzieren können. Fahren sie dann ab, werden die Scheiben auf einem der drei europäischen Häfen platziert, wo man weitere Punkte generieren kann. Das nötige Heu vorausgesetzt.
Aber auch die Eisenbahn darf nicht fehlen. Diese können wir wie zuvor vorantreiben. Neben besetzten Bahnhöfen gibt es aber einen weiteren entscheidenden Vorteil. Kommt unsere Eisenbahn weit genug voran, schalten wir Abkürzungen frei, mit denen wir uns einen Teil des Weges nach Buenos Aires einsparen können.
Eine weitere Neuerung gibt es noch. Manche Mitarbeiter haben nun Stärke, die sie für die Hilfe bei Farmern einsetzen können. Fehlt uns Stärke, können wir diese mit Rindern ausgleichen. Aber Vorsicht, hierbei sammeln wir Erschöpfungskarten, die uns nicht nur das Deck verstopfen, sondern am Spielende auch Minuspunkte einbringen. Zum Glück können wir sie über Aktionen oder in Buenos Aires loswerden.
Erneut endet das Spiel, wenn der Arbeitsmarkmarker vom Spielbrett geschoben wurde. Danach haben alle anderen Spieler noch einen Zug. Wer nach der Endabrechnung die meisten Siegpunkte sein Eigen nennt, gewinnt auch Great Western Trail Argentinien.
Die komplette Spielregel zu Great Western Trail Argentinien findet ihr hier. (externer Link)
Great Western Trail gehört zu meinen absoluten Lieblingsspielen. Deswegen wurde ich natürlich sofort hellhörig, als Great Western Trail Argentinien (und Neuseeland) angekündigt wurde. Wie kann man ein an sich beinahe perfektes Spiel noch besser machen? Die Antwort lautet, man macht es noch eine Spur komplexer. Man muss aber gleich eines sagen. Great Western Trail Argentinien hätte keine einfache Erweiterung werden können. Hierfür haben sich dann doch zu viele Stellschrauben bewegt.
Dabei gibt es Elemente, die in unserer Runde besser und welche, die schlechter ankamen. Meine Frau hasst zum Beispiel die Rush-Strategie, in der man möglichst schnell mit dem Zug vorankommt, die Strecke abkürzt und damit das Spielende flott vorantreibt. Zumindest, wenn ich das mache. Es ist natürlich eine valide Strategie des Spiels, muss aber auch entsprechend durchgezogen werden.
Dazu kommen dann eben Strategien, die langfristiger ausgelegt sind. Wie zum Beispiel das Bauen von Gebäuden – wie wir es schon aus dem Grundspiel kennen – oder eben die Lieferung und Verteilung in die europäischen Häfen. Hier winken wirklich viele Punkte, die man aber auch erwischen muss. Denn auch hier ist Planung das A und O wie auch der Wettlauf mit den Mitspielern.
Alles spannende Elemente, die das Spiel für mich bereichern. Aber Great Western Trail Argentinien hat auch einen großen Designfehler! Ich kann bis heute nicht richtig erkennen, welche Schiffe welche Hafenfelder beliefern. Nicht ohne Tageslichtfluter und Lupe. Ob das nun an meiner fehlenden Fähigkeit, Farbnuancen auseinanderhalten zu können oder den nicht mehr ganz so jungen Jahren weiß ich nicht. Aber hier hätte man unbedingt eindeutiger Arbeiten sollen.
Great Western Trail macht auch in Argentinien eine sehr gute Figur. Die neuen Elemente fügen sich perfekt in das Spielgeschehen ein. Bleibt aber noch eine spannende Frage. Braucht man Argentinien unbedingt, wenn man das Grundspiel liebt? Das kommt darauf an. Möchtest liebst du Great Western Trail und möchtest Abwechslung haben. Dann ja. Kommt das Grundspiel zu selten auf den Tisch, wird dir dieses wahrscheinlich reichen.
Mir persönlich gefällt das normale Grundspiel mit der Erweiterung Rails to the North immer noch etwas besser. Great Western Trail Argentinien ist aber dennoch ein tolles Spiel, das ich in meiner Sammlung behalten werde. Auch wenn ich weiß, dass ich keine bösen Strategien mehr gegen meine Frau verfolgen sollte.
Hinweis: Für unsere Patrons gibt es im August die Möglichkeit Great Western Trail – Neuseeland zu gewinnen. Lasst euch die Möglichkeit nicht entgehen.
Great Western Trail Argentinien von Alexander Pfister
Great Western Trail Argentinien liefert genügend neue Ideen, um nicht nur eine einfache Kopie darzustellen. Die Elemente sind gut integriert und fordern auf ihre eigene Art heraus.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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