SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 8 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Alex Olteanu, Fel Barros
erschienen bei Cool Mini Or Not
Während die epischen Gewaltorgien God of War 1 – 3 noch diverse Fantasien männlicher, junger Erwachsener befriedigten, zeigte Kratos im neuen Teil, dass er einen Sohn als Sidekick brauchte, um eine vielschichtige Geschichte über Vaterliebe zu erzählen. Hinter der strengen Fassade war sie stets erkennbar und berührte einen in den Szenen, in denen sie offen zur Schau gestellt wurde umso mehr.
Dennoch war noch genug Platz für die alten Tugenden. Spannende Kämpfe und epische Momente, wenn man auf die Gestalten der nordischen Mythologie traf. Ob es gelingt, mit Karten die Fans des Videospiels abzuholen und was Menschen denken, die bisher nie mit Kratos in Kontakt kamen, erzählen wir euch hier.
(God of War)
Eine Partie God of War besteht aus drei Begegnungen. Zwei normalen und einen Endgegner. Dabei wurden markante Szenen aus dem Videospiel übernommen, die durch jeweils 8 Karten als großes Bild dargestellt werden. Der Clou, im Verlauf der Partie verändert sich dieses immer wieder. Dazu jedoch später mehr.
Zuerst ist wichtiger, dass wir kooperativ antreten. Pappaufsteller zeigen unsere Position auf dem Schlachtfeld. Dabei ist die Positionierung wichtig, denn nur die vordere Reihe der Helden kann im Nahkampf angegriffen werden, während Fernkämpfer immer auf den am weitest entfernten Gegner schießen.
Neben der Figur erhält jeder noch ein persönliches Deck. Ist man am Zug darf man sich nicht nur einmal bewegen, sondern auch beliebig viele der Karten Spielen. Die meisten von ihnen funktionieren ganz einfach. Man spielt ein Symbol aus, das den Angriff repräsentiert (Nah- oder Fernkampf). Zusätzlich noch eine beliebige Anzahl an Zahlenkarten, die die Stärke des Angriffs bestimmen. Danach wirft man einen Würfel für den anvisierten Gegner, um zu bestimmen, wie hoch dessen Abwehr ist. Ist ein Gegner besiegt, wird seine Karte umgedreht, was nicht nur das Aussehen des Schlachtfelds verändert, sondern auch Ereignisse triggern kann.
Nach jedem Spieler schlägt das Spiel zurück. Eine Ausrüstungskarte wird aufgedeckt. Ihre Rune entscheidet, welche Gegner angreifen oder welche Ereignisse ausgelöst werden. Waren alle Spieler einmal am Zug, gilt es das eigene Deck aufzuwerten. Entweder man nimmt sich eine der zuvor aufgedeckten Ausrüstungskarten oder man entsorgt eine Karte vom Abwurfstapel. Danach beginnt die nächste Runde.
Manchmal bietet ein Schlachtfeld auch Sonderaktionen. Hier wird auf der jeweiligen Karte die Voraussetzung angegeben, die wir erfüllen müssen, um sie auszulösen. Außerdem sammeln wir für jeden gestarteten Angriff Rage. Ist die Leiste gefüllt, dürfen wir diese ausgeben, um die Sonderfähigkeit unseres Charakters zu verwenden.
Gespielt wird, bis die Hauptaufgabe gelöst wurde. Danach geht es in die nächste Runde. Wir wählen eine der aktuellen Aufgabenkarten, während die andere umgedreht wird und uns schadet. Haben wir dann zuletzt den Endgegner besiegt, gewinnen wir das Spiel. Falls wir alle gleichzeitig besiegt wurden, verlieren wir.
(God of War)
Es sind große Fußstapfen, in die das God of War Kartenspiel treten möchte. Und das liegt nicht nur an der Schuhgröße von Kratos. Denn, wie oben schon zusammengefasst, besteht die Videospielvorlage aus perfekt inszenierten epischen Momenten, die einem im Gedächtnis bleiben. Dabei müssen es nicht mal die gewalttätigen Kämpfe sein – wobei eine Begegnung mit Baldur nicht so schnell vergessen ist. Wenn sich die Weltenschlange Jörmungandr vor einem aufbaut oder man in weiter ferne Hel seinen Blick über Helheim schweifen lässt, dann baut sich eine wohlige Gänsehaut auf. Da das ein Zusammenspiel aus Geschichte, Optik und musikalischer Untermalung ist, ist es natürlich nicht verwunderlich, dass ein Kartenspiel diese nicht liefern kann.
Kennt man die Vorlage jedoch, wird man sich mit den Szenenbildern aber gerade an diese Momente erinnert. Man weiß, wie sich die im Bild festgefrorenen Gegner bewegen und, wie sie klingen. Wenn sich der Schauplatz verändert, sieht man im inneren Auge förmlich, wie einer der fliegenden Nachtelben auf einen herabstürzt. Kennt man nun God of War nicht, fehlt einem die Verbindung und so wird dann aus einem thematischen Spiel leicht eine reine Ansammlung von Zahlen und Mechaniken. So erging es uns. Während ich als Fan des Videospiels mitfieberte, sah meine Familie nur ein paar Gegner, die es zu verdreschen galt, indem man Zahlenkarten spielte.
Blickt man nun hinter den Vorhang und entblößt dabei die Zahnräder, die das Spiel am Laufen halten, sieht man ein einfaches, geradliniges Ameritrash-Game, das seine Aufgaben stets offen zeigt und einem nur wenige Entscheidungen abverlangt. Dabei wird es manch einem sauer aufstoßen, dass ein Würfelwurf die Abwehr festlegt. Für mich ist es eines der Elemente, die Spannung in das Spiel bringen.
Kommen wir aber zu einem viel wichtigeren Thema. Die Möglichkeit, die Mechaniken des Spiels zu seinem eigenen Vorteil auszunutzen. Es ist bei vielen der Begegnungen möglich alle, bis auf einen Gegner zu beseitigen, sich dann in eine Ecke zu stellen, in der man nicht mehr getroffen wird und so Runde um Runde sein Deck zu optimieren. Während man dann nichts tuend dasitzt, wird das eigene Deck immer besser, da Gegner durch das Kartensystem an ihren Platz gebunden sind und sich nicht bewegen. Da ein Zeittrigger fehlt, kann man das bis in alle Unendlichkeit durchziehen. Aber, das ist langweilig und man macht das natürlich nicht. Zumal das Spiel sowieso nicht immens schwer zu gewinnen ist. Wenn man mal von der Walküre absieht, die tatsächlich eine große Herausforderung darstellt.
Aber nicht nur dieser Cheat sorgt dafür, dass man teilweise dazu verdammt ist Däumchen zu drehen. Im Spiel mit mehreren Mitspielern geht man sich gerne mal im Weg um. Das Problem sind dann die Momente, in denen lediglich ein Ziel sinnvoll angegriffen werden kann. Sei es, weil es der letzte Gegner im Spiel ist oder weil wir die nächste Stufe der Begegnung auslösen müssen. Hier rächt sich, dass wir lediglich eine Bewegung pro Zug machen dürfen, nur zwei Figuren in einer Spalte stehen dürfen und auch mit Fernkämpfen nur die Spalte angreifen können, in der wir uns befinden. Diese Konstellationen sind dann für denjenigen, der nur zusieht etwas unbefriedigend, aber glücklicherweise nie von langer Dauer.
Zusammenfassend gesagt mag ich God of War trotz der Mängel. Es ist ein schnelles Spiel, welches zwar stellenweise zu leicht, aber dennoch unterhaltend ist. Das Spiel nutzt meine emotionale Bindung zur Vorlage, um Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen. Fehlt einem diese Epik, kann man gut und gerne zwei Punkte von der Wertung abziehen. Denn spielerisch ist God of War das Kartenspiel ganz nett, fesselt jedoch eher durch die Thematik, als durch seine Mechanik.
Tom meint:
Ich habe God of War ausschließlich solo gespielt, wie es in der aktuellen Situation ja auch angemessen ist. Dafür stehen einem alternative Charakterkarten von Kratos, Atreus und Mimir zur Verfügung – wobei letztere nur unsichtbare „Helfer“ sind – der Spieler hat nur einen Aufsteller, den von Kratos, und steckt folgerichtig auch alle Prügel selbst ein.
Die ersten Partien sind dabei besonders spannend. Ich habe mir die Schauplatz-Karten beim Auslegen nicht genauer angeschaut, so dass ich nie wusste, was sich auf den Rückseiten verbirgt. Ich konnte nur die Bedingungen lesen, um die Karten zu drehen. Diese Mechanik hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass wir sie zukünftig noch häufiger sehen werden, denn dadurch wirkt das Schlachtfeld lebendig und hielt diverse Überraschungen parat.
Nun gibt es ja unterschiedliche Meinungen, wie oft man in einem solo Spiel gegen den Mechanismus unterliegen sollte – aber wir sind uns sicher einig, wenn ich sage: Immer Gewinnen ist doof! Leider ist God of War damit doof.
So bleibt ein eher maues Spielgefühl zurück. Hat man die 10 Szenarien erst einmal erforscht, bietet das Spiel leider überhaupt keine Spannung mehr, zumal auch keine Anpassung der Schwierigkeit vorgesehen ist. Schade. Für mich ergibt sich somit eine Wertung von 8/10, während man das Spiel noch erforscht. Danach ist es noch eine 4/10.
God Of War – Das Kartenspiel von Alex Olteanu, Fel Barros
God of War das Kartenspiel überzeugt mehr auf thematischer, als auf spielerischer Ebene. Als Fan der Vorlage, entstehen epische Bilder im Kopf, die ein spannendes Spiel fördern.
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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Ulrich Roth
Mir scheint, in den letzten vier Absätzen ist etwas durcheinander gekommen.
Ein Stück ist doppelt, und evtl. fehlt ein anderes (?).
Christian Renkel
Hallo Ulrich,
Danke für die Rückmeldung. Wir schauen uns gleich an, was schief gelaufen ist.
Christian Renkel
Hallo Ulrich,
ich habe versucht den Fehler nachzustellen. Leider kann ich den auf verschiedenen Geräten und Browsern nicht nachvollziehen.
Es wäre toll, wenn du mir evtl. einen Screenshot zukommen lassen könntest: Christian@Spielstil.net.
Danke.
Owlsen
Der folgende Satz taucht im Fazit doppelt auf: „Diese Mechanik hat mir sehr gut gefallen und ich hoffe, dass wir sie zukünftig noch häufiger sehen werden“
Christian Renkel
Danke für den Hinweis. Da hat sich tatsächlich ein Fehler beim Kopieren ins neue Format eingeschlichen. Ich habe diesen behoben.