An die Typen, die in Dungeons rennen, um Monster zu erschlagen und Schätze zu heben, denkt jeder. Aber wir sind diejenigen, die sich um die Sauerei kümmern müssen. Wenn die Helden wieder heulend rauskommen, wenn sie mal in den Hintern gebissen wurden. Wir sind die wahren Helden. Gut… alle bis auf die da… Die ist total irre. Deswegen nennen wir sie auch „Dynamite Nurse“. Ich frage mich eh, wie sie bei den ganzen Amputationen so einen flecklosen Kittel haben kann. Naja, mir solls recht sein. Die soll sich ruhig um die hoffnungslosen Fälle kümmern. Bessert meine Statistik auf, wenn du verstehst. Aber ich muss wieder los. Da kommt der nächste Transporter.
Die meisten Menschen sterben an ihren Arzneien, nicht an ihren Krankheiten.
(Moliére)
„Dynamite Nurse“ ist ein klassischer Deckbuilder. Wir starten alle mit denselben Karten und erweitern durch Geld unser Deck, damit wir gegen die Unwägbarkeiten des Spiels bestehen können. Doch einen kleinen Twist haben wir. Denn mit der Zeit kommen immer mehr Patienten ins Spiel, die wir behandeln müssen. Dabei versucht jeder Spieler den anderen die unliebsamen zuzuschustern. Denn, kann man sie nicht behandeln, können Patienten sterben. Dadurch sammeln wir Killmarker, die uns im schlimmsten Fall noch die „Dynamite Nurse“ ins Haus bringen. Bringt sie uns während des Spiels noch Vorteile, sorgt sie am Ende für viele Minuspunkte.
Das Spiel endet, wenn entweder alle Killmarker verteilt oder der Patientenstapel leer ist. Dann zählen wir die Punkte. Wer die meisten hat, gewinnt.
In dieser Galerie zeigen wir euch ein Beispiel zum Spielablauf:
Das Angebot schafft sich seine Nachfrage. Ganz salopp gesagt: Wo ein Krankenhaus ist, liegt auch ein Kranker drin.
(Norbert Blüm)
Auf den ersten Blick wird „Dynamite Nurse“ wie gefühlt 90 % des Katalogs von Japanime Games. Ein 08/15 Deckbuilder, dem eine weitere Komponente hinzugefügt wurde, um ein eigenständiges Szenario zu erschaffen. Dabei wurde auch das Rad nicht komplett neu erfunden, denn einen Stapel, von dem Siegpunktkarten aufgedeckt werden (und was Anderes sind die Patienten nicht) kennen wir bereits von Thunderstone. Neu hingegen ist, dass wir gezielt Mitspieler ärgern können, indem wir ihnen ungeliebte Patienten zuteilen oder ihr Krankenhaus überschwemmen. Dabei ist es wichtig den Punkt abzuschätzen, an dem wir Patienten lieber selbst übernehmen, da die Decks im Laufe der Zeit natürlich immer besser werden. Glaubt man zu Beginn noch, dass man mit den wenigen Karten nichts Großartiges ausrichten kann, entwickelt sich das eigene Deck mit der Zeit so, dass wir mit Behandlungspunkten überschwemmt werden. Zumindest dann, wenn wir uns nicht allzu blöd anstellen. Das ist dann aber auch der Zeitpunkt, in dem das Spiel eher repetitiv wird und wir Zug um Zug immer dasselbe machen.
Auch wäre eine flexiblere Kartenwahl sinnvoll gewesen. Da immer alle Karten im Spiel sind, blockiert dies Überraschungen und neue Strategien. Zumal sich auch sinnlose Karten ins Spiel geschlichen haben. Garniert mit wenigen, aber dafür offensichtlichen Kombos, die uns das Spiel etwas anspruchsvoller manipulieren lassen.
Dennoch hat das Spiel was. Und damit meine ich nicht die halbnackten Frauen mit Monstermöpsen, die auf den Karten abgebildet sind. Die Grafik schwankt hier mehr als in anderen Japanime Games Titeln zwischen unerotisch aber überzogen und äußerst geschmacklos. Während einer Partie treten die Bilder dann aber in den Hintergrund. Denn man konzentriert sich nur noch auf die nackten Zahlen (hihi… er hat nackt gesagt…).
Das Spiel selbst hat eine gewisse Leichtigkeit und einen schönen konfrontativen Charakter. Hier kann man seine Mitspieler beeinflussen, ohne wirklich zerstörend zu wirken. Man schafft ihnen einfach Probleme, die sie zu bewältigen haben. Leider nimmt dieses Element im Laufe einer Partie immer mehr ab. Es würde „Dynamite Nurse“ nicht schaden, wenn es kürzer und knackiger wäre. Denn im Grunde genommen liegt ein unterhaltsamer Deckbuilder vor, der sich perfekt als Absacker eignet, da er sich nicht gänzlich solitär anfühlt.
„Dynamite Nurse“ ist für mich ein gutes, unterhaltsames Spiel, das seine Schwächen jedoch sehr offensichtlich präsentiert. Dennoch spielen wir es trotz der Optik recht gern, da es schnell und ohne groß zu überlegen von der Hand geht.
Dynamite Nurse
Japanime Games
Autor: Atsuo Yoshizawa | |
Dauer: ab 45 – 60 Minuten | |
Spieler: 3 – 4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger – Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Dynamite Nurse – Japanime Games – 2017
- Erscheint bei Japanime Games
- Für 3 – 4 Spielende und dauert ab 45 – 60 Minuten
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.