Dreamscape - Cover

SPIELSTIL Rezension

Dreamscape

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von David Ausloos, Pierre Steenebruggen
erschienen bei Huch!

Wer denkt, dass Träume in Spielen immer etwas meditatives haben müssen, hat noch keinen Kontakt zu Dreamscape gehabt. Denn auch wenn das Spiel in einer unglaublich hübschen Aufmachung daherkommt, ist die damit verbundene Leichtigkeit eine Art Wolf im Schafspelz. Nicht auf die schlechte Art. Nein, eher auf die fordernde. Denn das unscheinbare Pastell der einzelnen Komponenten verbirgt Rätsel, die einen in den logischen Wahnsinn treiben können.

Aber erfolgt das auf die Art, die einen durch Ärger den Schlaf raubt oder bleibt es bei der ersten Freude, wenn man sieht, wie schön das Spiel doch ist? Wir haben uns ins Land der Träume begeben, um das zu klären.

Wie Samen, die unter der Schneedecke träumen, träumen eure Herzen vom Frühling. Vertraut diesen Träumen, denn in ihnen verbirgt sich das Tor zur Unendlichkeit.

(Kahlil Gibran)

Es könnte alles so einfach sein. Und im Grunde genommen ist es das auch. Denn am Zug bewegen wir uns über eine Anordnung von Feldern, auf denen wir Traumsplitter unterschiedlicher Farbe aufsammeln können. Dabei kosten Bewegungen wie auch das Aufnehmen jeweils einen von vier Aktionspunkten. Doch dann beginnt schon das Hirnschmalz zu rauchen. Denn haben wir die richtigen Splitter in der Hand, können wir uns kostenfrei bewegen, was geschickt genutzt werden möchte. Außerdem hat jedes Feld noch eine Sonderfähigkeit, von denen wir eine pro Zug auslösen dürfen. So ziehen wir dann beispielsweise neue Aufträge, vertauschen den Platz von Traumsplittern oder verändern unsere eigene Auslage.

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Die Aktionsfelder mit ihren Traumsplittern.

In den Händen können wir nur je zwei Traumsplitter derselben Farbe halten. Jedoch gibt es noch die Möglichkeit, diese auf unsere Auftragskarten zu legen, um die dort angegeben Sonderfähigkeiten zu nutzen, um das Spiel weiter zu manipulieren.

Hat jeder seinen Zug abgeschlossen, geht es in die Bauphase. Hier beginnen wir die Traumsplitter in unseren Händen in unseren Traum zu platzieren. Dabei gilt es natürlich einige Legeregeln zu beachten, wie und wo begonnen und wo weitergeführt werden darf. Damit jedoch nicht genug, auch hier können wir weiter die Sonderaktionen unserer Aufträge nutzen und einzelne Splitter für weitere Möglichkeiten abwerfen. Dabei gibt die Farbe vor, welche das ist. Mit weiß bewegen wir zum Beispiel unseren Träumer durch die soeben aufgebaute Landschaft.

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Wem da das Herz nicht aufgeht, dem kann ich auch nicht mehr helfen.

Haben wir dann den Aufbau einer unserer Auftragskarten erfüllt, erhalten wir die angegebenen Punkte dafür und dürfen uns auf Wunsch mit einem neuen Traum ausstatten. Nach sechs Runden ist das Spiel vorbei. Nun werden noch die öffentlichen Aufträge gewertet. Danach gewinnt, wer die meisten Punkte ergattern konnte.

Aller Verstand muß sich zuletzt im Unwesentlich-Wirklichen verlieren. Die träumende Phantasie allein findet den Aufstieg zum Wesentlich-Wahren.

(Walter Rathenau)

Christian meint:

Bereits die erste Partie Dreamscape offenbart, dass sich hinter dem traumhaft gestaltete Material eine immense Leistungsprobe für das Gehirn versteckt. Nicht, weil die Regeln kompliziert wären. Im Gegenteil, diese sind relativ eingängig und durch Symbole auf dem Spielmaterial sehr gut nachvollziehbar. Nein, man schlägt sich damit herum, wie man überhaupt eine der Aufgaben bewältigen soll. Und so baut man in der ersten Partie mit ach und krach wenige Träume und wundert sich schon, warum es Auftragsstapel in drei Schwierigkeitsstufen gibt. Man sitzt dann da, überlegt und reflektiert, bis der Groschen fällt. Dann wird einem klar, dass man erst die Spitze des Eisbergs gesehen hat.

Dreamscape-Spielsituation-032Ich spoiler hier mal. Nicht, weil ich euch den Spaß am Entdecken des Spiels nehmen möchte, sondern um euch zu zeigen, was euch erwartet. Denn die Auftragskarten sind wichtiger, als sie auf den ersten Blick scheinen. Mit ihnen lassen sich ganze Ketten von Aktionen auslösen. Wenn man es denn richtig macht. Denn das erfolgreiche Jonglieren von Traumsplittern für die Aktionen bringt eine weitere Ebene mit ins Spiel, die es noch eine Spur komplexer machen. Komplexer, nicht komplizierter, was ich nochmals betonen möchte. Denn hier wurde ein Spiel geschaffen, das keine hunderte Sonderregeln und Mini-Mechanismen benötigt, sondern eben seinem Kern treu bleibt.

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Wir haben nicht nur zwei zusätzliche Aktionen ausgelöst, sondern auch gleich zwei Splitter für die nächste Runde geparkt.

Der größte Feind im Spiel ist das räumliche Sehen. Manch höhere Aufgabe stellt einen schon stark auf die Probe. Vor allem dann, wenn man aus der aktuellen Situation heraus die Sicht drehen muss, um den Traum abzubilden. Wer damit ein Problem hat, wird manchmal kurz vor der Verzweiflung stehen. Genau wie ungeduldige Gesellen, wie ich mit der Downtime erst einmal klar kommen müssen. So bevorzuge ich hier unbedingt das Spiel zu zweit. Denn meine Mitspieler haben mit ihren Entscheidungen nur indirekte Auswirkungen auf mich. Jeder puzzelt solo für sich und am Ende wird geprüft, wer dabei die meisten Punkte ergattern konnte. Dabei ist es dann egal, ob ich zu zweit, dritt oder viert Spiele. Das Gefühl bleibt gleich. Naja bis auf die Wartezeit, wenn Spieler ihren optimalen Zug ergrübeln. Für mich persönlich liegt der Sweet Spot des Spiels deshalb bei genau zwei Spielern.

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Geschickt geplant, lässt sich aus dem Vollen schöpfen. Wer sich fragt, warum auf dem Startfeld kein Splitter liegt, den haben wir mit einer der Spezialaktionen verschoben. Ist das Regelkonform? Zumindest wird in der Anleitung nicht widersprochen.

Auch das Glück sollte man nicht unerwähnt lassen. Dieses kann bei Dreamscape ziemlich hart zuschlagen. Erhalte ich Aufträge, die schön aufeinander aufbauen, kann ich natürlich einfacher punkten, als wenn ich jeden Traum komplett neu entstehen lassen muss. Zumal 6 Spielrunden nicht viel Zeit lassen, um groß agieren zu können. Kommen die Traumsplitter, die ich unbedingt benötige, nicht ins Spiel, kann ich zwar den alternativen Weg des direkten Eintauschens gehen, werde dafür aber mehr Ressourcen verbraten als mein Mitspieler, der ein glücklicheres Händchen hat.

Dreamscape-Spielsituation-010Dreamscape vereint für mich, was ein Spiel im Kern ausmacht. Eine wundervolle Thematik, anspruchsvolle Rätsel und einfache, eingängige Regeln. Die Nachteile sind zwar präsent, mindern meine Begeisterung aber nur ein klein wenig. Dabei ist die Schachtel so schön, dass es eine der wenigen ist, die ich mit dem Cover voran im Wohnzimmer ausstelle.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.
Dreamscape - Cover

Wunderschönes Spiel, das mit wenigen Regeln ein großartiges Rätsel schafft. Das Spiel möchte von genau zwei Spielern erlebt werden, da die Downtime sonst unmenschlich hoch wird.

  • Erscheint bei Huch!
  • Für 1 – 4 Spielende und dauert 60 – 90 Minuten
  • Am besten geeignet für Fortgeschrittene

Spielstil – Wertung

Christian:

9/10
Das gefiel uns
  • Wunderschöne Ausstattung.
  • Knallharte Rätsel.
  • Mit der Spielerfahrung kommt noch weitere Tiefe.
Das nicht so
  • Mit mehr als zwei Spielern viel zu lange Downtime.
  • Glücksfaktor vorhanden.
Hier bekommt ihr „Dreamscape“

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Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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