SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 6 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Dani Garcia
erschienen bei Giant Roc
“Die Blumenstrasse” heißt 1 – 4 Spieler willkommen in der blühenden Welt der Tulpen und Windmühlen. In “Die Blumenstrasse” lässt der Entwickler Dani Garcia dich endlich das werden, was du schon immer sein wolltest: ein ambitionierter Tulpenbaron und Windmühlenmogul im späten 19 Jahrhundert. Doch Vorsicht! Die Konkurrenz schläft nicht – und der Wind weht manchmal stärker, als die Tulpenblätter es aushalten. Also schnürt eure Holzschuhe, holt den Tulpendünger und erobere die florale Wirtschaft Hollands! Aber denk daran: Am Ende kann nur einer triumphieren (der mit den meisten Punkten) und wie wir alle wissen, die Windmühle dreht sich nie nur in eine Richtung…
(William Arthur Ward)
Eine Partie “Die Blumenstrasse” geht eine variable Anzahl Runden, wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat gewinnt.
Wer am Zug ist hat die Möglichkeit die Fliessgeschwindigkeit des Wasser anzupassen. Je schneller es fliesst, um so weiter darf man sein Mühlrad im Anschluss daran drehen. Nach der Drehung darf man eine oder beide der angezeigten Aktionen ausführen. Die Aktionen in “Die Blumenstrasse” erlauben einem Windmühlen auf dem Spielplan zu bauen und Boni zu sammeln, die die angrenzenden Felder anzeigen. Tulpenzwiebeln im Garten (dem eigenen Tableau) zu pflanzen, und je nach deren Platz Boni zu sammeln. Man kann sich “Tulpenfarmverbesserungskarten” (ja – die heissen wirklich so) holen. Die kann man sich entweder oben ins Tableau, dann sind sie Hilfskräfte, die beispielsweise Boni für Aktionen bringen oder unten im Tableau, dann sind es Aufträge die am Ende Punkte bringen, stecken. Fernhandel bringt ebenfalls Boni, wenn man eine Tulpe als Bezahlung ausgibt. Auf dem Markt bewegt man seine Scheibe auf einer Art Rondel durch die Stände und sammelt Belohnungen ein.
Und zu guter Letzt die Verbesserungen für die Mühlräder, damit überdeckt man eine ursprüngliche Aktion mit einer völlig anderen oder einer verbesserten. Es gibt auch Verbesserungen die erlauben, dass man beide Aktionen ausführt.
Hat das grosse Rad eines Spielenden eine komplette Umdrehung vollzogen, wandert dessen Scheibe auf der Kalenderleiste weiter. Erreicht eine Scheibe das fünfte Feld auf der Leiste, wird noch die aktuelle Runde und eine weitere komplette gespielt, dann ist die Partie zu Ende.
Punkte gibt es für Aufträge, komplette Reihen an Tulpen im Beet, mehr wenn sie einfarbig sind, für bestimmte Farben von Tulpen, wenn man die entsprechenden Windmühlen gebaut hat.
(Frei nach Miguel de Cervantes („Don Quijote“))
Tulpen sind toll, so toll, dass sie im 17. Jahrhundert zur wohl ersten Spekulationsblase führten. Das Phänomen ist als die Tulpenmanie bekannt geworden. Es wurden wahnsinnige Preise für eine einzelne Zwiebel bezahlt, bis quasi ein Tag auf den anderen niemand mehr bereit war so viel zu auszugeben. So verrückt nach den Zwiebeln bin ich nicht, aber ich freue mich immer sehr, wenn sie im Frühjahr wieder Farbe zurück in die Welt bringen.
Auf der Spiel 2024 war ich sehr von “die Blumentrasse” angetan. Erstens gefiel mir das Thema, zweitens war ich völlig hingerissen von den Zahnrädern. Irgendwie war ich an Tzolk’in erinnert. Die Zahnräder waren natürlich nicht so groß und präsent aber hier hat jeder sein privates Tableau und man konnte sie Stück für Stück verbessern. Wie cool ist das denn? Große Freude also.
Der Einstieg in “die Blumenstrasse” ist mittel komplex. Es hat sattes Kennerniveau aber ich würde es noch nicht bei den Expertenspielen ansiedeln. Wer schon ein paar komplexere Spiel hinter sich gebracht hat, wird sich sehr schnell heimisch fühlen, wir hatten die Regeln also flott intus.
Die erste Partie zu zweit, hinterliess mich mit einem etwas zweifelnden “Ist das alles?”. Es war wie die Ernüchterung nach der Tulpenmanie. Die folgenden Partien mit mehr Personen änderten das Gefühl währende der Partie und danach überhaupt nicht. “Die Blumenstrasse” ist nett, im positiven Sinne aber definitiv nicht mehr.
Der Star von “die Blumenstrasse” sind ganz offensichtlich die schicken Zahnräder. In jedem Zug entscheidet man sich zu Beginn der Partie für eine der beiden angebotenen Aktionen. Wobei die Wahl meistens einfach ist und auf die Aktion auf dem grossen Rad fällt. Im Spielverlauf wird es noch einfacher, weil ich inzwischen die Aktionen aufgewertet habe und man manchmal die Möglichkeit hat beide Aktionen auszuführen. Es ist eine schöne Sache eine neue Verbesserung aus der Auslage auszusuchen und eines der Mühlräder aufzumotzen. Mehr aber auch nicht.
Insgesamt ist “die Blumenstrasse” echte Hausmannskost. Nichts dagegen einzuwenden aber auch nichts aufregendes. Das Thema ist stimmig umgesetzt, man fühlt sich wohl während der Partie. Man kann und sollte sich einen Sport daraus machen Kettenzüge zu bauen. Wer seine Aktion geschickt wählt, kann mit den daraus generierten Boni, weitere Aktionen ausführen und mit den Hilfskräften dann unter Umständen weitere. Das ist immer wieder schön, wenn das klappt. Die einzelnen Systeme funktionieren gut und sind auch sinnvoll miteinander verknüpft. Der Markt beispielsweise ist ein hübsches Minispiel, in dem man seine Scheibe im Uhrzeigersinn, von Stand zu Stand bewegt. An jedem Stand bekommt man etwas, nur hat man immer das Gefühl, dass man oft genau das bekommt was man genau jetzt nicht haben will.
“Die Blumenstrasse” lässt einen im Wesentlichen solitär aber angenehm vor sich hin puzzeln. Es gibt die klassische ich schnappe dir was weg Interaktion. Die ist sogar etwas stärker als bei anderen Spielen. Man kann sich bis zuletzt nicht sicher sein, ob man seine Aktion wie gewünscht ausführen kann. Es gibt zu viele Möglichkeiten, wie man an etwas kommen kann um vorherzusagen, wie der Zug von jemand anderem laufen wird. Es ist gefühlt der sonnige Nachmittag im Garten. Ich buddle schweigend hier und dort ein Loch in den Boden und ärgere mich manchmal über die Maus die mir eine Pflanze angefressen hat.
“Die Blumenstrasse” ist ein hübsches Spiel, mit tollem Material, es hat ein frisches Thema gut umgesetzt und nettes Gameplay. Es ist wie sein Thema, es blüht schnell auf, verblüht aber auch genauso schnell und gerät darauf für mindestens ein Jahr in Vergessenheit.
Die Blumenstrasse von Dani Garcia
“Die Blumenstrasse” ist wie sein Thema. Es verspricht einen bunten Reigen, verblüht leider auch sehr schnell wieder und gerät bald in Vergessenheit.
Robert:
Hinweis:
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