SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 5 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Yves Tourigny
erschienen bei Ludonova
In bin ein Gott! OK, nicht so ganz, ein bisschen vielleicht. Und nein, ich bin nicht dem Größenwahn verfallen, denn das, was ich in Cosmogenesis mache, hat echt kosmische Ausmaße. Ein Sonnensystem kreiert man schließlich nicht jeden Tag. Zumindest brauche ich aber dafür keine ganze Woche, ich schaffe es in einer guten Stunde.
(Samuel Beckett)
In einer Partie Cosmogenesis, hat man 6 Runden oder 24 Haupt- und Nebenaktionen Zeit, ein Sonnensystem mit erdähnlichen Planeten und Gasriesen zu bauen. Nebenher erschafft man noch Monde, Kometen und natürlich intelligentes Leben. Siegpunkte erhält man, indem man planetare oder stellare Ziele erreicht.
Ist man an der Reihe, setzt man seinen Spielstein in einen der 4 Sektoren auf dem Haupttableau und nimmt sich eines der verfügbaren Plättchen. In einer Runde darf man seinen Stein jeweils nur einmal in denselben Sektor legen. Je nach Typ des Plättchens leiten sich davon unterschiedliche Aktionen ab. Einen Gasriesen lege ich als neuen Planeten in mein Sonnensystem, einen erdähnlichen ebenfalls oder ich legen ihn als Trabanten zu einem Gasriesen oder größeren erdähnlichen Planeten. Kometen und Asteroiden lege ich in meinen Asteroidengürtel. Diese kann ich mit anderen Objekten in meinem Sonnensystem kollidieren lassen. Ein Asteroid vergrößert einen Planeten oder beschert ihm Leben. Ein Komet hingegen zaubert dem Gasriesen einen schönen Ring oder bringt Wasser und eine Atmosphäre auf erdähnliche Planeten, wenn sie groß genug sind.
Neben Objekten, die irgendwie um die Sonne kreisen, nimmt man sich noch die oben genannten stellaren und planetaren Ziele. Planetare Ziele geben Punkte, für einen Planeten und seine Trabanten in einer bestimmten Konfiguration. Mit stellaren Zielen punktet man für alle Planeten mit bestimmten Eigenschaften. Wie zum Beispiel für jeden Planeten, auf dem es Leben gibt oder für jeden Gasplaneten mit Ringen oder einer bestimmten Farbe.
Die Abrechnung wird nach der sechsten und letzten Runde gemacht. Wer dann die meisten Punkte hat gewinnt.
Die komplette Spielregel zu Cosmogenesis findet ihr hier. (externer Link)
(Francesco de Sanctis)
Cosmogenesis versucht einen irre komplexen Vorgang in ein Spiel zu packen und schafft das auf (meist) unterhaltsame Weise. Man kann hinterher bestimmt keine Dissertation in Astrophysik schreiben, das Thema musste doch extrem eingedampft und vereinfacht werden, um es spielbar zu machen. Trotzdem hat man nach einer Partie das Gefühl, etwas schlauer zu sein, was ja nicht so schlecht ist. Die Thematik, wie auch die Spielmechanik sind aber nicht sofort eingängig, so kamen immer wieder Fragen auf wie: „Was kann ich mit einem Asteroiden machen?“, „Was bringt mir denn ein Komet?“. Noch zäher wurde es bei den verschiedenen Zielen. Die Übersichten wurden bei uns anfangs ständig herumgereicht, und das trotz durchgängiger Ikonografie. Sie wollte einfach nicht hängen bleiben und war das anfangs Spielflusshemmer Nummer 1. Als sich alle auf die Symbole eingeschwungen hatten, lief das kosmische Theater ganz flott.
Die Züge selbst sind dann schnell erledigt. Es ist der immer gleiche zweistufige Ablauf. Ich wähle einen Sektor, in dem ich noch keinen Stein habe und entnehme ihm ein Plättchen, um es dann auf meinem Tableau einzusetzen. Die besagte Beschränkung ist für mich Fluch und Segen zugleich. Es ist eine feine Abwägung des Timings, „wann muss ich wo zuschlagen, um mir Wichtiges zu sichern und wo reicht es hierfür auf die nächste Runde zu warten?“, das gefällt. By the way, das ist die einzige Interaktion, die es unter den Mitspielern gibt.
Aber, also ganz großes „aber„! Manchmal bin ich gezwungen, einen Weltraumschrottzug zu machen. Es kommt dass ich einen Sektor wählen, weil mir kein anderer übrig bleibt und ich so ein Plättchen nehmen muss, das ich überhaupt nicht möchte oder nicht brauchen kann. Hier kommt der Glücksfaktor zum Tragen, da die Plättchen zufällig aus dem Beutel gezogen werden. Züge zu vergeuden, finde ich immer extrem ärgerlich. Mir ist das mehrmals in einer Partie passiert. Da war sie wieder, die kleine Übung in Frusttoleranz. 🙂 Spielt man zu zweit ist dieser Effekt noch größer, da dann weniger Plättchen gezogen werden und die Auswahl so noch geringer ist. Prinzipiell funktioniert das Spiel zu zweit gut, auch wenn ich mehr Mitspielende bevorzuge.
Abgesehen davon ist eine Partie Cosmogenesis von wenigen emotionalen Höhepunkten durchzogen. Gerade die positiven sind meines Erachtens zu rar. Ich sehe da eigentlich nur das Platzieren eines planetaren Ziels. Schön, aber völlig nebensächlich, wenn die Aussparung des Ziels auch wirklich den Planeten wie gewollt umschließt, das passiert leider aus Produktionsgründen nicht immer. Viel wichtiger aber ist, dass man dabei noch einen Bonus bekommt. Einen der oft raren Asteroiden gibt es immer, diesen kann man dann später gewinnbringend auf Kollisionskurs schicken. Zusätzlich dazu gibt es noch ein anderes Schmankerl, das einem mit etwas Glück einen Vorsprung liefern kann.
Cosmogenesis ist ein Spiel mit ganz tollem Hintergrund, das das Thema schön transportiert und in eine nette Knobelei mit wenig Interaktion packt. Die Abrechnung des Spiels ist dabei erstaunlich kompliziert geworden, wenn man betrachtet, wie gut das komplexe Spielthema eingefangen wurde. Gerade die Mehrheiten bei den stellaren Zielen waren öfter für ein Hin und Her bei den Punkten gut. Ein Spiel, das ich schon mal mitspiele, aber planetare Kollisionen wird es bestimmt auf Dauer nicht geben.
Cosmogenesis von Yves Tourigny
Robert:
Hinweis:
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Lieber Spiele mit Interaktion als stundenlanges solitäres Tüfteln. Gerne auch komplexes. Eher eine lange Partie als viele kurze. Kooperativ ist fein, wenn man sich nicht gespielt fühlt - Rollenspieler - Brettspielsammler mit Hang zum Minimalismus Ansonsten: Hobbykoch und ProfiEsser - softwarebegeistert - Sportlaie auf dem Mountainbike - Musikkonsument
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