Betongold, ein Begriff, von dem jeder von uns andere Ansichten haben dürfte. Die einen schwören darauf, die anderen reden von einer Immobilienblase, die bald platzen wird. Zum Glück beschäftigen wir uns hier mit Brettspielen. Das ist nicht nur weitaus einfacher zu umfassen, sondern Entscheidungen wirken sich auch direkter aus. Gleichzeitig zerstört man sich nicht automatisch das Leben, wenn man einmal „falsch abgebogen“ ist. Und so freuen wir uns natürlich darauf, dass unser Traumhaus bald fertig ist. Und damit es ein Wettbewerb bleibt vergleichen wir unser Können mit dem unserer Mitspieler.Besser nicht genug, als zu viel.
Zeige mir, wie du baust und ich sage dir, wer du bist.
(Christian Morgenstern)
In „Mein Traumhaus“ ergattern wir über 12 Runden Räume und andere Karten, die wir möglichst punkteträchtig einbauen müssen. Dabei unterscheiden sich die Räume nicht nur in ihrem Namen. Manche dürfen mehr Felder belegen, als andere und bringen dafür dann mehr Punkte. Andere sind besonders in Verbindung mit anderen mit Punkten gesegnet. In den restlichen Karten verstecken sich Dächer und Sonderfertigkeiten, die das Spiel zu den eigenen Gunsten drehen können.
Ein paar bebilderte Beispielszüge findet ihr in der folgenden Galerie.
Wer die Sucht zu bauen hat, bedarf zu seinem Verderben keines anderen Feindes.
(Aus Frankreich)
Mit „Mein Traumhaus“ liegt ein nettes Familienspiel vor. Es ist schön illustriert und man fühlt sich beim Anblick schon heimelig. Die einzelnen Zimmer weisen dabei nette Details aus, die gefunden werden wollen. Und dabei spreche ich nicht einmal von den Kindern, die sich in den Zimmern verstecken können. Hier ein nettes Deko-Element, dort eine Spieleschachtel, die einem irgendwie bekannt vorkommt. Die Karten laden einfach dazu ein sie genauer anzusehen.
Im Spiel bleibt davon dann leider wenig übrig. Zumindest, wenn man gewinnen möchte. Hier konzentriert man sich nur noch auf die harten Fakten. Die Punkte. Da ist egal, wie das Zimmer heißt, Hauptsache es bringt einen näher zum Sieg. Okay, nicht ganz, denn man möchte ja noch die Einrichtungsboni erhalten, die bestimmte Räume vorschreiben. Dabei sind die zufälligen Karten Fluch und Segen zugleich. Sie bringen ein schönes Zocker-Element mit sich, das jedoch keine weitreichenden Folgen und schwitzige Hände vor lauter Spannung mit sich bringt. Andererseits unterbindet es aber gleichzeitig ein ewiges hin- und her rechnen, wo man denn nun 1 – 2 Punkte mehr herausholen könnte.
Letzteres hätte dem Fluff im Spiel nicht gut getan. Es ist von einer gewissen Leichtigkeit begleitet, die dafür sorgt, dass selbst die Oma zu einer Runde zu überreden ist. Kein langes Regelerklären, kein langes Grübeln, keine langen Gesichter. Ich persönlich hätte mir noch mehr Sonderkarten gewünscht. So weiß ich in jeder Partie, dass mich Dachdecker, Inneneinrichterin und Paketbote erwarten, über deren Sonderfertigkeit sich streiten lässt. Zumindest, was die Effektivität angeht.
Kinder, die mitspielen, sollten schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben (meiner Meinung nach 10 – 12, je nach Affinität zu Spielen). Denn schließlich sollten sie, so sehr es sich auch anbietet, nicht das ihrer Meinung nach schönste Haus haben, sondern das mit den meisten Punkten. Auch ich wäre froh über ein Spielezimmer zwischen Bad und Küche, aber ein Wohnzimmer derselben Größe bringt einfach mehr Punkte.
Große Strategen und Hardcore Eurogamer wird man mit „Mein Traumhaus“ nicht begeistern können. Für die ist es dann doch etwas zu seicht. Dennoch ist „Mein Traumhaus“ ein nettes Spiel für schöne Familiennachmittage oder Spieleabende, an denen die Glotze einfach mal aus bleibt. Und genau hier macht es einen guten Job, auch, wenn ich mir persönlich einen besseren Spannungsbogen gewünscht hätte. Das Spiel plätschert nett vor sich hin, wie ein Gebirgsbächlein. Alles in Seelenruhe und ohne sich über andere Gedanken machend. Eine Eigenschaft, die ich gern selbst hätte, doch in Spielen brauch ich ab und an einfach etwas mehr Würze. Dennoch lasse ich mich immer wieder gern für 1 – 2 Partien in „Mein Traumhaus“ entführen. Zumindest dort kann ich ausleben, was mir in der Realität versagt bleibt.
Mein Traumhaus
Pegasus 2017
Autor: Klemens Kalicki |
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Dauer: ca. 10 Minuten je Spieler |
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Spieler: 2-4 | |
Schwierigkeit: Einfach |
Anmerkungen
Mein Traumhaus – Pegasus – 2017
- Erscheint bei Pegasus Spiele
- Für 2-4 Spielende und dauert ca. 10 Minuten je Spieler
- Am besten geeignet für Einsteiger
Spielstil – Wertung
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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