SPIELSTIL Rezension

Red Outpost

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Raman Hryhoryk
erschienen bei Lifestyle Boardgames

- 2.Dez.2020

Nachdem sich der Kommunismus in unseren Breitengraden absolut auf dem absteigenden Ast befindet, hat sich eine Gruppe eingeschworener Bolschewiken aufgemacht in den Tiefen des Weltalls eine neue Welt zu besiedeln in der der wahre Kommunismus weiterleben kann.

Wir haben uns an Bord ihres Raumschiffs geschmuggelt, um zu beobachten, ob das Experiment gelingt!

Der Kommunismus ist in der Theorie nicht so schlecht. In Russland funktioniert er aber nicht.

(Albert Einstein)

In „Red Outpost“ bewirtschaften wir mit sechs unterschiedlichen Arbeitern gemeinsam ein Stück Land. Jeder Arbeiter hat einen eigenen Beruf sowie eigene Vorlieben. Ist man an der Reihe nimmt man einen aufrecht stehenden Arbeiter und platziert ihn möglichst nach seinen Vorlieben und führt die Aktion des Ortes aus. Das kann bei ihm oder einem anderen zur Veränderung der Laune nach oben, wie nach unten führen. 

Der Spielplan mit den 9 verschiedenen Einsatzorten

Danach platziere ich einen meiner Marker auf dessen Profil, verändere die Launen-Leiste entsprechend, kassiere evtl. noch ein Produktionsgut oder profitiere von einer Sonderkarte, die ich ziehen darf.

Nach meinem Zug lege ich den Arbeiter flach hin, dies zeigt den anderen Mitspielern, dass sowohl der Ort, als auch der Arbeiter nicht mehr gewählt werden können.

Liebevoll gestaltete Illustrationen und solides Spielmaterial
oben rechts: der Tageszeitanzeiger und der Marker für die Produktionsmenge, die Arbeiter mit den Markern der Spieler und unten der getätigte Export

Jeder Spieler versucht hier, durch die geschickte Wahl des Einsatzortes, den von ihm verwendeten Arbeiter so effektiv wie möglich zu nutzen. 

Im Idealfall sollen Waren produziert und die Launen-Leiste angehoben werden. Am Ende eines jeden Tages, bekommt ein Spieler Siegpunkte dazu oder sogar abgezogen, je nach Laune des Arbeiters, wenn er den grössten Einfluss auf diesem hat.

Primus inter pares (Der Erste unter Gleichen)

(eingeführt unter Kaiser Augustus (63 v.Chr. – 14 n.Chr.))



Wilhelm meint:

„Red Outpost“ bricht auf geradezu erfrischende Art mit der Arbeitsweise des klassischen Worker Placement Spiels. Es wartet mit einem leichten Regelwerk auf. Der Einstieg ist von daher schnell erreicht.

Mir hat sehr gut gefallen, dass es eben nicht, wie üblich, meine alleinigen Arbeiter sind, die ich einsetze. Alle Spieler können die Arbeiter nutzen und auch die gewonnenen Ressourcen gehören nicht mir, sondern werden im Lagerhaus für die Allgemeinheit gehortet. Hier kommt der kommunistische Grundgedanke doch sehr schön zum Tragen.

Der Tag besteht aus insgesamt 5 Tageszeiten, die nicht alle gleich ablaufen. Es gibt Tageszeiten an denen nicht alle Orte nutzbar, sowie eine verringerte Anzahl an Arbeitereinsätzen möglich sind. Der Startspieler wechselt zu jeder Tageszeit und hier kann es durchaus passieren, dass ein Spieler oftmals eine eher ungünstige Tageszeit als Startspieler erwischt. Das kann leicht zu Frust führen und ist in unseren Partien auch so gewesen.

Der Hauptaugenmerk beim Spiel liegt klar auf den Launeleisten der Arbeiter und bei den zu produzierenden Gütern.Die Laune der Arbeiter ist ein ständiges Tauziehen zwischen den Spielern. Man will ja schließlich immer bei den gut gelaunten dabei sein, die geben die Siegpunkte und man sorgt am besten gleichzeitig dafür, dass die Mitspieler bei den mies gelaunten den grössten Einfluss haben.

Die Arbeiter nach mehreren Runden (z.B.: Der Minenarbeiter (oben links) von Orange in Besitz genommen und einer Laune von +2 und der Fischer (Mitte, rechts) mit einer Laune von -1 wertet hier für Orange und Blau gleichzeitig.)

Bei den Produktionsgütern ist Timing ziemlich wichtig, denn man will am Zug sein wenn gerade das dritte Gut einer Sorte produziert wurde. Dann kann man nämlich durch Export zusätzlich Punkte generieren. Natürlich schnappt man auch hier den anderen die Güter weg.

Das Warenlager, hier mit 3 x Getreide (gelb), bereit für den Export

Diesen Mechanismus muss man genau im Auge behalten. Hier macht sich eklatant der Startspielervorteil bemerkbar. Das hat mich stark gestört, da es hier für den Spieler, der am Ende drankommt, auch gar keinen Ausgleich für diesen Nachteil gibt.

Das beeinflussen der Laune der Arbeiter und das produzieren von Gütern führt zu einem stetigen Kampf der Mitspieler untereinander, was zum einen sehr spannend und zum anderen noch dazu recht knifflig werden kann.

Die Ikonographie ist schnell erfasst. Das Spielbrett ist liebevoll gestaltet und reicht von der Größe sehr gut aus. Die jeweiligen Orte liegen für meinen Geschmack optisch aber etwas zu nah beieinander, was anfänglich einen eher wirren Eindruck vermittelt. Die Ressourcenwürfel Blau und Schwarz sind leider nur schwer voneinander zu unterscheiden.

Das Thema finde ich sehr gelungen, ob man für dieses Experiment allerdings direkt die Erde verlassen muss, hat sich mir nicht erschlossen, spielt aber hier gar keine Rolle. Ich kann mich hier voll und ganz im Thema wiederfinden und hatte richtig viel Spaß damit.

Trotz der leichten Regeln ist das Spiel doch ganz schön knifflig, da die Wahlmöglichkeiten für den Einsatz seines Arbeiters gerade bei vier Spielern schnell sehr eng wird. Geht der eigene Plan dann nicht mehr auf, ändert man die Strategie und versucht den Mitspielern in die Parade zu fahren.

Das Spiel machte mir zu zweit eindeutig am meisten Spaß. Ab drei und vor allem mit vier Spielern wird es eher mühsam einen geeigneten Zug machen zu können, da ja Arbeiter und Ort nach der ersten Verwendung für die nachkommenden Spieler erstmal geblockt sind.

Das Spiel hat aber immer Spaß gemacht und am Ende, wie konnte es denn auch anders sein, gibt es dann doch einen Sieger, weit ab von der hehren Theorie des Kommunismus!

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Red Outpost von Raman Hryhoryk

Red Outpost setzt sein Thema perfekt um, am besten für 2 Spieler

Spielstil – Wertung

Wilhelm:

7/10
Das gefiel uns
  • Leicht zu erlernende Regeln, dennoch knifflig
  • Worker-Placement mal ganz anders
  • kurze Spielzeit
Das nicht so
  • Startspielervorteil oft nicht zu kompensieren
  • Blaue und Schwarze Ressourcen sind, je nach Beleuchtung, kaum zu unterscheiden

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Wilhelm Merkel

Karten- und Brettspieler, begeisterter Ahnenforscher mit Hang zu geschichtlichen Themen (Sproß einer Alt-Aachener Zockerfamilie), Hobbygärtner in erträglichen Dosen, sportbegeistert und Liebhaber von gutem Essen mit guten Freunden.

So erreicht ihr Wilhelm:

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