SPIELSTIL Preview

Mein erstes Mal mit Findorff

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Friedemann Friese
erschienen bei 2F Spiele

Wie ich bereits in der Messe Episode unseres Podcasts „Spielen mit Stil“ erzählte, habe ich in Essen ein ganz besonderes Mitbringsel eingetütet. Die Rede ist von keinem schönen Brettspiel, sondern einer sauberen Erkältung, die später mit der unliebsamen Erweiterung Grippe ergänzt wurde. Heißt, es kam mir vieles in den Sinn. Nur hatte nichts davon mit Spielen zu tun. Also nicht, dass ich nicht darüber nachgedacht hätte, aber es blieb meist beim sehnenden Blick auf das Regal und den ganzen Neuheiten, die mir daraus zuwinkten. Weder konnte ich mich in Regeln einarbeiten, noch an den Spieltisch setzen. So verhöhnten mich die schönen Schachteln, während ich mich mit Schüttelfrost unter diverse Decken zurückzog.

Aber diese dunklen Zeiten sind nun vorüber. Nun muss ich entscheiden, in welcher Reihenfolge die Spiele auf dem Tisch landen sollen. Heute war es dann so weit und Findorff wurde ausprobiert. Da ich nun ein wenig hinterherhinke, gibt es schon einmal einen ausführlichen Ersteindruck. Aber denkt daran, diese Zeilen sind weit von einer fundierten Rezension entfernt. Sie dienen lediglich dazu, meine ersten Gedanken wiederzugeben. Wobei ich euch auch noch ein klein wenig belogen habe, denn es war schon meine zweite Partie Findorff. Doch die erste als reine Solo-Partie zum Erlernen der Regeln zählt nicht. Oder nur ein kleines bisschen, dazu aber später mehr.

Findorff - Mein erstes Mal - Preview

Wie funktioniert Findorff überhaupt?

Alle Mitspielenden haben ihr eigenes kleines Firmentableau, über das sie mit ihrem Vorarbeiter die einzelnen Aktionen steuern. Der Arbeiter muss sich auf seinem Weg immer 0 – 3 Felder bewegen, sodass man Zugriff auf alles hat, aber keine Bürokratiedauerschleife auslösen kann. Denn wandern wir aus dem untersten Feld der Leiste hinaus und dann oben wieder hinein, wird eine Bürokratiephase ausgelöst, die unter anderem unsere Mitarbeitende reduziert, aber auch mit großen Schritten auf Spielende zusteuern kann. Außerdem sorgt sie für weitere Nachfrage auf dem Torfmarkt.

Findorff - Mein erstes Mal - Preview - Beispiel 2

Bisher konnten wir erst die Aktionen Einkaufen und Verkaufen verbessern.

Die einzelnen Aktionen wären Einkaufen, über das man seine Aktionsplättchen verbessern (also weitere Aktionen hinzukaufen) kann. Außerdem ist es möglich, Produktionsstätten oder die wichtigen Häuser in Findorff zu kaufen. Letztere dienen vor allem für jeweils 50 Siegpunkte am Spielende, bringen jedoch auch immer einen kleinen Bonus ein.

Als nächste Aktionen gibt es noch Mitarbeitende einstellen, die man dann über die Produktionsaktion auf den zuvor gekauften Produktionsstätten platzieren kann, um Rohstoffe zu erhalten. Diese kann man über die Verkaufen Aktion veräußern. Gleise sind lukrativ und werden auf den Spielplan gebaut. Ziegel bringen Häuser, die in der Bürokratiephase für weitere Einkünfte und Gleise sorgen können. Torf können wir an den Torfmarkt verkaufen.

Findorff - Solo Partie

Die Gleise sind gebaut, das Spiel endet.

Das Spiel endet, sobald die nötige Anzahl Gleiche auf dem Spielplan gelandet sind. Wer dann die meisten Punkte hat, gewinnt. Wer nun ganz genau wissen möchte, wie Findorff funktioniert, findet die Regeln hier.

Was macht Findorff richtig?

Findorff ist kein optisch, aber gefühlt schönes Spiel. Man versucht seine Aktionen schneller zu befeuern als die Mitspielenden, um am Ende mit den meisten Gebäuden dazustehen. Dabei spürt man im Verlauf einer Partie durchaus, dass man immer besser wird und sich bald keine großen Sorgen mehr machen muss. Das fühlt sich gut an, das geht einfach ins Blut über.

Dabei sind die Regeln schnell verinnerlicht, sodass auch Einsteiger nicht überfordert sich. Passt alles zu dem gute Laune Spiel, das mir heute bei Findorff aus allen Poren entgegengekommen ist.

Findorff - Mein erstes Mal - Preview - Beispiel 4

Ein paar der Häuser.

Was nervt an Findorff?

Eigentlich vor allem eines, man dreht sich ständig im Kreis. Nie hat man das Gefühl, irgendwo abzuweichen und einen besonders geschickten Zug zu machen. Ähnlich einem Rail-Shooter fährt man wie auf Schienen durch das Spiel und fragt sich danach, war das denn schon alles? Es gab keine wirklich unterschiedlichen Wege ans Ziel, bei denen ich mich auf einen Punkt so stark fokussiere, dass ich andere komplett außer Acht lasse. Nein, ich brauche alles ein wenig, wodurch ich dann zuerst einkaufe, dann Mitarbeitende besorge, produziere, verkaufe und wieder von vorn. Ja, später benötige ich neue Mitarbeitende eher weniger, sodass ich diese überspringe, aber auch das fühlt sich so an, als würde mich Friedemann persönlich an der Hand nehmen und sagen: „So, jetzt musst du das und danach das machen.“ Ein klein wenig bin ich noch an den Totalausfall Futuropia erinnert. Aber gleich eine Entwarnung, Findorff spielt sich weit, weit besser.

Findorff - Mein erstes Mal - Preview - Beispiel 3

Ziegel, Torf, Haus, Gleis und Arbeiter.

Für mich war die Partie heute ein wenig zu eitel Sonnenschein. Kein Druck, kein jonglieren mit den Gegebenheiten. Doch hier kommt auch gleich das große Aber. Wie ich oben bereits erwähnte, habe ich zuerst eine Solo-Partie absolviert und hier war der Druck immens zu spüren. So bin ich mir fast sicher, dass ich in den nächsten Partien versuche, die Geschwindigkeit zu erhöhen und meinen Mitspielenden den nötigen Druck zu verschaffen. Vielleicht lag es aber auch an meiner Partie zu zweit, dass ich relativ viel Zeit hatte. Mit weiteren Mitspielenden dürften die Schienen schneller kommen und somit mein Druck zunehmen.

Zuletzt ist dann noch der Spielplan, der sehr, sehr trübe daherkommt. Hier haben wir graubraun par excellence, das im Verlauf dann durch einzelne bunte Plättchen aufgewertet wird. Aber ganz ehrlich, dieses Suchspiel, wenn ich ein neues Gebäude gebaut habe, nervt mich eher. Ich suche das Plättchen mit derselben Nummer und lege es auf das Spielbrett, wenn ich dann das passende Feld gefunden habe. Eigentlich (bis auf wenige Ausnahmen) vollkommen nutzlos auf diesem immens überdimensionierten Spielplan, auf dem das Spiel zu den wenigsten Augenblicken stattfindet.

Freue ich mich auf die nächste Partie Findorff?

Hier bin ich gerade ein klein wenig gespalten. Auf der einen Seite gibt es ein ganz klares Ja. Ich möchte wissen, ob ich recht habe, dass das Spiel durch mehr Druck einen schönen Wettlaufcharakter erhält. Gleichzeitig befürchte ich, dass ich schon alles gesehen habe und das Spiel einfach ein nettes Spiel ohne besondere Höhen und Tiefen ist. Ein Spiel, das hätte mehr sein können, dafür dann aber etwas mehr gebraucht hätte. Ich lass es euch wissen, denn ich bin natürlich gewillt zu erfahren, ob meine Liebe noch entfacht. Bisher ist es eben nicht schlecht, doch ich muss eben noch etwas tiefer eindringen, um die eventuell vorhandene Würze zu finden.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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