2014 ist Zhanguo komplett an mir vorbeigegangen. Ich kann euch nicht mehr sagen, woran das gelegen hat. War ich einfach noch nicht bereit dafür? Hatte es mich nicht angesprochen? Habe ich einfach nichts davon mitbekommen? Ich weiß es nicht. Aber als ich die Neuauflage von Giant Roc zu Gesicht bekam, war mein Interesse geweckt. Nun liegt die erste Partie Zhanguo: Das erste Kaiserreich hinter mir und ich muss diese einfach niederschreiben. Wie mir die Partie gefallen hat, was dabei so passiert ist und vor allem, welchen riesengroßen Fehler ich gemacht habe.
Darum interessierte mich Zhanguo: Das erste Kaiserreich.
Ich gebe es offen und ehrlich zu. Mich hatte Zhanguo vor allem optisch angesprochen. Ich mag den Stil. Punkt. Weiter hatte ich mich mit dem Spiel nicht befasst. Ok, ich wusste noch, dass es ein Expertenspiel ist. Aber das war es dann auch schon. Manchmal ist man selbst in seinen Entscheidungen ein sehr einfacher Mensch.
Wie funktioniert Zhanguo: Das erste Kaiserreich überhaupt?
Wir spielen das Spiel über 5 Runden mit jeweils 6 Aktionen. Am Zug müssen wir entscheiden, ob wir eine unsere Handkarten an den Hof oder an unser Tableau spielen. Am Tableau angespielt ermöglicht es uns einen Bonus für die Zukunft und bringt uns Plättchen, die für Mehrheitenwertungen zwischen den Runden eingesetzt werden. Spielen wir die Karte an den Hof, dürfen wir eine von sechs Aktionen auswählen.
- Beamte in die Provinzen aussenden: Diese sind Grundvoraussetzungen für andere Aktionen. So brauchen wir einen General, um Arbeiter anzuheuern. Einen Architekten, um einen Palast zu bauen. Einen Alchemisten, um eine Alchemistenkarte anzulegen. Und alle drei um einen Gouverneur einzusetzen.
- Das Elixier suchen: Hierbei wird unser Schiff auf dem Pfad voran gezogen. Dies sorgt für Bonusse und einen Multiplikator am Ende des Spiels.
- Arbeiter anwerben: Hier werden zwei Arbeiter angeworben. Gleichzeitig steigt der Unruhe der Bevölkerung.
- Einen Palast bauen: Wir müssen Arbeiter abgeben, um am Standort des Architekten einen Palast zu bauen. Das gibt Siegpunkte, einen Bonus und gilt als Voraussetzung für manches Ziel.
- Einen Gouverneur einsetzen: Gouverneure setzen die Unruhe zurück. Außerdem sind sie Voraussetzung zum Erfüllen für Ziele und für Mehrheitensiegpunkte am Ende des Spiels.
- An der großen Mauer bauen: Für diese müssen wir wieder Arbeiter abgeben. Mit unserer Mauer bestimmen wir jedoch, für was wir am Ende Siegpunkte bekommen und welcher Multiplikator verwendet wird.
Die Aktion am Hof bestimmt nun noch, ob wir eine höhere oder niedrigere Karte auf den Stapel spielen müssen, um den Bonus auszulösen. Haben wir die Bedingung erfüllt, gehen wir alle Karten an unserem Tableau entlang und erhalten den Bonus für die Karten, die die soeben gewählte Aktion anzeigen.
Außerdem dürfen wir nach jedem Zug prüfen, ob wir eine der Bedingungen erfüllt haben, um einen Terrakotta-Krieger ins Mausoleum zu setzen. Zum Beispiel, dass wir die nötige Anzahl Paläste und Gouverneure in einer bestimmen Provinz haben. Dies bring sofort Siegpunkte und fürs Spielende noch einen Bonus für jede Reihe und Spalte, die wir vollendet haben.
Wie fühlt sich ein Zug in Zhanguo: Das erste Kaiserreich an?
Es ist mein Zug und ich habe noch zwei Karten auf der Hand. Schnell habe ich entschieden, dass es aktuell nichts bringt, eine Karte ans Tableau zu spielen. Zum einen habe ich keine Karte Schrift mehr auf der Hand, für die ich gerne Tokens sammeln würde, um den aktuellen Rundenbonus dafür zu erhalten. Zum anderen kann ich mir aktuell nicht erlauben, auf eine der Aktionen zu verzichten. Denn es ist noch so viel zu tun und ich habe so wenig Zeit.
Ich entscheide mich also eine Karte an den Hof zu spielen. Mein Ziel ist es, einen Gouverneur nach Wei zu bringen, da mir dieser noch für die Mausoleumsvoraussetzung fehlt. Doch mir fehlen noch zwei Beamte. Ich könnte jetzt einfach einen einsetzen und einen anderen verschieben. Aber ich habe eine andere Idee. Ich stelle zwei Arbeiter in Qi ein. Da meine Karte höher war als die vorherige, darf ich noch die Bonusaktionen meiner zuvor ans Tableau gespielten Karten auslösen.
Ich darf mir ein Plättchen Schrift nehmen, welche mir wieder die Mehrheit sichert. Zusätzlich darf ich einen Arbeiter verschieben. Hier wähle ich einen der gerade eingesetzten in Qi und verschiebe ihn nach Zhao. Viel wichtiger, ich darf noch zwei Beamte verschieben. Hierdurch führe ich den noch fehlenden General und Architekten nach Wei.
Als ich das nächste Mal dran bin, spiele ich erneut eine Karte an den Hof und wähle die Aktion Gouverneur setzen. Ich entferne die drei unterschiedlichen Beamten in Wei und platziere dort einen Gouverneur. Als Bonus wähle ich die 3 Siegpunkte je Alchemistenkarte vor Ort. Macht bei zwei Karten 6 Punkte. Der Unruhemarker wird wieder auf 0 gesetzt. Leider war meine Karte wieder höher als die vorherige, wodurch ich keinen Bonus erhalte. Aber ich darf als Entschädigung noch einen Beamten in eine Nachbarregion verschieben. Dadurch wandert dann noch der General von Qi nach Zhao.
Viel wichtiger ist, dass ich nun die Voraussetzung für die Mausoleumskarte in Wei erfülle. Ein Palast und ein Gouverneur. Also bewege ich einen meiner Terrakottakrieger aus der Vorhalle auf die passende Mausoleumskarte. Ich erhalte 3 weitere Siegpunkte. Klingt nach wenig, aber ich habe dadurch eine Spalte fertig bekommen, was am Spielende weitere 10 Punkte ausmacht.
Das hat mir an Zhanguo: Das erste Kaiserreich gefallen!
Ich habe einen ersten großen Fehler gemacht. Nach der Lektüre der Regeln dachte ich mir, dass das alles ja ganz nachvollziehbar klingt und ich das Spiel voll im Griff hätte. Was habe ich mich geirrt. Ich gelobe hiermit, dass ich beim nächsten Brocken wirklich erst einmal eine halbe Partie spiele, bevor ich irgendwem das Spiel beibringen möchte. So stolperten wir auch durch die ersten Züge und fragten uns, was wir hier eigentlich tun. Doch plötzlich landete das fehlende Puzzlestück an seinem Platz. Es machte Klick und das Spiel wurde lesbar. Nun wusste ich nicht nur, was ich die ersten Züge falsch gemacht habe, sondern auch, welche Strategie ich verfolgen würde.

Das Lesen hat mich nicht darauf vorbereitet, was mich erwartete.
Macht man alles richtig, fühlt sich das Spiel sehr belohnend an. Dies erzielt es nicht nur durch Erfüllung der Aufgaben, sondern auch dadurch, dass wir immer wieder kleine Erfolgserlebnisse haben. Sei es ein besonders gut passender Bonus, dass unsere Karten an den Tableaus immer mehr zulassen oder eine Mehrheit, die wir anderen Mitspielern wegschnappen.
Das Spiel selbst ist nicht sonderlich interaktiv. Aber die Nuancen, die es beim Umgang mit den Mitspielern setzt, können fordern. Ich muss sie stets im Blick behalten, damit ich mir keinen Mehrheitenbonus zwischen den Runden nehmen lasse, den ich unbedingt brauche. Oder dass ich in den Mausoleumswertungen doch noch das Quäntchen schneller bin, um mir höhere Punkte zu sichern. Das sorgt für viele Abwägungen, die ich während der Partie zu treffen habe. Auch wenn ich nicht dran bin. So bin ich nicht immer zum warten verdammt, sondern versuche herauszulesen, was sie vorhaben und wo sie mir schaden könnten. Beziehungsweise, welche Ziele einer Verfolgung lohnen.
So war unsere Partie nach Anfangsschwierigkeiten doch sehr spannend und überraschend.
Das nervte mich an Zhanguo: Das erste Kaiserreich!
Ich weiß, nach einer Partie schon von zwanghaften Aktionen zu sprechen, ist schon sehr gewagt. Aber ich behaupte dennoch, dass es sehr wichtig ist, mit dem Schiff voranzukommen. Das hatte ich zu sehr vernachlässigt, was zur Folge hatte, dass ich zu wenige Bonuskarten im Tableau hatte. Und die helfen ungemein! Zumal sie doppelt belohnen. Im Spiel selbst und am Ende als Siegpunktmultiplikator!
Auch war mir die Symbolik nicht immer so richtig klar. Teilweise sogar dann nicht, wenn ich sie im Regelheft nachgeschlagen hatte. Das wurde mit der Partie selbst zwar besser, aber so ganz unterstützend fühlte es sich nicht immer an.
Zusätzlich hätte ich mir thematisch etwas mehr Dichte erhofft. Viele Bereiche fühlen sich so stark abstrahiert an, dass man sich gedanklich den Ablauf nicht direkt vorstellen kann. Beispielsweise sind mal die Arbeiter für die Mauer genannt, die aus unterschiedlichen Provinzen kommen müssen. Mechanisch verständlich, um eine weitere Hürde einzubauen. Aber thematisch erschließt sich mir hier der Sinn nicht.
Das Spiel selbst ist sehr geradlinig. Bisher konnte ich noch keine großartig unterschiedlichen Wege erkennen. Aber das mag vielleicht eine Vorabverurteilung sein. Nach aktuellem Kenntnisstand fehlen diese jedoch. Wobei ich noch nicht weiß, ob mich das auf Dauer stören wird oder nicht. Viel wichtiger ist eines. Schicksal bewahre mich vor einer Partie mit Menschen, die zur Analyse Paralyse neigen. Denn Zhanguo lädt nicht nur dazu ein, sondern zwingt einen förmlich dazu, darin zu versinken.
Freue ich mich auf die nächste Partie Zhanguo: Das erste Kaiserreich?
Aber so was von! Schließlich hat mich die erste Partie nur erkennen lassen, was ich falsch gemacht habe. Ich will wissen, wie weit ich das noch optimiert spielen kann. Außerdem möchte ich ja noch meine Theorie über das Schiff prüfen. Zusätzlich hatte ich mit meiner ersten Partie definitiv Spaß! Auch meine Mitspielenden freuen sich auf das nächste Mal.
Etwas skeptisch bin ich, wenn ich neue Spielende an das Spiel heranführen muss. Denn eine gewisse Lernkurve ist da und ich ihnen schon ein Stück voraus.
Eines weiß ich jedoch. Ich werde noch einige Partien brauchen, um eine umfängliche Rezension abgeben zu können. Aber das stört mich nicht. Im Gegenteil. Aktuell freue ich mich darauf.
Zhanguo: Das erste Kaiserreich kaufen:
Spiele-Offensive (Affiliate Link)
Transparenz
Bei unserer Testausgabe von Zhanguo: Das erste Kaiserreich handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Dieses wurde uns freundlicherweise von Giant Roc ohne Verpflichtungen oder Beeinflussungen zur Verfügung gestellt.
Mehr Informationen zu Affiliate Links und Rezensionsexemplaren findet ihr in unserer Übersicht zur Transparenz und in den Bestimmungen zum Datenschutz.
Michi
Ich fand die Partie Klasse. Naja ok ich hab auch gewonnen.
Anfangs war ich komplett überfahren von der Optik, so viele Symbole und Zeichen. Teils sehr ähnlich aber doch mit andrer Bedeutung. Das hat sich, meiner Meinung nach aber bis zum Ende der Partie gut aufgeklärt.
Ja das Schiff fahren macht viel aus, aber ich glaube am Ende waren es doch meine Kettenzüge die es mir ermöglicht haben auf viele Dinge reagieren zu können. Die hätte ich ohne das entsprechende Kartenglück aber so auch gar nicht legen können.
Das fühlt sich natürlich schon gut an wenn mit einer Aktion viele coole Dinge getriggert werden.
Ich würde es auf jeden Fall noch ein paar mal mitspielen um zu schauen wie abhängig man wirklich von den Karten ist und ob es eine über Strategie gibt die man anwenden könnte.