SPIELSTIL Rezension

Fantastische Reiche

Lesezeit: 4 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Bruce Glassco
erschienen bei Strohmann Games

- 6.Jan.2021

Nachdenklich schaut mich der Mann mit der Krone von der Spielschachtel aus an. Ich bin mir nicht sicher, ob er mit seinem Reich, das er erschaffen hat, zufrieden ist. Ich will es ihm aber gleich tun und meines bauen, am besten genau nach meinen Vorstellungen. Fantastische Reiche will mir das mit seinen 55 Karten ermöglichen.

Vom Hundertsten ins Tausendste kommen

(Sprichwort)

Fantastische Reiche ist ein Kartenspiel, in dem ich meine Hand aus 7 Karten so gut wie möglich optimieren möchte. Dabei ziehe ich in jeder Runde eine Karte entweder aus der Auslage oder vom Nachziehstapel und lege dann eine in die Auslage ab. Liegen 10 Karten aus, ist das Spiel zu Ende. Der Spieler mit den meisten Punkten auf der Hand gewinnt.

Die verschiedenen Kartentypen (Farben), die es gibt.

Das Ziel ist es, die Karten so zusammenzustellen, dass sie sich perfekt ergänzen. Die Karten haben Abhängigkeiten zueinander, so können manche andere Karten sperren, oder sie sind selbst nichts Wert ohne eine andere Farbe, oder sie geben einen Bonus, wenn bestimmte Farben auf der Hand sind.

Nein , aber ja aber nein aber ja aber nein aber ja aber nein aber ja

(Vicky Pollard)

Robert meint:

Ein paar Karten, ein paar Regeln, alles easy? Mitnichten! Jedes Mal, wenn ich die 7 Karten auf die Hand bekomme, öffnet sich ein Raum an Möglichkeiten, Wahrscheinlichkeiten und Hoffnungen. Im Kopf bildet man die ersten Kombinationen, die einträglich erscheinen. Diese 3 will ich auf jeden Fall behalten, diese 2 gehen auf jeden Fall raus, da sie mir zu viel blockieren, die anderen 2 könnten noch was bringen. Mit jeder weiteren gezogenen Karte klärt sich das finale Bild immer mehr und es wir immer schwieriger, neue Karten sinnvoll einzuordnen. Bringen sie mir mehr Punkte, als ich schon habe oder laufe ich Gefahr, eine andere Karte zu blockieren. Die Abhängigkeiten sind vielfältig und nicht immer gleich zu überblicken. Man prüfe also genau, bevor man sich auf ewig bindet und auch was man dann abwirft. Denn auch die vermeintlich schlechtere Karte kann integraler Bestandteil der Punktekette gewesen sein. Bei der Auswertung haben wir schon einige Überraschungen erlebt, weil ein Detail übersehen wurde.

So kann eine gute Hand aussehen (236 Punkte)

Eine Partie ist je nach Gruppe oft eine schweigsame Angelegenheit. Meistens ist man damit beschäftigt, die Karten zu gruppieren und zu bewerten. Die besten Momente sind die, wenn ein Mitspieler hypnotisiert auf die Karten stiert und immer wieder stöhnt, weil er nicht weiß, was er tun soll. Menschen mit Anfälligkeit zur Grübelstarre brauchen hier geduldige Mitspieler. Ansonsten ist es fast einerlei, mit wie vielen man um den Tisch sitzt. Die Interaktion besteht nur daraus, sich ausliegende Karten wegzuschnappen. Das geschieht fast nie absichtlich, da jeder viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, um zu realisieren, was andere sammeln. Die Partien spielen sich weitestgehend spannungsarm, denn ich habe keine Ahnung, wie ich mich im Vergleich zu den anderen schlage. Abgerechnet wird erst zum Schluss. Die Abrechnung ist ein Ding für sich. Jede Hand wird anhand ihrer Abhängigkeiten ausgewertet. Wer darauf keine Lust hat, dem kann ich die kostenlose App nur ans Herz legen. Ein Sieg wird dann nach der Rechnerei oft nur kurz nickend hingenommen und fühlt sich auch nicht als solcher an. Es sein, denn ein Spieler hat einen besonders hohen Score erreicht, dann wirft man vielleicht noch einen Blick auf das Blatt, bevor es weiter geht.

Die App mit der man den Punktestand berechnen kann.

Ich sehe durchaus eine gewisse Tiefe in diesem Spiel, die gestellte Aufgabe ist komplex und irgendwie interessant. Mit jeder Partie wird man besser und taucht noch ein wenig weiter ein. Doch auf der einen Seite ist es mir zu viel Arbeit für das, was ich bekomme und zu zufällig auf der anderen Seite. Außer einsamen Grübeln passiert nicht viel, es gibt wenig Emotionen und ich kann keinen Spannungsbogen erkennen. Strategisch vorzugehen ist nur in sehr schmalen Bereichen möglich, denn ob ich ein gutes Blatt bekomme, hängt doch stark vom Glück ab.

Oder ihr macht die Abrechnung auf herkömmliche Weise.

Fantastische Reiche wird vom Verlag als Familienspiel geführt. Was den Umfang der Regeln angeht mag das passen. Aber schon allein die Vernetzung der Karten zu erkennen und für sich zu nutzen, wird die meisten Familien, die nicht fest in der Brettspielblase verortet sind, überfordern.

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Fantastische Reiche von Bruce Glassco

Ein kurzes Kartenspiel, bei dem während dem Spiel wenig passiert außer viel schweigendes Grübeln und das Ende leider nur kurz abgenickt wird.

Spielstil – Wertung

Robert:

5/10
Das gefiel uns
  • interessante Verknüpfung der Karten
Das nicht so
  • Spannungsarm
  • Zu glückslastig für Strategien

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen vergünstigt vom Verlag bekommen.

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Robert Alstetter

Brettspieler und auch Sammler mit Hang zum Minimalismus - Rollenspieler D&D 5e - Hobbykoch und ProfiEsser - softwarebegeistert - Sportlaie auf dem Mountainbike - Musikkonsument

So erreicht ihr Robert:

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