SPIELSTIL Rezension

Dragorun – Huch! – 2018

Lesezeit: 2 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Sven M. Kübler
erschienen bei Huch!

Wer Spielstil schon länger verfolgt weiß, dass ich meine Familie häufig in Spielenachmittage oder -abende einbinde. Wir genießen das. Zeit gemeinsam verbringen. Miteinander spielen und lachen, manchmal sich gegenseitig beschimpfend dasitzen und das Leben genießen. Dementsprechend bin ich auch immer auf der Suche nach neuen Titeln, die uns an den Spieltisch locken. „Dragorun“ sah ganz nach einem weiteren Klassiker aus, der Partie um Partie gespielt werden würde. Aber ich gestehe hiermit offiziell, ich habe mich getäuscht.


Unsere größten Ängste sind die Drachen, die unsere tiefsten Schätze bewahren.

(Rainer Maria Rilke)

„Dragorun“ besteht nur aus wenigen Regeln. Jeder Spieler schnappt sich einen Drachen. Die Würfel geben an, wie sich welche Echse zu bewegen hat. Möchte man einen anderen Drachen, tauscht man einfach. Hat es dann einer ins Ziel geschafft gewinnt der Spieler, der diesen Drachen aktuell führt.

In dieser Galerie findet ihr einen kurzen Ablauf des Spiels:

Komm lass uns "Dragorun" spielen haben sie gesagt. Das wird lustig, haben sie gesagt.
Nun darf sich jeder einen Drachen aussuchen. Ich nehme spontan gelb. Denn gelb gewinnt immer.
Der erste Spieler würfelt. Er ist damit noch nicht zufrieden.
Spontan wirft er den weißen Würfel erneut.
Gemäß dem Ergebnis rennt der lila Drache los.
"Hah!" Denke ich mir. "Nicht gelb wird gewinnen, sondern lila!" Also tausche ich meinen Drachen mit dem meines Nachbarn.
Glücklicherweise darf ich meinen Drachenchip umdrehen. Dieser ist nun bis zu meinem nächsten Zug geschützt. "Hah! Schluckt meinen Staub!"
Zusätzlich zum Tausch muss ich noch ein Dino Ei ziehen und erhalte... Den Giftpilz... Mist... So lange ich diesen habe, kann ich das Spiel nicht gewinnen.
Der nächste Spieler ist am Zug und wirft einen Joker samt Schnecke.
Grinsend stellt er meinen lila Drachen ganz nach hinten. Meine Halsschlagader beginnt zu pochen, zumindest so lange, bis ich feststelle, dass ich so wenigstens meinen Giftpilz wegbekommen könnte. Denn dazu muss ich Letzter im Rennen sein.
Der nächste Spieler wirft blau + Schnecke.
Noch hämischer grinsend stellt er den blauen Drachen ganz nach hinten. Meine Halsschlagader meldet sich erneut.
Ich bin an der Reihe und drehe meinen Chip wieder auf die farbige Seite. Mein Drache dürfte wieder geklaut werden. Nur wird kein anderer Lust darauf haben.
Ich selber auch nicht. Ich würfle. Blau + -1.
Da mir das noch nicht so schmeckt werfe ich den weißen Würfel erneut.
Damit katapultiere ich den blauen Drachen wieder an die Spitze. Ich freue mich wieder Letzte zu sein. Dann wird mir klar, wie traurig der Umstand eigentlich ist. Die Hälfte der ausliegenden Schokolade wandert in mich hinein.
Der nächste Spieler wirft rot + 3.
Da andere Drachen übersprungen werden setzt sich rot ganz an die Spitze. Mein lila Drache ist nun allein.
Als ich wieder am Zug bin nutze ich die Gunst der Stunde.
Ich werfe das Ei ab.
Danach würfle ich. Grün soll auf den ersten Platz. Mein linkes Auge zuckt unkontrollierbar.
Da ich das so nicht stehen lassen kann werfe ich den schwarzen Würfel erneut.
Voller Freude setze ich lila erneut an die Spitze. Ich bin wieder im Spiel.
Als das Spiel endet erkenne ich die Ironie. Hätte ich nur auf mein Motto ("Gelb gewinnt immer") gehört. Da dieser aktuell niemandem gehört haben wir alle verloren. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was die letzten 10 Minuten genau passiert ist. Nur eines weiß ich. Pilze vertrage ich wohl nicht.


Selbst ein Drache nimmt nur den Weg, den er kennt.

(Chinesisches Sprichwort)

Auch, wenn sich das nun nicht so anhören wird. Ich mag bunte Spiele voller Chaos. Stimmt der Grad des Durcheinanders ist mir sogar ein hoher Anteil an Zufall vollkommen egal. Doch das Chaos Element ist in „Dragorun“ nicht präsent genug, um als Unterhaltsam empfunden zu werden. Man fühlt sich zwar vollkommen ausgeliefert aber auf die unbefriedigende Art und Weise. Es werden ein paar Entscheidungen vorgegaukelt, die allesamt eigentlich überhaupt keine Gewalt über das Spiel haben, was dieses für Erwachsene total belanglos macht.

Kinder wiederum sind von der fehlenden Kontinuität abgeschreckt. Sie mögen die Unterscheidung in Schwarz und Weiß – Gut und Böse. Dementsprechend ist es für sie frustrierender, wenn ihr Drache auf dem letzten Platz wandert, obwohl das Spiel so ausgelegt ist, dass das überhaupt keine Aussage über Sieg oder Niederlage hat. Dadurch, dass jeglicher Zwischenstand vollkommen egal ist, kommt dann leider keinerlei Spannungsbogen auf.

Auch ein Wechsel zu einem anderen Drachen, was eigentlich ein zentrales Element des Spiels sein soll, macht im Grunde genommen zu keinerlei Zeitpunkt wirklich Sinn. Selbst, wenn man weit abgeschlagen hinter allen anderen liegt kann ein einziger geworfener Pokal ausreichen, um wieder ganz vorn zu sein.

„Dragorun“ setzt sich gekonnt zwischen alle Stühle. Präsentiert sich wie ein „Tempo kleine Schnecke“ auf Ecstasy, schafft es aber trotz dem hohen Aufforderungscharakter nicht zu überzeugen.

Dragorun

Huch! 2018


Autor: Sven M. Kübler
Dauer: ca. 10 – 15 Minuten
Spieler: 2 – 5
Schwierigkeit: Einsteiger

Anmerkungen

Dragorun – Huch! – 2018 von Sven M. Kübler

  • Erscheint bei Huch!
  • Für 2 – 5 Spielende und dauert ca. 10 – 15 Minuten
  • Am besten geeignet für Einsteiger

Spielstil – Wertung

Christian:

2/10

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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