SPIELSTIL Rezension

Die Klinik Deluxe Edition

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Spiel entwickelt von Alban Viard
erschienen bei Giant Roc

Ich bin mir sicher schon häufiger erzählt zu haben, dass Spiele mit Krankenhaus-Thema auf mich faszinierend wirken. Woher das rührt, kann ich nicht sagen. Es ist nicht so, dass ich mich gerne in den realen Vorlagen befinde. Aber vielleicht liegt es einfach am fassbaren, menschlichen Hintergrund, der greifbar scheint und so eine tolle, emotionale Ebene erschafft.

Die Klinik Deluxe ist der nächste Vertreter des Genres, der vorwiegen die logistischen Herausforderungen beleuchtet. Ob es dabei mit mehr punkten kann, als nur der isometrischen Ansicht, erzähle ich euch in dieser Rezension.

Das Angebot schafft sich seine Nachfrage. Ganz salopp gesagt: Wo ein Krankenhaus ist, liegt auch ein Kranker drin.

(Norbert Blüm)

Der Kern von die Klinik Deluxe ist gar nicht mal so schwer. Wir sind jeweils gleichzeitig am Zug und entscheiden geheim, welche der drei Aktionen wir ausführen möchten. Wir können zwei Anlagen bauen, welche neue Räume, wie auch Parks, Parkplätze und Knotenpunkte im Transportsystem umfassen. Oder wir kümmern uns durch die Aktion Einstellen um neues Personal. Hier stehen uns Universitätsabsolventen als Ärzte oder auf dem restlichen Arbeitsmarkt Pfleger und Hilfskräfte zur Verfügung. Zuletzt können wir uns mit Patienten versorgen, wobei wir vorher – genügend Aktionspunkte voraussetzend – noch mit der Warteliste und den Krankheiten jonglieren dürfen.

Der typische Aufbau für zwei Spieler.

Doch hier kommt schon die erste Krux. Egal, wer in unser Krankenhaus kommt, er bringt ein Auto mit, welches geparkt werden muss. Dabei schwindet mit dem Wachstum der Klinik der vorhandene Platz, an dem wir die Autos abstellen dürfen.

Und wieder müssen zwei Autos untergebrach werden.

Damit jedoch noch nicht genug. Denn nach drei Aktionen müssen wir zeigen, dass unser Wegesystem gut durchdacht ist. Denn egal, ob Angestellte oder Patienten, alle müssen durch irgendeinen Eingang an ihr Ziel laufen. Nachteil, je mehr Schritte sie dabei machen müssen, desto weiter schreiten wir auf der Zeitleiste voran, welche am Ende Minuspunkte darstellen.

Die Minuspunkte sammeln sich ziemlich schnell an, wenn man nicht entgegenwirkt.

Zuletzt geht es noch in die Finanzphase, in der unsere Ärzte die Patienten um ihr Geld erleichtern… äh… sie behandeln… Je stärker die Krankheit, desto mehr Geld erhalten wir dafür. Von diesem müssen wir dann noch die Gehälter und den Unterhalt bezahlen. Beim Restgeld müssen wir uns entscheiden, ob wir diese in Siegpunkte umwandeln oder unserem Barvermögen zuführen möchten.

Wir waren fleißig und haben drei Patienten versorgt. Die Kasse klingelt.Nach sechs Runden ist alles vorbei. Nun wird noch alles zu Punkten gemacht, was nicht niet- und nagelfest ist. Wer dann die meisten hat, gewinnt.

Das Leben ist ein Krankenhaus, in dem jeder Patient den Wunsch hat, sein Bett zu wechseln. Der eine möchte lieber vor dem Kaminfeuer leiden, der andere ist überzeugt, daß er nahe dem Fenster gesund werden würde.

(Charles Baudelaire)

Christian meint:

Bevor ich anfange zu erzählen, möchte ich erst einmal loswerden, dass ich mich auf das Spiel gefreut hatte. Es sieht nicht nur interessant aus, auch die Anleitung verspricht ein schönes Spiel voll spannender Entscheidungen. Jedoch kam der Titel bei mir nie so richtig über die ist ja ganz nett Phase hinaus. In jeder unserer gespielten Partien war es stets so, dass die ersten zwei bis drei Runden noch richtig schön zu spielen waren. Man ist sich gegenseitig in die Parade gefahren, hat sich die interessanten Arbeitskräfte und Patienten weggeschnappt und den eigenen Campus ausgebaut. Danach übernahm die Verwalterei die Überhand.

Die zwei Ärzte dürfen dank der Pfleger beide Patienten versorgen. Dabei erhalten wir durch die tolle Aussicht – auf den Park – noch einen Bonus.

Der Hauptteil eines Zuges bestand nun daraus, aufzulösen, was man in Mikro-Entscheidungen zuvor erschaffen hatte. Seien es die Autos, die geparkt und später wieder entfernt werden wollten, Wegfindungen und das Zählen der nötigen Schritte oder Geld einnehmen und sofort wieder ausgeben. Dabei wurden auch sinnlose Zwischenschritte erschaffen, wie durch Hilfskräfte, denen man zuerst 1 $ Lohn anrechnet, nur um dann 3 $ von den Gesamtkosten abzuziehen. Das wirkt nicht so richtig rund, sondern eher unsauber designt.

Auch, dass die Ärzte in der Klinik durch Überarbeitung immer schlechter werden, jedoch nur durch einen einzigen Raum wieder auf Vordermann gebracht werden können. Heißt, ich könnte jetzt nicht mal entscheiden, ob ich jemanden vor der Verdummung bewahre, indem ich ihn in Urlaub schicke. Klar gehört das zu einer Herausforderung des Spiels, fühlt sich aber irgendwie nur falsch an.

Die Symbole und deren Verwendung wirken auf den ersten Blick sehr verwirrend. Ist aber alles halb so schlimm.

Aber das ist nicht die einzige Regel, die nur deswegen existiert, um uns Steine in den Weg zu legen. Warum sollte man zum Beispiel in einer Klinik keine gleichfarbigen Räume angrenzend bauen dürfen? Warum darf man architektonisch nicht etwas andere Wege gehen, sondern muss immer auf anderen Räumen bauen? Ich habe das Gefühl, dass manche der Regel einfach entstanden ist, weil man eine relativ einfache Spielidee zu einem komplexen Spiel aufbauschen wollte.

Noch ist alles übersichtlich.

Es wäre Klinik Deluxe gut zu Gesicht gestanden, wenn man Unnötiges weggelassen und dafür die Kernstärken ausgebaut hätte. Wenn man dabei auch noch den Verwaltungsaufwand und das fitzelige platzieren und entfernen der Autos gestrichen worden wäre, hätte dem Spiel auch nur optisch etwas gefehlt. So, wie es jetzt ist, habe ich nicht unbedingt Lust auf eine weitere Partie der abstrakten Würfelschieberei. Auch nicht auf die im Spiel bereits befindlichen Erweiterungen.

Dir hat die Rezension gefallen? Du denkst wir liegen völlig daneben? Lass uns wissen was du denkst.

Die Klinik Deluxe Edition von Alban Viard

Mehr Puzzlespiel, als Simulation eines Krankenhauses. Dabei sieht das Spiel zwar toll aus, verursacht aber mehr Verwaltungsaufwand, als spielerische Entscheidungen.

  • Erscheint bei Giant Roc
  • Für 1 – 4 Spielende und dauert 60 – 150 Minuten
  • Am besten geeignet für Experten

Spielstil – Wertung

Christian:

4/10
Das gefiel uns
  • Gutes logistisches Puzzle.
  • Bis auf diverse Sonderregeln nicht zu schwer zu erlernen.
Das nicht so
  • Mehr Verwaltungsaufwand, als Spiel.
  • Die Autos sehen gut aus, nerven aber nur.
  • Manche Regel untergräbt die Thematik.
Hier bekommt ihr „Die Klinik Deluxe Edition“

Spiele-Offensive

Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.

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Christian Renkel

Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

So erreicht ihr Christian:

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