SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 1 Minute
Ein Spiel entwickelt von Alexander Krys
erschienen bei iDVenture
Escape Rooms haben alle eines gemeinsam. Sie werfen einen in abstruse Situationen um einem mit irrsinnigen Rätseln den Verstand zu rauben. Doch „Das Feuer in Adlerstein“ ist anders. Gefangen ist man nicht selbst, sondern ein gewisser Carl Notebeck. Er wurde wegen Brandstiftung verhaftet, beteuert jedoch seine Unschuld. Wir selbst sind namen- und gesichtslose Detektive, die diverse Unterlagen des Verdächtigen erhalten. Ermittlungen, die er selbst angestellt hatte. Mit diesen sollen wir den wahren Täter finden.
Ein erfrischend anderer Ansatz. Kein Zeitdruck, kein zwanzigmal um die Ecke denken, sondern reine Deduktion. Doch wie schlägt sich dieses neue Konzept gegen die Konkurrenz?
(William Shakespeare)
Eigentlich ist schon alles gesagt. In der Akte sind viele Schriftstücke, die nach und nach ein Bild ergeben. Zusätzlich helfen die richtigen Suchen im Internet und weitere Gegenstände, die dem Spiel beiliegen. So finden wir verschiedene Verdächtige, müssen ihre Motive ermitteln und prüfen, ob sie ein wasserdichtes Alibi haben. Schritt für Schritt kommen wir der Lösung näher, welche wir zuletzt auf einer eigens dafür geschaffenen Homepage eingeben. Hier erfahren wir, ob wir richtig liegen.
(Friedrich Schiller)
Eines vorweg. „Das Feuer in Adlerstein“ ist Arbeit. Um hinter das Geheimnis zu gelangen müsst ihr euch durch viele Schriftstücke ackern und den einzelnen Dokumenten Informationen entlocken. Dabei müsst ihr mal mehr, mal weniger offensichtliche Zusammenhänge entdecken. Im Endeffekt fühlt sich das Spiel dabei wie ein normaler Bürojob an. Und doch geht von der Akte eine gewisse Faszination aus. Wir lernen Stück für Stück die Personen der Handlung kennen. Erhaschen Einblicke in das Leben anderer und müssen ihr Verhalten deuten.
Dabei wurde natürlich wieder kräftig in der Klischeekiste gerührt. Viel fehlt nicht mehr, um die Checkliste für ZDF-Krimis zu erfüllen. Aber andererseits erwartet man auch genau dies. Ist es nicht besser einem bekannten Schema zu folgen, als komplett auszubrechen? Ich persönlich habe für Spiele lieber eine nachvollziehbare Geschichte, als abstruse Situationen, nur, weil man etwas Anderes erschaffen wollte, als alle anderen. Wen das stört, der wird mit der Storyline nicht glücklich werden.
Und ja, ich habe Storyline gesagt. Auch, wenn die Erzählmethode nicht linear ist, ergibt sich mit jedem entschlüsselten Hinweis ein weiteres Puzzlestück, welches die Geschehnisse von „Das Feuer in Adlerstein“ beleuchtet. Dass man hierzu jedoch einen Facebook-Account benötigt wird manchem sicherlich sauer aufstoßen. Zumal man hierzu keinerlei Hinweis auf der Schachtel findet. Derjenige, der sich bisher gegen Facebook gewehrt hat, wird sich im Verlauf des Spiels ärgern. Jedoch muss man zugeben, dass sich die Immersion durch diesen Kniff enorm steigert. Wenn Personen der Handlung plötzlich nicht nur ein Gesicht, sondern auch ein Leben erhalten, verschwimmen die Grenzen und ziehen einen weiter in die Geschichte. Es sind diese Details, die aus dem gespielten Kriminalfall etwas Besonderes machen. Und doch gibt es einen Wermutstropfen. Dadurch, dass die Hinweise auf Facebook öffentlich einsehbar sind, konnten die Bilder auch kommentiert werden. Tut euch selbst einen Gefallen und lest die Kommentare nicht, denn eine Intelligenzbestie hat es geschafft einen Teil der Lösung zu posten.
Trotz der dichten Atmosphäre kommt „Das Feuer in Adlerstein“ nicht ganz ohne Rätsel aus. Zwei von ihnen haben mich dann ziemlich Nerven gekostet. Eines der beiden war wenigstens noch nett eingebettet, aber total unrealistisch. Das zweite war zwar als mechanische Umsetzung als Rätsel nachvollziehbar, passte jedoch eigentlich nicht in die Geschichte.
Trotzdem wurde ich durch diese Detektivgeschichte sehr gut unterhalten. Ich habe die Akte komplett alleine bearbeitet und mir dafür Zeit gelassen. Fast zwei Stunden haben mich die Geschehnisse in ihren Bann gezogen, bevor ich bereit war das Spiel zu lösen. Dabei wurde nichts zerstört. Das Spiel kann schnell wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, so dass andere Spieler oder Gruppen erneut ihr Geschick als Ermittler überprüfen können. Ja, „Das Feuer in Adlerstein“ ist im Grunde genommen Arbeit. Es ist nichts für jedermann. Wer sich jedoch darauf einlässt wird eine angenehme Alternative zu allen auf dem Markt befindlichen Escape-Rooms entdecken. Ich hätte bitte gerne mehr davon!
Detective Stories – Das Feuer in Adlerstein – iDVenture 2018 von Alexander Krys
Christian:
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