Ich mag süße Geschichten. Aber nur, wenn sie nicht zu kitschig sind. Richtig gestaltet schaffen sie es einen Punkt in mir zu erreichen, der für Phantastereien reserviert ist. Diesen hat „Der Herr der Träume“ bereits bei der Ankündigung des englischen Originals „Stuffed Fables“ direkt gedrückt. Hey, wer bei Stofftieren, die ihr Kind vor bösen Träumen beschützen wollen, nicht sofort ins Schwärmen gerät, sollte mal zum Arzt gehen. Okay, vielleicht bin auch ich nicht ganz normal. Wer weiß das schon? Ich jedoch habe überprüft, ob meine Vorschuss-Träumereien wirklich gerechtfertigt waren.
Warum können wir uns nicht in Träumen treffen und uns alle unsere Fragen beantworten?
(Katherine Mansfield)
„Der Herr der Träume“ ist nicht nur eine Ansammlung von spielbaren Geschichten. Das ganze Spiel ist ein Ringbuch, auf deren einzelnen Seiten Abenteuer auf unsere Stofftiere warten. Dabei wird natürlich viel gekämpft, aber auch andere Aufgaben müssen erfüllt werden. Wir steuern unsere Helden über Würfel, die wir aus einem Beutel ziehen. Die Farbe gibt dabei an, für welche Aktion wir sie verwenden können. Aufgelockert wird das Spiel durch viele kleine Geschichten und Entscheidungen, die uns mal helfen und mal Steine in den Weg legen. Haben wir ein Abenteuer bewältigt, ohne dass unser Kind aufgewacht ist, haben wir „gewonnen“. Dabei ist das Fortschreiten in der Geschichte die größte Belohnung.
In dieser Galerie findet ihr einen Kampf als Beispiel zum Ablauf des Spiels:
Ich bin es müde, geträumt zu haben, freilich nicht müde zu träumen.
(Fernando Pessoa)
Christian meint:
Wie schon „Dream Catcher“ sorgt „Der Herr der Träume“ dafür mich einfach mit einem guten Gefühl zu versorgen. Ich mag spielerische Märchen gerne. Sie heben sich so schön vom sonstigen Einerlei ab. Wenn es einfach mal nicht darum geht Abenteurer in einen Dungeon zu schicken, um alle Monster zu töten oder in einem Euro Rohstoffe zu sammeln und zu verwerten. Jedoch hat auch „Der Herr der Träume“ mit ein paar Macken zu kämpfen.
So ist zum Beispiel die Zielsetzung bzw. die Umsetzung der Regeln nicht immer richtig klar. Vor allem dann, wenn es an die richtig abwechslungsreichen Abschnitte geht, die mit dem Standardregelwerk nichts zu tun haben. Gewöhnt man sich daran, auch mal eine eigene Entscheidung über den Verlauf zu treffen, kann man darüber hinwegsehen. Jedoch ist es natürlich genauso möglich sich über den Mangel im Design aufzuregen.
Auch ist der Würfelmechanismus nicht immer das Gelbe vom Ei. Wenn wir beispielsweise einen Fernkämpfer haben, der ums Verrecken keine grünen Würfel zieht, ist das – vor allem für jüngere Spieler – eher frustrierend. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man zum Beispiel zwei Würfel gegen einen einer beliebiger Farbe hätte austauschen dürfen? Wobei wir ehrlicherweise sagen sollten, dass der oben erwähnte Fall eher ein Extrembeispiel ist. Es kommt äußerst selten vor, dass man so überhaupt nichts machen kann.
Toll sind die Geschichten selbst. Sie laden zum Träumen ein. Wobei sie ihren Reiz am meisten mit Kindern entfalten. Sie haben ihren Spaß, benötigen aber bereits Ausdauer und Sitzfleisch. Denn eine Geschichte dauert gerne mal zwei Stunden oder länger. Dabei ist der Einstieg ins Geschehen selbst und das Kampfsystem relativ einfach gehalten. Das Regelwerk ist übersichtlich und auch Kinder haben keine großen Probleme mit den Abläufen. Die Mechanik funktioniert dabei in allen Belangen einwandfrei und auch ein Scheitern sorgt nicht dafür, dass man automatisch die Geschichte verliert. Im Gegenteil, es wird lediglich ein anderer Weg eingeschlagen.
„Der Herr der Träume“ ist für mich dennoch ein schönes, rundes Spiel, welches ich von der ersten, bis zur letzten Minute mit meiner Familie genossen habe. Dabei ist mir bewusst, dass ich über den einen oder anderen Makel einfach hinweggesehen habe, um mir ein positives Erlebnis beizubehalten. Wobei, ein Problem hat meine Ausgabe, welches mich schier in den Wahnsinn treibt. Die letzte Seite ist falsch auf das Ringbuch aufgefädelt und fällt dadurch immer wieder ab. Ich hoffe, dass ich hier einfach ein Montagsmodell erwischt habe und die Produktion in anderen Spielen besser gelaufen ist.
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Der Herr der Träume
Asmodee
Autor: Jerry Hawthorne | |
Dauer: ca. 90 Minuten | |
Spieler: 1 – 4 | |
Schwierigkeit: Einsteiger – Fortgeschrittene |
Anmerkungen
Der Herr der Träume: Die Stoffi Chroniken – Asmodee – 2018
- Erscheint bei Asmodee, Plaid Hat Games
- Für 1 – 4 Spielende und dauert ca. 90 Minuten
- Am besten geeignet für Familie
Spielstil – Wertung
Hinweis:
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Tom
Vielleicht habe ich auch das falsche Spiel erwartet – nach Maus & Mystik und Tailfeathers habe ich zumindest ein halbwegs ernstes Spiel erwartet. Doch der seltsame Würfelbeutel und die albernen Minispielchen haben mir Stuffed Fables total verleidet.
On Top kam für mich, dass die Figuren zur hälfte wirklich toll aussehen, vor Allem die Helden, während die Gegner eher lieblos dahin modelliert wurden und auf viel zu klobige Bases gesetzt wurden. Man kommt sich vor wie mit einem Spiel für 1jährige: Kannst Du schon die Formen? Hm? Was ist ein Kreis? Und was ein Quadrat??
Feine, runde Bases mit einem kleinen Symbol in der jeweiligen Form als Abdruck wären deutlich schöner gewesen!
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