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Das Mindestmaß für Brettspiele

Lesezeit: 3 Minuten

Mit #BG2GETHER wollen wir uns, genau wie jeden anderen Monat, gemeinsam mit Kolleg*innen einer weiteren Frage stellen. Diesmal werden wir wieder einmal zurückblicken. Uns selbst analysieren und auch das eine oder andere Geständnis abliefern. Denn wir fragen uns:

Frage des Monats Juli 2023

Brettspiele wie Fun Facts, Impact und That’s not a hat bringen immer wieder die Diskussion auf, was ein Spiel ist und was nicht. Doch was macht für euch persönlich ein Brettspiel aus? Ab wann darf es sich überhaupt Spiel nennen? Welche Eigenschaften muss es mindestens in sich vereinen? Was muss es mitbringen, um euch zu begeistern?

Ich erinnere mich an ein Interview mit Sid Meier (Civilization, Pirates, Colonization) in dem er sinngemäß sagte, dass ein Spiel eine Aneinanderreihung interessanter Entscheidungen ist. Lange Zeit war auch das meine erste Definition, wenn man mich fragte, was ein Brettspiel eigentlich ausmacht. Schließlich möchte ich doch gefordert werden und gleichzeitig soll sich nichts beliebig anfühlen. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.

Denn inzwischen habe ich meine persönliche Erklärung etwas verfeinert. Natürlich mag ich immer noch Spiele, die mich fordern. Die mich in sich reinziehen, weil es sich so anfühlt, dass alles von mir und meinem gewählten Weg abhängt. Aber es gibt auch noch die andere Kategorie. Die Brettspiele, die einfach Spaß bringen sollen. Wie beispielsweise Partyspiele.

Bevor jetzt ein Gerücht aufkommt. Ich bleibe immer noch dabei. Die meisten Partyspiele sind einfach überflüssig. Zumindest dann, wenn der einzige Reiz sich daraus erschließen soll, dass man sich selbst zum Deppen macht. So durfte ich mich in der Schulzeit schon zu Genüge fühlen – angeheizt durch meine Klassenkameraden – das brauche ich heute nicht mehr.

Nein, was für die Kategorie der seichteren Spiele viel wichtiger ist, sind Emotionen. Transportiert das Spiel diese, dann kann es noch so blödsinnig oder billig designt sein. Denn es hat seinen Zweck erfüllt. Robert zieht mich gerne mit Impact auf. Denn für ihn ist das kein Spiel. Und ja, ich kann ihn verstehen. Aber der Witz daran ist eben nicht, dass man hier seinen Geist einbringen muss oder etwas beeinflussen kann. Nein, man freut sich einfach, wenn der Zufall einem besonders hold ist.

Ja, auch ich motze oft genug über Brettspiele, die rein vom Zufall abhängen. Aber das unterstreicht meine These eigentlich umso mehr. Denn diese haben es dann eben nicht geschafft, mich emotional zu packen, sondern verlassen sich alleine darauf, dass man einen persönlichen Reiz daraus zieht, Fortunas Spielball zu sein. Ihnen fehlt ein Kniff, der mich dazu bringt, einen Sieg zu erringen, für den man sich eigentlich nicht feiern sollte.

Also, was muss ein Brettspiel mindestens mitbringen, um von mir als Spiel anerkannt zu werden? Nicht Würfel, Karten oder Meeple lautet hier die Antwort. Es gibt eine viel einfachere Hürde. Spaß und Emotionen. Zumindest dann, wenn die interessanten Entscheidungen fehlen. Deswegen ist That’s not a hat für mich auch ein Spiel, selbst wenn es eher wie ein gesellschaftliches Experiment daherkommt.

Aber hier ist die Grenze halt ziemlich verschwommen. Jeder definiert Spaß und Emotionen anders. Wo wir wieder bei Partypielen wären. Es gibt Menschen, die sich einfach scheckig lachen, wenn irgendjemand pantomimisch ein schlafendes Zebra mit Durchfall darstellen muss. Ich gehöre da nicht dazu. Was für andere hier ein Spiel sein kann, ist für mich einfach nur seltsam. Aber ihnen dürfte es ähnlich gehen, wenn ich dann ein Brass: Birmingham aufbaue und meine Augen dabei vor Freude leuchten.

Ich könnte jetzt natürlich in einen gewissen Rant verfallen und lauter Brettspiele aufzählen, die für mich eigentlich nicht als Spiel gelten. Oder, die ich einfach nur als extrem schlecht empfinde, obwohl sie ihre Fanbasis haben. Das erspare ich mir an dieser Stelle. Wer so etwas dennoch gerne liest, ist hier nochmals offiziell zu meiner Flop 10 der miesesten Lizenzspiele eingeladen.

Natürlich hätte man die Überlegung, ob ein Spiel ein Spiel ist, auch wissenschaftlich angehen können. Aber das überlasse ich Menschen, die mehr Ahnung davon haben als ich. Mir wäre hier schon zu müßig, eine allgemeingültige Definition aufzustellen. Aber vielleicht haben die anderen Teilnehmenden diesen Ansatz gewählt? Erfahrt es, wenn ihr euch die einzelnen Beiträge anseht.

Die weiteren Teilnehmenden:

Ihr seid Content Creator im Brettspielbereich und möchtet an der #BG2GETHER Aktion mitmachen? Schickt uns einfach eine kurze Mail an Christian@Spielstil.net.

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Written by Christian Renkel
Christian liebt Brett- und Videospiele mehr, als ausreichenden Schlaf. Dabei ist ihm am wichtigsten, dass er in der jeweiligen Welt versinken kann. Egal, ob es die geschickte Mechanik oder die überkochende Emotion ist.

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