SPIELSTIL Rezension
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Spiel entwickelt von Dávid Turczi, Simone Luciani
erschienen bei Board & Dice, Giant Roc
Die Grundidee von Nukleum basiert auf einer alternativen Zeitlinie. Also der Frage, was wäre passiert, wenn die Menschheit an einem Punkt der Geschichte anders abgebogen wäre. In Nukleum hat es die Wissenschaftlerin Elsa von Frühlingsfeld geschafft, schon früh Uran zur Energiegewinnung einzusetzen. So wurde Sachsen das europäische Zentrum der Energiegewinnung und Nukleumkraftwerke die Hoffnung der Zukunft.
Nun eine Generation später streben wir an den sächsischen Hof, um die industrielle Revolution voranzutreiben. Wer schafft es, die vom König vorgegebenen Meilensteine am besten umzusetzen?
Von Giant Roc wurde eine deutsche Version produziert. Ein Spiel, welches auch auf unserem letzten Spielewochenende auf den Tischen gelandet ist. Doch was bietet das Spiel um nukleare Energie, Dominosteine und Technologien?
(Hilmar Kopper)
In einer Partie Nukleum werden wir Stück für Stück ein Schienennetz ausbauen. Hiermit erschaffen wir ein Netzwerk, welches uns erlaubt, Gebäude, Minen und Turbinen zu bauen. All dies benötigen wir, um erfolgreich Gebäude mit Strom zu versorgen und Verträge zu erfüllen. Dafür gibt es nicht nur Sieg-, sondern auch Erfolgspunkte.
Die Erfolgspunkte setzen wir ein, um Meilensteine zu einzufordern. Diese ergeben am Spielende zusammen mit ihren Multiplikatoren dann noch einen wahren Punktesegen. Und nur wer seine Chancen richtig nutzt, wird den Sieg in Nukleum erringen.
Gesteuert wird alles über Aktionssteine, die einem Domino-Spiel ähneln. Wir nutzen sie, um entweder Aktionen direkt auszulösen oder um sie als Schienen einzusetzen. In letzterem Fall müssen sie farblich passen, um die Aktion auszuführen.
Der große Vorteil ist jedoch, dass wir auch in Zukunft davon profitieren. Baut nämlich jemand farblich passend an, nutzen wir die Aktion erneut. Außerdem gibt es einen schönen Einkommensbonus, wenn eine Schienenstrecke abgeschlossen ist.
Damit wir auch etwas Abwechslung haben, gibt es insgesamt vier Technologietableaus zu entdecken. Diese und die zufällig ausgelosten Wertungsplättchen geben eine Richtung vor, in die wir unser Imperium ausbauen.
Das Spiel selbst endet, wenn zwei von fünf Endbedingungen erfüllt sind. Dann geht es in eine letzte Runde und die Endabrechnung der Siegpunkte.
(Johann Wolfgang von Goethe)
Nukleum macht keinen Hehl daraus, dass die geistigen Vorbilder Brass und Wasserkraft sind. Diese werden jedoch nicht so offensiv zitiert, dass man keine Unterschiede erkennen könnte. Nein, wir fühlen zwar die Handschrift, doch der Mix bietet genügend eigene Ideen, um sich abzuheben.
Dabei hatte ich jedoch mit meiner ersten Partie etwas mehr Arbeit, als ich es mit einem eleganten Brass hätte. Die Regeldichte ist größer, die Wenn-dann-Vorgaben häufiger. Dennoch geht eine Erstpartie Nukleum nicht allzu schwer von der Hand. Klar, es gibt ein paar Entscheidungen, deren Auswirkung ich erst später verstehen werde. Aber dennoch ist es mir auch so schon möglich, viele Punkte zu generieren.
Dies wird dadurch erkauft, dass für viele Aktionen am Ende des Spiels Punkte verteilt werden. Die Multiplikatoren erfreuen mit einer das Belohnungszentrum stimulierenden Ausschüttung. Das macht Spaß, hier feiern wir uns. Es sorgt jedoch auch für etwas Unübersichtlichkeit. Wir sehen nur schwer, wer denn nun während der Partie in Führung liegt.
Dafür bietet Nukleum eine grandiose Mischung aus Optimierung, Timing und Grübeleien. So etwas liebe ich einfach. Wie weit kann ich das System ausreizen? Wann muss ich eine Chance ergreifen? Und vor allem, wie soll ich das überhaupt erreichen?
Schön empfinde ich dabei auch, dass man Zeit hat, seine Planungen voranzubringen. Es gibt kein Ende, wenn man seinen persönlichen Mangel im Griff hat. Lediglich unsere Mitspieler und deren Ausbreitung sorgen dafür, welche Möglichkeiten im Endspiel zur Verfügung stehen. Denn es gibt durchaus Interaktion in Nukleum, was für mich jedes Euro-Spiel bereichert.
Was mich etwas enttäuscht sind die Technologietableaus. Ja, die Idee, die Forschungen zur Hälfte einzusetzen, um sie dann ganz einzubauen, wenn sie entwickelt sind, ist nett. Nur passen die Plättchen nicht so richtig. Ich bin gespannt, wann die ersten Ärmchen abknicken.
Auch war ich über das Inlay erstaunt. Dieses darf man sich selbst zusammenbauen. Jedoch gibt es keinen Hinweis, wie es denn gedacht wäre. Vor allem der aufgedruckte QR-Code ist enttäuschend. Denn er führt zu keiner Bauhilfe, sondern einer Produktseite von Nukleum. Aber wofür brauche ich die, wenn ich das Spiel sowieso schon gekauft habe?
Aber es ist, wie es ist. Nukleum ist eine Bereicherung in der Euro-Spiellandschaft. Ich habe die bisherige Zeit mit dem Spiel sehr genossen. Und ich bin mir sicher, dass es auch in Zukunft noch häufiger auf dem Spieltisch landen wird. Es ist keines der vielen guten Spiele, die irgendwann vergessen werden. Denn der Mix ist durchaus spannend. Wird es aber Brass aus meinem Brettspielregal vertreiben? Definitiv nicht.
Nukleum von Dávid Turczi, Simone Luciani
Christian:
Hinweis:
Wir haben das Rezensionsexemplar ohne Auflagen gratis vom Verlag bekommen.
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L-Roy
Kleiner Hinweis: ähnlich wie Barcelona war Nukleum nicht im „Crowdfunding“ der Spieleschmiede, sondern wurde direkt auf den Markt gebracht.
Denny Crane
Das Spiel würde ich gerne mal irgendwo mitspielen. Ein Kauf würde sich nicht lohnen, da es nicht so leicht bei uns auf den Tisch käme. Aber interessant klingt es auf jeden Fall
Christian Renkel
Ich würde dir gerne anbieten mitzuspielen. Ich hätte auch noch Zimmer für unser Spielewochenende übrig. 😉